Sieben Tage ohne Fleisch, Alkohol und Sex

Das Vegetarier-Festival auf Phuket ist eine löchrige Angelegenheit

Thailand feiert das Vegetarierfest. Foto: picture alliance/Pacific Press | Vichan Poti
Thailand feiert das Vegetarierfest. Foto: picture alliance/Pacific Press | Vichan Poti

PHUKET: Das Vegetarierfestival ist ein faszinierendes Ereignis, das die tiefe Verwurzelung der chinesischstämmigen Gemeinschaften mit ihrer spiritualen Überzeugung zelebriert. Das Fest, auch bekannt als „Tesagan Gin Je“, hat seine Wurzeln in der chinesischen Tradition und wird in Thailand im Oktober gefeiert. Touristen können sich von den farbenprächtigen Prozessionen und der reichhaltigen pflanzlichen Küche verzaubern lassen.

Über eine Woche kein Fleisch, Alkohol und Sex. Das ist das auferlegte Ziel, mit dem Thais chinesischer Abstammung beim jährlichen Vegetarier-Festival ihre Gläubigkeit unter Beweis stellen. Chinesische Gemeinden in ganz Asien begehen dieses Fest. Aber nirgends ist es so bizarr und eine so löchrige Angelegenheit wie auf Phuket, wo das wohl skurrilste Festival des Landes von Sonntag, 15. Oktober bis Montag, 23. Oktober 2023 gefeiert wird.

Anhänger des chinesischen Schreins von Jui Tui versetzen sich beim Vegetarierfest auf Phuket in Trance. Foto: epa/David Longstreath
Anhänger des chinesischen Schreins von Jui Tui versetzen sich beim Vegetarierfest auf Phuket in Trance. Foto: epa/David Longstreath

Auf Thailands größter Insel Phuket, in der malerischen Altstadt von Phuket Town, findet alljährlich das farbenprächtige Vegetarier-Festival statt. Ein Fest, das nicht nur die Anhänger einer fleischlosen Ernährung begeistert, sondern auch zahlreiche Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht.

Doch nicht nur Männer, sondern auch Frauen stellen ihre göttliche Schmerzunempfindlichkeit unter Beweis. Foto: epa/Yongyot Pruksarak
Doch nicht nur Männer, sondern auch Frauen stellen ihre göttliche Schmerzunempfindlichkeit unter Beweis. Foto: epa/Yongyot Pruksarak

Spiritualität und Tradition

Die Straßen sind geschmückt mit roten, gelben und weißen Fahnen, die die Reinheit und Heiligkeit symbolisieren. Anlässlich des Neumondes im neunten Monat des chinesischen Mondkalenders versammeln sich Gläubige, Touristen und Schaulustige, um die spirituellen und kulinarischen Aspekte dieses traditionsreichen Festes zu erleben.

Die vegetarische Ernährung steht im Zentrum des Festivals, das neun Tage dauert. Die Einheimischen verzichten in dieser Zeit nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Alkohol und andere berauschende Substanzen. Der Grundgedanke dahinter liegt in der Reinigung des Körpers und der Seele.

Neben Körperdurchstechungen gehört auch das Laufen über glühende Kohlen zu den martialischen Ritualen. Foto: epa/Rungroj Yongrit
Neben Körperdurchstechungen gehört auch das Laufen über glühende Kohlen zu den martialischen Ritualen. Foto: epa/Rungroj Yongrit

Schmerzhafte Prozessionen

Eine der beeindruckendsten Traditionen des Vegetarier-Festivals sind die Prozessionen, bei denen Gläubige Körperdurchstechungen mit scharfen Gegenständen durchführen. Priester stechen jungen Männern eine lange Nadel in die Wange, bis sie aus der anderen Seite wieder austritt. Im Laufe der Jahre sind die Objekte, mit denen sich die Gläubigen verletzen, jedoch immer vielfältiger geworden: Dolche, Schwerter oder sogar Motorenteile werden als „Gesichtsschmuck“ verwendet. Die Gläubigen wollen in Trance beweisen, dass einer der neun chinesischen Götter sie unempfindlich für Schmerzen gemacht hat. Mit ihren geisterhaften Kostümen und durchstochenen Wangen ziehen die Teilnehmer durch die Straßen. Die Durchstechungen dienen als Zeichen der Hingabe und Reinigung von Sünden.

Auf allen Vegetarier-Festivals im Land werden vegetarische Leckerbissen in Hülle und Fülle angeboten. Foto: epa/Narong Sangnak
Auf allen Vegetarier-Festivals im Land werden vegetarische Leckerbissen in Hülle und Fülle angeboten. Foto: epa/Narong Sangnak

Vegetarische Genüsse in Hülle und Fülle

Neben den eindrucksvollen Prozessionen ist das Festival bekannt für seine gastronomischen Köstlichkeiten. Überall duftet es nach exotischen Gewürzen und dampfendem Gemüse. Straßenstände bieten eine Vielzahl an vegetarischen Gerichten an, die sich durch ihre geschmackliche Raffinesse und Vielfalt auszeichnen. Von Tofu-Suppen über Tempura-Gemüse bis hin zu gedämpftem Reis – das Angebot ist vielfältig und verlockend.

