Nordkorea testet mutmaßliche Mittelstreckenrakete

Eine Interkontinentalrakete (ICBM) des Typs Hwasong-18 mit festem Treibstoff wird an einem ungenannten Ort in Nordkorea für den Start vorbereitet. Foto: epa/Kcna
Eine Interkontinentalrakete (ICBM) des Typs Hwasong-18 mit festem Treibstoff wird an einem ungenannten Ort in Nordkorea für den Start vorbereitet. Foto: epa/Kcna

SEOUL: Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich in jüngster Zeit deutlich verschärft. Der neue Raketentest Nordkoreas kam für Südkorea deshalb nicht ganz überraschend.

Bei seinem ersten Test atomwaffenfähiger Raketen im neuen Jahr hat Nordkorea nach Angaben Südkoreas vermutlich eine Mittelstreckenrakete abgefeuert. Der Start der ballistischen Rakete sei am Sonntag im Gebiet um die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang erfolgt, teilte der Generalstab in Seoul mit. Sie flog demnach etwa 1000 Kilometer ostwärts, bevor sie zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan ins offene Meer stürzte. Der Raketentest fiel zusammen mit der Nachricht, dass Nordkoreas Außenministerin Choe Son Hui in den nächsten drei Tagen einen Besuch in Russland plant.

Weitere Daten zum Raketentest durch die selbst ernannte Atommacht Nordkorea wurden den Angaben Südkoreas zufolge in Zusammenarbeit mit den USA und Japan ausgewertet. Südkoreas Militär ging jedoch vom Test einer Mittelstreckenrakete aus, deren Aktionsradius unterhalb derjenigen von Interkontinentalraketen (ICBM) von mindestens 5500 Kilometern liegt. Zuletzt hatte Nordkorea am 18. Dezember erneut eine ICBM gestartet und den Test später als klares Warnsignal an die USA und ihre Verbündeten bezeichnet.

Der Test erfolgte inmitten wachsender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Nordkorea hatte in den vergangenen zwei Jahren den Umfang seiner Raketentests deutlich erhöht und die Rhetorik gegen die USA und Südkorea verschärft. Zuletzt rief Machthaber Kim Jong Un mehrfach zu verstärkten Kriegsvorbereitungen auf. Beide Länder, die Pjöngjang als wichtigste Feinde bezeichnet, bauten ihre Militärkooperation einschließlich gemeinsamer Manöver aus, warnte Kim.

Südkoreas Militär warf Nordkorea am Sonntag eine erneute Provokation vor. Dem Land sind Starts oder auch nur Tests von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite durch UN-Beschlüsse untersagt. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die auch mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können. Nordkoreas Entwicklung von ICBM richtet sich dabei vor allem gegen die USA.

Südkoreas Verteidigungsminister Shin Won Sik hatte vor wenigen Tagen der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap gesagt, Nordkorea werde wahrscheinlich in diesem Monat einen neuen Typ einer Mittelstreckenrakete mit Festtreibstoff erproben wollen. Beim Start feststoffgetriebener Raketen verkürzt sich die Vorwarnzeit.

Nordkoreas Außenministerin werde Russland von Montag bis Mittwoch auf Einladung ihres Kollegen Sergej Lawrow besuchen, berichteten nordkoreanische Staatsmedien am Sonntag, ohne Details zu nennen. Die wachsende Zusammenarbeit zwischen Pjöngjang und Moskau beunruhigen insbesondere die USA und ihre Verbündeten.

Nach Angaben der US-Regierung hatte Pjöngjang zuletzt Raketenwerfer und mehrere ballistische Raketen an Russland geliefert. Nordkoreanische Raketen würden auch im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt. Die US-Regierung gehe davon aus, dass Nordkorea im Gegenzug für seine Unterstützung militärische Ausrüstung von Russland beziehen wolle, hatte es geheißen.

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