Trump beendet Zusammenarbeit mit WHO - Organisation schweigt

Präsident Donald J. Trump äußert sich im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington zu China und WHO.
Präsident Donald J. Trump äußert sich im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington zu China und WHO.

WASHINGTON: Der wegen der Corona-Krise unter Druck geratene US-Präsident Trump macht China und die Weltgesundheitsorganisation WHO mitverantwortlich für die Ausbreitung des Virus. Jetzt macht er eine Drohung wahr.

Nach seiner scharfen Kritik an der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat US-Präsident Donald Trump nachgelegt und die Zusammenarbeit aufgekündigt. Ein erst vergangene Woche verkündetes 30-tägiges Ultimatum wartete er nicht ab. «Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesundheitsorganisation beenden», sagte Trump am Freitag (Ortszeit) im Weißen Haus. Die amerikanischen Beiträge würden künftig in andere globale Gesundheitsprojekte gesteckt.

Die WHO äußerte sich zunächst nicht. «Wir haben im Moment keinen Kommentar dazu», sagte ein Sprecher am Samstag. Die Europäische Kommission bezog hingegen klar Stellung für die WHO und drängte Trump, seine Entscheidung zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronavirus helfe nur globale Zusammenarbeit und Solidarität, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen gemeinsam mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. «Alles, was internationale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden.»

Trump warf der WHO erneut vor, von China ungebührlich beeinflusst zu werden, obwohl die USA ein Vielfaches der Beiträge Chinas bezahlten. Die WHO habe Chinas Angaben zu dem Coronavirus zu lange vertraut. Das hatte Trump auch Anfang vergangener Woche in einem Brief an WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus geschrieben. Darin verlangte er, die Organisation müsse sich innerhalb von 30 Tagen ändern. Was er sich konkret darunter vorstellte, sagte er nicht. Jetzt sagte Trump, die UN-Sonderorganisation habe sich notwendigen Reformen verschlossen.

Der US-Präsident beschuldigte die chinesische Regierung erneut, die Verbreitung des Coronavirus nicht verhindert zu haben. Das habe zu der Corona-Pandemie geführt, die inzwischen mehr als 100 000 Menschen in den USA das Leben gekostet hat.

Der US-Präsident hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Er bezeichnete die in Genf ansässige UN-Sonderorganisation als «Marionette» Chinas.

In der Corona-Krise ist der US-Präsident selbst schwer unter Druck geraten. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Ein Vorwurf, den er gegen die WHO erhebt, wird auch gegen ihn gerichtet: China Ende Januar noch für die Transparenz im Zusammenhang mit dem Ausbruch gelobt zu haben.

In einem Tweet vom 24. Januar hatte Trump geschrieben: «China hat sehr hart daran gearbeitet, das Coronavirus einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen ihre Anstrengungen und Transparenz zu schätzen.» Inzwischen wirft Trump China einen Mangel an Transparenz vor.

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Axel Plenkers 30.05.20 21:45
Trump, King of the World
Das schlimmste an der Person Trump ist eigentlich, daß er es schaft die ganze Welt für seine Fehler und Dummheit verantwortlich zu machen. Und keiner stoppt ihn. Warum schafft er das, weil der Rest der Welt nicht an einem Strang ziehen und ihn ausschalten. Was will die USA ohne Europa, China und Russland machen, es wird Zeit das wir daran arbeiten uns von solchen Machthabern unabhängig zu machen, in jeder Hinsicht. Wir brauchen die USA nicht.......
Dieter Kowalski 30.05.20 18:53
Dumm ist der, der dummes tut (C) Forrest Gump.
Die WHO brauch die USA nicht, aber die USA brauchen die WHO. Hat das noch niemand Trump erklärt? Wozu hat der seine Berater?
Nino 30.05.20 17:43
Wahnsinn...
Wer stoppt eigentlich diesen Wahnsinnigen? Trump duldet keine Meinung neben der seinigen (wenn diese auch richtig ist). Ich wünsche mir, dass bei der Wahl im November endlich die Abwahl dieses Chaoten erfolgt.
Ingo Kerp 30.05.20 16:00
Jetzt dürfte es wohl langsam eng werden für Trump, da ihm inzwischen wohl die internationalen Verträge alle ausgegangen sind, die er noch kündigen koennte. Jetzt muß er sich notgedrungen auf weitere politische Erpressungen verlegen.