Rundgang durch Jomtien in Corona-Zeiten

Die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie sind unübersehbar

Keine Menschenseele am Strand in Jomtien. Fotos: Khun Ten
Keine Menschenseele am Strand in Jomtien. Fotos: Khun Ten

PATTAYA: Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus sind dramatisch und haben für Millionen Menschen auf der ganzen Welt exis­tenzielle Folgen. So auch in Jomtien und in vielen anderen Touristenorten im Land. Wie es hier aktuell im Detail aussieht, erfahren Sie im Folgenden.

Der Rundgang beginnt an der Kreuzung Thappraya-/ Jomtien Second Road, da wo der Hanuman-Brunnen steht. Hier sind in unmittelbarer Nähe gleich vier Geschäftshäuser leer, dazu zwei weitere Lokale ohne Betreiber. Folgt man der Thappraya Road in Richtung Strand, ist am Standort eines ehemals etablierten Immobilienhändlers ein Fitnessstudio eingezogen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist fast das einzige Beispiel in Jomtien, dass ein Unternehmer in solchen Zeiten ein neues Geschäft eröffnet. Respekt! Vorbei an geschlossenen Schuh- und Lederwarengeschäften, einer leergeräumten Dentalklinik und kleineren Geschäftslokalen, erreicht man die Beach Road. Das EuroStar Restaurant mit Hotel ist schon länger zu und eingezäunt. Danebenliegend das Sunlight Hotel und das Palm Tree Terrace sind ebenfalls zu. Wer in einem Restaurant essen möchte, müsste weiter bis zum Surf Kitchen Restaurant an der Soi 5 laufen. Dafür offeriert das Lokal derzeit 10 Prozent Rabatt aufs Essen.

Großes Elend in den kleinen Sois

Geisterstadt-Atmosphäre in der Soi Welcome. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, die Gasse wirkt verwaist.
Geisterstadt-Atmosphäre in der Soi Welcome. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, die Gasse wirkt verwaist.

In der Soi 2 sind mehrere Tattoo Shops sowie Massagen geschlossen und bei sieben weiteren Lokalen hängen Verkaufs- und Vermietungsschilder an den heruntergelassenen Rollläden. Vier Einheiten stehen gänzlich ausgeräumt dar, ohne auch nur den Versuch zu wagen, einen Mieter oder Käufer zu finden. Im beliebten 20-Baht-Shop hat der Betreiber aufgegeben und will zurück nach England. Eine Suppenküche hat den Platz nun belegt. Beim Rundgang klagt eine Besitzerin eines Massagesalons, dass keine Mädchen mehr da seien, die sich für die Farangs hübsch machen. Sie weiß nicht, woher sie das Geld für die Miete nehmen soll. Auch das gegenüberliegende Internetcafé ist verlassen. Nur die Anschrift über der Tür lässt noch erahnen, was hier einmal beheimatet war. In der Soi 3 sind sechs Lokale leergeräumt, vier weitere stehen zur Vermietung oder zum Verkauf.

Gleiches Bild in der Soi 4: Hier befinden sich vier geräumte Geschäfte. Im Gästehaus bekommt man derzeit 50 Prozent Rabatt. Soi 5: Drei leere und drei zum Verkauf stehende Lokale. Die zwei Reisebüros haben beschränkte Öffnungszeiten, sind aber immerhin in Betrieb. Die Hotels werben mit Spezialpreisen. Der beliebte Früchtestand an der Ecke zur Soi 6 ist seit Wochen verwaist und die „Money Box“ zum Wechseln von Euros oder Schweizer-Franken hat ebenfalls den Vorhang zugezogen, wie auch die Geldwechselstuben in der Soi 5 oder in der Thappraya Road. Wer Geld tauschen möchte, muss jetzt bald den Weg nach Pattaya auf sich nehmen. In der Soi 7 ist noch etwas Aktivität zu verzeichnen. Obwohl einige Rollos schon seit Wochen unten sind, wird an einigen Orten renoviert oder umgebaut. Aber auch hier: Zwei gute Speiserestaurants sind geschlossen. Einige Bars und Massagen haben den Besitzer gewechselt.

Die Auswirkungen des Fernbleiben der Touristen sind in Jomtien allgegenwärtig.
Die Auswirkungen des Fernbleiben der Touristen sind in Jomtien allgegenwärtig.

Dafür wird die Jomtien Second Road im Bereich Soi 7 derzeit aufgerissen und es werden riesige Kanäle verlegt. Der geleistete Maschineneinsatz ist enorm, und so bewegt sich die Wanderbaustelle zügig in Richtung Hanuman-Brunnen.

Was auffällt, wenn man der Beach Road folgt, ist, dass die Abfallcontainer deutlich kleiner ausfallen als früher sowie weniger häufig und nur noch auf der gegenüberliegenden Seite des Strandes zu finden sind. Auch die Flaschensammler sind verschwunden. Es gibt praktisch keine „Lieferanten“ mehr für ihr Geschäft.