Das Vegetarier-Festival auf Phuket ist nicht nur ein Fest für die Sinne, sondern auch eine kulturelle Erfahrung, die Besucher aus aller Welt anzieht. Es zeigt, wie Tradition, Glaube und kulinarische Freuden harmonisch miteinander verschmelzen können, und lädt dazu ein, in die faszinierende Welt der vegetarischen Küche Thailands einzutauchen.


Ein Fest mit chinesischen Wurzeln

Unter explodierenden Feuerwerkskörpern werden chinesische Götterstatuen durch die Straßen getragen. Foto: epa/Rungroj Yongrit
Unter explodierenden Feuerwerkskörpern werden chinesische Götterstatuen durch die Straßen getragen. Foto: epa/Rungroj Yongrit

Das Vegetarierfest – auch als Fest der neun kaiserlichen Gottheiten bekannt – ist eine der einzigartigsten und lebendigsten Veranstaltungen in Thailand und hat seinen Ursprung in der chinesischen Kultur. Es wird geglaubt, dass der Verzicht auf Fleisch und Genussmittel dem Einzelnen und der Gemeinschaft zu guter Gesundheit und Seelenfrieden verhilft. Daher beschränken sich viele Thailänder, insbesondere diejenigen chinesischer Abstammung, neun

Tage und Nächte lang auf eine rein vegetarische Ernährung, um Körper, Geist und Seele zu reinigen. Die vegetarische Tradition auf Phuket begann angeblich im Jahr 1825.


Vegetarier-Festivals im ganzen Land

In Pattaya findet das Vegetarier-Festival in der Sawang Boriboon Dhamma Sathan Rescue Foundation statt. Foto: PR Pattaya
In Pattaya findet das Vegetarier-Festival in der Sawang Boriboon Dhamma Sathan Rescue Foundation statt. Foto: PR Pattaya

Am 9. Mondmonat des chinesischen Kalenders, normalerweise im Oktober, werden im ganzen Land Vegetarierfeste mit Anbetungsritualen, vegetarischen Diäten, Verehrung der kaiserlichen Gottheiten, Straßenprozessionen und Feuerlaufrituale veranstaltet. Einige bieten während der neun oder 10 Tage kostenlos vegetarische Gerichte an.

  • Chonburi, vom 13. bis 24. Oktober 2023, Na Jasa Tai Chue Shrine.
  • Pattaya, vom 14. bis 24. Oktober 2023, Sawang Boriboon Dhamma Sathan Rescue Foundation, Naklua.
  • Hat Yai, vom 14. bis 23. Oktober 2023, Supasarn Rangsan Park, Songkhla.
  • Prachinburi, vom 14. bis 23. Oktober 2023, Bampen Thammasathan Foundation.
  • Phang-nga, vom 14. bis 23. Oktober 2023, an sieben Schreinen in der Provinz.
  • Phak Hai, vom 15. bis 23. Oktober 2023, Tai Hong Kong Shrine, Bezirk Phak Hai, Ayutthaya.
  • Maha Sarakham, vom 15. bis 23. Oktober 2023, Khun Wiro Kusolsongkroh Foundation (Eng Tek Tung), Bezirk Kantharawichai.
  • Korat („jia-chai“), vom 15. bis 23. Oktober 2023, im Thai Chinese Vegan Club und bei den Schreinen in der Nähe des Thao Suranari (Ya Mo) Denkmals, Nakhon Ratchasima.
  • Udon Thani, vom 15. bis 23. Oktober 2023, im Schrein des Großen Vaters und der Großen Mutter, Thai Chinese Cultural Centre.
  • Phuket, vom 15. bis 23. Oktober 2023, an 31 Schreinen auf der ganzen Insel.
  • Trang, vom 15. bis 23. Oktober 2023, an den Schreinen im Bezirk Mueang.
  • Ranong, vom 15. bis 24. Oktober 2023, an den Schreinen der Provinz.
  • Chumphon, vom 15. bis 24. Oktober 2023, in der Pu Ming Tai Si Buddha Hall.
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Ham Mmm 15.10.23 18:10
7 Tage
Ohne fleisch und alk ok......aber 6?????
leschim alex 13.10.23 15:00
Vegetarisches Essen wird doch erst dann .....
..... schmackhaft wenn es durch ein anstaendig gewuerztes Goulasch ersetzt wird.
Ingo Kerp 13.10.23 13:40
Als Atheist freut man sich das ganze Jahr über, das man sich keinen Einschränkungen und Restriktionen irgendwelcher religiosen Art unterwerfen muß. Also immer guten Appetit und zum Wohl.