Zverev zu Umgang mit Diabetes

Muss «klare Struktur geben»

Der Deutsche Alexander Zverev. Foto: epa/Aroline Blumberg
Der Deutsche Alexander Zverev. Foto: epa/Aroline Blumberg

PARIS: Wegen seiner Diabetes-Erkrankung muss sich Alexander Zverev auch während Tennisspielen Insulin spritzen. Bei den French Open sind die Regeln dafür anders als bei anderen Turnieren.

Alexander Zverev hat einen einheitlichen Umgang mit seiner Diabetes-Erkrankung bei den French Open gefordert. Bei normalen Turnieren auf der ATP-Tour setzt sich der Tennis-Olympiasieger auf der Bank beim Seitenwechsel die Insulinspritze, beim Sandplatzklassiker in Paris muss er dafür den Platz verlassen.

«Beim letzten Mal wurde mir gesagt, dass das als Toilettenpause gilt. Da habe ich gesagt: Leute, es kann sein, dass ich vier, fünfmal vom Platz laufen muss», sagte der 26-Jährige nach dem Viertelfinaleinzug durch das 6:1, 6:4, 6:3 gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow am späten Montagabend bei Eurosport und führte bei der Pressekonferenz weiter aus: «Ich habe nur zwei Toilettenpausen. Das heißt, dass mir eine gewisse Sache nicht erlaubt ist, die notwendig für mein Leben ist.»

Ihm sei von Verantwortlichen gesagt worden, dass es aussehe, als würde er «etwas Komisches» machen, wenn er sich auf dem Platz spritze, als ob er dopen würde. «Ja, ihr seid nicht sehr, sehr schlau. Ich bin, seit ich dreieinhalb Jahre bin, Diabetiker. Wenn ich mich nicht spritze, komme ich in Lebensgefahr», betonte Zverev.

Einmal im Turnier habe ein Oberschiedsrichter nicht über seine Erkrankung Bescheid gewusst und gesagt, dass er einen Arzt rufen solle. Auch bei dieser Partie gab es nach dem zweiten Satz wieder Debatten mit der Schiedsrichterin um dieses Thema. «Ich habe der Schiedsrichterin gesagt: Entscheidet euch, was ihr wollt von mir, aber schickt mich nicht hin und her. Es soll einfach eine klare Struktur geben, was ich machen soll. So ist es ein Hin und Her, und keiner weiß, was ich zu tun habe.»

Im August 2022 hatte Zverev seine langjährige Diabetes-Erkrankung öffentlich gemacht. Bei dem gebürtigen Hamburger war im Kindesalter die Diagnose Diabetes Typ 1 festgestellt worden. Er hatte vor knapp einem Jahr auch die Gründung seiner Stiftung «Alexander Zverev Foundation - Aufschlag gegen Diabetes» bekannt gegeben.

Diabetes (Zuckerkrankheit) ist eine Stoffwechselkrankheit, der Körper kann dadurch kaum oder kein Insulin mehr produzieren. Der Typ 1, wie bei Zverev, ist bisher nicht heilbar, sodass die Betroffenen ihr Leben lang Insulin spritzen müssen.

