Ausbeutung ausländischer Gastarbeiter aufgedeckt

Typhoon Lan trifft auf den Westen Japans. Foto: epa/Jiji Press Japan
Typhoon Lan trifft auf den Westen Japans. Foto: epa/Jiji Press Japan

TOKIO: Im rasant alternden Japan will die Regierung verstärkt gegen Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern vorgehen. Bei den Opfern handelt es sich um junge Teilnehmer eines umstrittenen Praktikumsprogramms, das Japan seit 1993 ärmeren Ländern anbietet. Im vergangenen Jahr sei es an mehr als 7200 Arbeitsplätzen, wo solche Ausländer beschäftigt waren, zu Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen und anderen illegalen Praktiken gekommen, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch unter Berufung auf eine jüngste Erhebung der Zentralregierung in Tokio.

Das Programm soll Ausländern eigentlich Fachkenntnisse in der Landwirtschaft und im verarbeitenden Gewerbe vermitteln. Doch stattdessen werden diese sogenannten Trainees Anwälten zufolge von Firmen oft als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und leben isoliert von der Gesellschaft. Oft haben sich die jungen Menschen verschuldet, um für das Programm nach Japan zu kommen. Wiederholt kam es zu tödlichen Unfällen und gar Suiziden. In Reaktion auf die Kritik veranlasste Japans Regierung die Erhebung und erwägt eine Überarbeitung des Programms.

Hierzu schickte das Arbeitsministerium Inspekteure in rund 10.000 Firmen, denen Fehlverhalten vorgeworfen wurde. In den meisten dabei aufgedeckten Fällen seien Sicherheitsauflagen zum Beispiel bei der Bedienung von Maschinen missachtet worden, hieß es. In fast 1700 Fällen sei es zudem zu exzessiven Arbeitszeiten und Unterschlagung von Löhnen durch die Arbeitgeber gekommen. So habe ein Unternehmen vier Praktikanten illegalerweise mehr als 100 Überstunden die Woche arbeiten lassen.

In 21 schweren Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden, hieß es. Man werde sich weiterhin bemühen, die Unternehmen zu überwachen und anzuleiten, wurde ein Beamter des Arbeitsministeriums zitiert. Ende vergangenen Jahres lebten demnach rund 325.000 solcher Ausländer in Japan. Im Vorjahr waren es noch rund 276.000 gewesen.

Ähnlich wie Deutschland braucht auch Japan angesichts einer rasanten Überalterung der Gesellschaft dringend mehr ausländische Arbeitskräfte, will allerdings kein Einwanderungsland werden. Japans Regierung sorgte dafür, dass mehr Frauen in den Arbeitsmarkt integriert und ältere Japaner länger beschäftigt werden. Zudem konzentriert sich die Wirtschaft sehr stark auf Digitalisierung und Automatisierung. Doch das reicht längst nicht mehr aus. Ohne ausländische Arbeitskräfte geht es auch in Japan nicht mehr.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.