Königspaar besucht Schau «Dalí-Freud»

​Zwei Seelenforscher in Wien 

Besucher besichtigen das Dalí-Theater und -Museum am Tag seiner Wiedereröffnung in Figueres, Girona, Katalonien. Foto: epa/David Borrat
Besucher besichtigen das Dalí-Theater und -Museum am Tag seiner Wiedereröffnung in Figueres, Girona, Katalonien. Foto: epa/David Borrat

WIEN: «Sigmund Freud war unser Bahnbrecher», schrieb Salvador Dalí über den Einfluss der Begründers der Psychoanalyse auf die Surrealisten. Die Begegnung mit der Traumdeutung Freuds habe den spanischen Maler ab 1926 künstlerisch befreit und entfesselt, sagte die Generaldirektorin des Belvedere, Stella Rollig, am Donnerstag bei der Präsentation einer Ausstellung in dem Wiener Museum. Unter dem Titel «Dalí-Freud, eine Obsession» beleuchten rund 100 Werke - darunter Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Filme, Bücher und Briefe - das Verhältnis der beiden Seelenforscher. Der spanische König Felipe und seine Frau Letizia werden die bis 29. Mai dauernde Schau am Montag offiziell eröffnen.

Der später sehr exzentrische Dalí sei in seiner Kindheit und Jugend eher schüchtern gewesen, bedrückt von einem herrschsüchtigen, jähzornigen Vater, sagte Kurator Jaime Brihuega. In den Schriften Freuds habe er zu seiner Erleichterung Erklärungsmodelle für die eigenen Ängste und Neurosen gefunden.

Einige der Bilder, die Dalí mit feinsten Pinselstrichen gemalt hat, sind auch Ausdruck für die Einsamkeit des Künstlers, nachdem ihn sein Vater verstoßen hatte. In «Schlafende Frau in einer Landschaft» (1931) sind in einer öden Umgebung der teils geöffnete Rücken und Kopf einer abgemagerten Frau zu sehen, deren Hand mit einer Perlenkette an einen toten Baum gefesselt ist. In Rücken und Kopf finden sich Muscheln und Schnecken.

Dalí entwickelte unter dem Eindruck Freuds die «paranoisch-kritische Methode», die sich dem Spiel mit der Wahrnehmung widmet. In «Schwäne spiegeln Elefanten wider» (1937) setzt der Spanier Kippbilder ein. Betrachter sehen Unterschiedliches, abhängig von ihrem Blickwinkel.

Der Spanier hatte mehrfach versucht, Freud kennenzulernen, und war nach Wien gereist. «Morgens besichtigte ich den Vermeer in der Sammlung Czernin und nachmittags besuchte ich Freud nicht, weil ich ausnahmslos hörte, er sei gesundheitshalber auf dem Lande», beschrieb der Künstler seinen von Frust geprägten Aufenthalt. Zum einzigen Treffen der beiden kam es unter Vermittlung von Stefan Zweig 1938 in London. Dabei habe der Psychoanalytiker das fanatische Temperament des Spaniers bewundert, sagte Brihuega. Und Freud habe seine Meinung über die Surrealisten, die er bisher eher für Narren gehalten habe, geändert.

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