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Guenter Scharf 07.06.23 18:20
Essen und Insulinspritzen bei langem Sport
@michael von wob, 06.06.23, 18:20: ich bin "Experte", weil seit 38 Jahren (ging in meinem 39. Lebensjahr los) Typ 1-Diabetiker und seitdem (Leiungs-)Sportler (42 Marathons, Ultramarathons/50 bzw. 100 km, 8 Ironman)
Zu deiner Frage: JEIN. Bei mehrstündigen sportlichen Aktivitäten muss man auf jeden Fall essen bzw. Energie zuführen. Denn die gespeicherte Energie in den Muskelzellen und der Leber (Glykogen/Zucker) geht zur Neige.
Ob immer Insulin gespritzt werden muss ist nicht eindeutig. Es gibt Analoginsuline, die wirken nur ca. 2 Std. Es gibt aber auch Langzeitinsuline, die bis zu 12 Std. wirken.
Ich selbst spritze nicht, sondern trage eine Insulinpumpe (Katheter für den Körperzugang sitzt auf der Bauchdecke). Da wird kontinuierlich den ganzen Tag über Analoginsulin abgegeben. Die Pumpe ist programmiert. Denn der stündliche Insulinbedarf ändert sich im Laufe des Tages (+/- 50 %)
Bei mir ist es so, dass ich beim täglichen Training und Wettkämpfen wesentlich weniger Insulin benötige. Da programmieren ich die Insulinpumpe auf bis zu 50 %.
Jetzt bist auch du "Experte". 555
michael von wob 06.06.23 18:20
Ich bin kein Experte,
aber Zverev muß in einem mehrstündigen Match Essen und vor dem Essen spritzen. Muß jeder Typ 1 machen, oder ?
Hans-Dieter Volkmann 06.06.23 16:50
G.Scharf 06.06.23 16:04 Insulinbedarf
Ihre Darstellung ist korrekt. Zu beachten ist die Individualität des Patienten. Sie sind Typ 1, ich Typ 2. Heute bin ich 83 Jahre und glaube, dass ich nach jahrzehntelanger Insulinpflicht nicht ganz falsch gehandelt habe.
Viele Grüße und bleiben Sie noch lange gesund.
Guenter Scharf 06.06.23 16:04
Insulinbedarf, Sport und Diabetes
@Hans-Dieter Volkmann, 05.06.23,: 14:10: ich habe auch viel Erfahrung, weil ich mit 30 Jahren, d. h.vor 38 Jahren insulinpflichtiger Diabetiker geworden bin - genau wie Zverev Typ I, d. h. da produzieren die Inselzellen auf der Bauchspeicheldrüse praktisch kein Insulin mehr. Das muss gespritzt werden - oder wie bei mir durch eine Insulinpumpe abgegeben werden.
Ja, Zverevs sportliche Aktivität erfordert sehr viel Energie. Ich bin nach meinem Diabetes-Ausbruch zum (Leistungs-)Sportler geworden (Marathon, Ultramarathon, Triathlon mit 8-malihen Ironmann-Finish. Bei den Wettkämpfen und dem täglichen Training habe ich auch viel Energie verbraucht. ICH musste allerdings meine Insulinzufuhr während des Trainings und der Wettkämpfe deutlich reduzieren - bis auf 50 %.
In der Literatur hatte ich die Erklärung gefunden, dass i. d. R
hohe körperlivh Aktivitäten (das kann schon Gartenarbeiten oder Hauskatze sein) den Insulinbedarf reduziert. Es hieß, Insulin öffne die Zellwände ETWAS, damit Zucker aus den Adern in die Zellen gelange (Türöffnereffekt). Starke körperliche Aktivität/Sport REISSE die Zellwände aber richtig weit auf. Der Blutzucker fließe nicht, sondern, schieße in die Zellen.
O. k., das mag bei jede/m Diabetiker/in anders bzw. individuell ausgeprägt sein.
Hans-Dieter Volkmann 06.06.23 14:10
Guenter Scharf 06.06.23 13:30
Herr Scharf, ich bin zwar kein Mediziner, aber habe eine Menge an diabetologischer Erfahrung gesammelt. Die von Zverev geleistete sportliche Aktivität, ist mit normaler Aktivität nicht zu vergleichen. Seine Zellen brauchen enorme Mengen an Kraftstoff (Zucker). Selbst wenn der Zucker im Blut vorhanden ist, heißt das nicht, dass er auch für die Zellen verwertbar ist. Dazu braucht es Insulin in ausreichender Menge. Dieses Insulin produziert die Bauchspeicheldrüse. Im Idealfall in ausreichender Menge. Letzteres scheint bei Zverev wohl nicht der Fall zu sein. Ergo, es wird nachgespritzt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er dies ohne diabetologische Begleitung macht.
Guenter Scharf 06.06.23 13:30
Es gibt auch Langz3it-Induöin
Warum muss Zverev während eines mehrstündigen Temnis-Matches mehrmals Insulin spritzen? Es gibt doch Insulindorten die stundenlang wirken.
Es sollte mal den Arzt wechseln bzw. zu einem/einer richtigen Diabetologen/-in gehen