PATTAYA: Am Montag (14. März 2022) eröffnete Thanyawat Kamolwongwat, Mitglied des Stadtrats von Pattaya und Sprecher des Ausschusses für Kinder, Jugendliche, Frauen, ältere Menschen, Behinderte, ethnische Gruppen und LGBTQ, im Pullman Hotel Pattaya als Vorsitzender das Seminar „Prostitutionsgesetz: Ändern oder widerrufen?“.
An der Diskussionsrunde nahmen neben Thitilak Khampha, stellvertretende Gouverneurin der Provinz Chonburi, und Banlue Kullawanit, stellvertretender Bürgermeister von Pattaya, viele Vertreter der einschlägigen Branche teil, darunter auch Vertreter der Erotikindustrie und Sexarbeiteraktivisten.
Ziel des Seminars war es, die Probleme bei der Durchsetzung des Gesetzes zur Verhinderung und Unterdrückung der Prostitution aus dem Jahr 1996 zu erörtern, um Lösungen für die Branche, die es laut Gesetz eigentlich gar nicht gibt, aufzuzeigen und Meinungen einzuholen, die den Weg für eine bessere Durchsetzung und eine vernünftigere Gestaltung des Gesetzes in der Zukunft ebnen sollen.
Prostitution war in Thailand vor 1960 lange Zeit legal und wurde von der Gesellschaft akzeptiert. Da aus der Entwicklung des Tourismus, der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik viele Probleme in Bezug auf die Prostitution resultierten, erließ Thailand im Jahr 1960 ein Gesetz zur Verhinderung und Unterdrückung der Prostitution. Dieses Gesetz wurde später zeitweise aufgehoben, jedoch 1996 als „Prevention and Suppression of Prostitution Act“ wieder in Kraft gesetzt. Das Gesetz dient in erster Linie der Verhinderung von Prostitution und der Bestrafung von Gesetzesbrechern.
Seitdem haben sich jedoch viele Probleme aus dem Verbot ergeben: Beispielsweise ist das Strafmaß für Täter zu weit gefasst, woraus Schwierigkeiten bei der Auslegung des Gesetzes resultieren. Darüber hinaus lässt das Gericht die Bestrafung von Kontaktpersonen oder Überredungskünstlern zur Prostitution nur dann zu, wenn eine Vereinbarung besteht. Dies kann später wiederum ein Problem für die Sexarbeiter/-innen werden, die in Gefahr laufen, verhaftet und als Kriminelle stigmatisiert zu werden.
Weil das Gesetz nach Aussage der Aktivisten gegen die Menschenwürde, die Sicherheit und die grundlegenden Menschenrechte verstößt, fordern sie die Aufhebung oder Änderung des Gesetzes.
An der Diskussionsrunde beteiligten sich mehr als 70 Teilnehmer von Regierungsbehörden, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Sexarbeiteraktivisten.
Nach Ansicht von Sexarbeiteraktivisten ist dies ein „erster Schritt“ zur Entstigmatisierung und Entkriminalisierung von Sexarbeitern in Thailand. Die Ergebnisse des Treffens, bei dem sich die meisten für eine Lockerung der Beschränkungen, Gesetze und Vorschriften im Zusammenhang mit Prostitution und Sexarbeit aussprachen, werden in Zukunft an die zuständigen Regierungsstellen weitergeleitet.
Obwohl es laut der thailändischen Regierung offiziell keine Prostitution in Thailand gibt, arbeiten Zehntausende Menschen freiwillig in dieser Branche, die nach Aussage der Aktivisten geschützt werden müssen, damit sie nicht länger als Kriminelle stigmatisiert werden.
Nach Aussage von Sexarbeiter-Stiftungen wie Swing oder Empower waren in Vor-Corona-Zeiten allein in Pattaya in der Hochsaison bis zu 30.000 Sexarbeiterinnen tätig. Regierungsbeamte haben bekanntlich dennoch behauptet, es gäbe keine. In Wirklichkeit, so die Teilnehmer des Seminars, müssen sich alle Seiten mit der tatsächlichen Situation abfinden und gemeinsam über konkrete Lösungen diskutieren, anstatt so zu tun, als gäbe es keine Prostitution.