Auch Merkel nach 4:0 gegen Portugal happy

WM-Traumstart dank Müller

Auch Merkel nach 4:0 gegen Portugal happy

SALVADOR: Besser hätte die deutsche Mannschaft kaum in die WM starten können: Gleich mit 4:0 besiegte das Team von Bundestrainer Jaochim Löw im ersten Gruppenspiel Portugal. Thomas Müller wird mit drei Toren zum Matchwinner, Jerome Boateng schaltet Cristiano Ronaldo aus.

Arm in Arm posierte Lukas Podolski nach dem perfekten WM-Start für ein Foto mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Noch in der Kabine hatte die Regierungschefin dem deutschen Team am Montag in Salvador zum glanzvollen 4:0 (3:0)-Sieg gegen Portugal gratuliert und der Elf von Joachim Löw alles Gute für den weiteren Turnierverlauf in Brasilien gewünscht. «Ich hoffe, dass auf dieses Spiel noch sechs weitere folgen», hatte Merkel schon vor der Partie erklärt. Den Grundstein dafür legte die Elf um den überragenden Dreifach-Schützen Thomas Müller mit einer Gala, die Fußball-Deutschland sofort in Party-Stimmung versetzte.

«Das ist einfach sensationell. Machen wir uns nichts vor, das war ein Fifty-Fifty-Spiel, und dann so ein Ergebnis!», sagte ein begeisterter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nach dem 100. deutschen WM-Spiel, das auch bei der Konkurrenz für den erhofften «Wow»-Effekt sorgte. «Thomas hat das schon sehr, sehr gut vorne gemacht. Er hat auch immer wieder Lücken gerissen für andere und drei Tore erzielt. Die Mannschaft war auf den Punkt genau topfit», lobte Bundestrainer Löw, dessen Konzept zum Turnierstart perfekt aufging.

Vor 51.081 Zuschauern in der Arena Fonte Nova in Salvador traf neben Müller, der seine WM-Tore sechs bis acht (12./Foulelfmeter, 45.+1, 78.) erzielte, Mats Hummels mit einem wuchtigen Kopfball (32.) für das deutsche Team. Letztmals waren Miroslav Klose 2002 drei Tore für Deutschland in einem WM-Auftaktspiel gelungen.

«Das war eine tolle Mannschaftsleistung», sagte Jerome Boateng, der das Duell gegen Superstar Ronaldo klar für sich entschied. «Schön, dass wir heute mit so einem Sieg nach Hause fahren, aber wir sind noch lange nicht am Ende», versprach Kapitän Philipp Lahm.

Das neue 4-3-3-System ging voll auf - und auch die letzte personelle Entscheidung mit Mario Götze in der Startelf saß. Nach der Roten Karte für Portugals Abwehrchef Pepe nach einer Tätlichkeit gegen den in der Sturmspitze bärenstarken Müller in der 37. Minute hatte die deutsche Mannschaft endgültig freie Bahn zu dem von Löw erhofften «Start nach Maß» in die Titelmission in Brasilien.

Mit einem weiteren Erfolg am Samstag in Fortaleza gegen Ghana kann das Team nun schon die Weichen für das Achtelfinale stellen. Auch vor vier Jahren war dem Team in Südafrika zum Auftakt gegen Australien ein 4:0 gelungen.

Mit seinen mutigen Personalentscheidungen lag Löw beim Start in sein viertes Turnier goldrichtig. Das flexible Spiel der offensiven Dreierreihe mit Mesut Özil, Müller und Götze stellte die Portugiesen vor schier unlösbare Probleme. Aber auch die Abwehr mit vier gelernten Innenverteidigern machte ihre Sache zur Freude der etwa 10.000 deutschen Fans ausgezeichnet.

Boateng ließ dem gefürchteten Ronaldo wie schon zum EM-Start vor zwei Jahren praktisch keinen Stich. Seine einzige Chance besaß der Weltfußballer in der 90. Minute bei einem Freistoß, den Manuel Neuer prächtig abwehrte. Sehr aufmerksam agierten Per Mertesacker und Hummels im Zentrum. In der 72. Minute sorgte Hummels für eine Schrecksekunde, als er angeschlagen vom Feld humpelte. «Ich gehe davon aus, dass es nicht dramatisch ist», sagte Löw, der von einem Schlag auf den Oberschenkel bei dem Dortmunder sprach.

Vom defensiven Mittelfeld-Trio fiel allein Lahm mit ein paar Ballverlusten ein wenig ab, während Toni Kroos und Sami Khedira immer wieder ankurbelten und den Weg nach vorne suchten. In vorderster Front machte WM-Torschützenkönig Müller in seinem 50. Länderspiel mit drei Treffern da weiter, wo er 2010 in Südafrika aufgehört hatte. Ein Dreierpack war ihm zuvor im DFB-Trikot noch nie gelungen.

Bei schweißtreibenden Temperaturen leitete die erste gelungene Kombination der Offensivreihe die Führung ein. Nach einer Ballstafette über Özil und Müller wurde Götze im Strafraum von Joao Pereira am Arm festgehalten und ging zu Boden. Müller verwandelte dem von serbischen Referee Milorad Mazic verhängten Strafstoß sicher zum 1:0 - sein erstes Länderspieltor per Elfmeter.

Die deutsche Elf kontrollierte das Spiel nun fast nach Belieben. Gefährlich wurde es immer dann, wenn in der Spitze die beweglichen Özil oder Götze angespielt wurden. In der 31. Minute bediente Özil von rechts Götze, dessen Schuss zur Ecke abgefälscht wurde. Den von Kroos nach innen geschlagenen Ball wuchtete Hummels mit dem Kopf zum 2:0 in die Maschen. Da hielt es auch die Bundeskanzlerin nicht mehr auf ihrem Sitz. Stehend applaudierte Merkel dem Team.

Nach der Roten Karte gegen Real-Madrid-Profi Pepe, der Müller die Hand ins Gesicht schlug und dem am Boden sitzenden Münchner dann noch einen Kopfstoß verpasste, war die Partie nach 37 Minuten praktisch endgültig entschieden. «Ich wollte auf keinen Fall etwas herausholen oder schinden. Die Aktion war überflüssig», sagte Müller, der die zahlenmäßige Überlegenheit nach Zuspiel von Kroos zum 3:0 nutzte. Höher hatte eine deutsche Mannschaft zur Halbzeit eines WM-Spiels zuletzt 2002 gegen Saudi-Arabien geführt, als es nach dem 4:0 zur Pause am Ende 8:0 hieß.

Sechs Minuten nach Wiederanstoß demonstrierte Özil einmal mehr seine Schwäche im Abschluss, als er Rui Patricio etwas lässig anschoss und damit das sicher scheinende vierte Tor vergab. Auch Götze (69.) schaffte es aus aussichtsreicher Position nicht, den nächsten Treffer nachzulegen. Das gelang dafür Müller zwölf Minuten vor dem Ende in einer Art und Weise, wie man es früher von seinem legendären Namensvetter Gerd kannte: Mit einem Abstauber im Fünf-Meter-Raum. (Foto: epa)

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.