Strandhändler ohne Einkommen

Die Liegestuhlvermieter stellen ihr Inventar meistens vergebens auf. Außer einigen letzten „Mohikanern“ ist weit und breit keine Kundschaft in Sicht. Somit fehlen auch den Verkäufern am Strand die Verdienstmöglichkeiten. Eine gewisse Lethargie ist zu spüren. In den liegestuhlfreien Bereichen machen es sich zwar einige Einheimische unter den Bäumen bequem, aber den größten Anteil halten die Obdachlosen, die sich an mehreren Stellen zusammenfinden.

Angekommen in der Soi Welcome fällt das ziemlich heftige Bedrängen der Massage-Damen auf. Endlich kommt einmal ein Farang daher! Diese Gelegenheit wollen sie sich nicht entgehen lassen. Hier zeigt sich die ganze Tristesse. In der Soi Welcome 1 sind ein Dutzend Lokale geräumt und in der Soi Welcome 2 herrscht Geisterstadt-Atmosphäre: Nur sechs Geschäfte sind noch am Leben.

Auch die vielen Eichhörnchen, die auf dem Rückweg hoffnungsvoll von den Bäumen herunterklettern, wenn jemand vorbeikommt, haben schwere Zeiten durchzumachen. Denn es ist niemand mehr da, der Leckerlis aus der Tasche kramt.

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Khun Ten 16.09.20 01:52
@ einige Kommentarliteraten
Mir scheint es, als wäre für einige von Euch einen Spaziergang an der frischen Luft am Jomtien Beach angezeigt. (Lüftet den Kopf aus) Bitte nehmt etwas zum Naschen für die Eichhörnchen mit!
Jürgen Franke 15.09.20 08:22
MM Deine Schmerzen am Fuß
haben offensichtlich nachgeslassen
TheO Swisshai 14.09.20 21:42
@Francis Light / Bewahrheiten
Wurde das Labor nicht von den USA und Frankreich mitfinanziert? Vielleicht liegt da der Hase vergraben!

„Schwäche und Unwissenheit machen die Menschen zu Feinden der Wahrheit.“
– Christine von Schweden
TheO Swisshai 14.09.20 17:35
Experten
„Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.“
– André Gide
André Brunner 13.09.20 22:07
@Jürgen Franke
Ich wäre nicht so kategorisch wie sie, dass man nicht in die Zukunft schauen kann. Wenn Sie in den Urlaub fahren, packen Sie ja auch einen Koffer mit Sachen, die Sie erst in naher Zukunft brauchen werden.
Kurt Wurst 13.09.20 19:41
Corona-Dilemma
Man sollte, meiner Meinung nach, erkennen, dass es in diesem Dilemma keine gute Lösung geben kann. Es kann nur zwischen zwei extrem schlechten Lösungen (totales Öffnen und totaler Lockdown) irgendeine beste "schlechte Lösung" versuchen zu finden. Es bleibt aber eine schlechte Lösung, leider.
Jürgen Franke 13.09.20 17:37
Herr Reuter, lassen Sie sich in
Ihrer Meinung nicht beeinflussen, Mit der Angst der Menschen kann problemlos regiert werden. Im nächsten Jahr wird wieder gewählt. Dann kann die Mehrheit der Bevölkerung die Politik entscheiden, denn Politik sollte im Parlament gemacht werden und nicht auf der Straße.
André Brunner 13.09.20 17:07
Man muss in die Zukunft schauen können
Seit über einen Monat bin ich nun in der Schweiz. Was mir gleich aufgefallen ist, im Vergleich zu Pattaya ist, dass ich hier keine geschlossenen Läden, Restaurants usw. sah. Es war so, als ob es hier kein Covid-19 geben würde, ausser, dass viele (nicht genug in meinen Augen) Masken tragen und dass in den öffentlichen Betrieben überall Plastikwände stehen. Die Bevölkerung hat sich auf eine längere mögliche Infektionsperiode vorbereitet. Rationelle Massnahmen werden von der Regierung vorgeschlagen, um ein Gleichgewicht zwischen der Infektionsgefahr, den Wirtschaftszusammenbruch und die persönlichen Freiheiten zu bewahren. Dies scheint, einigermassen gut zu klappen. Natürlich müssen dabei Kompromisse gemacht werden.
Alle betroffenen Parteien haben eingesehen, dass eine strenge und sture Haltung zur Verhinderung von Infektionen falsch ist.
Egoistischer weise, als Pensionierter und Risikoperson, würde ich eine strengere Haltung bevor ziehen, aber die etlichen Debatten von Experten, Politiker und andere Fachleute in den verschiedenen Länder von Europa, die am Fernseher übertragen werden, zeigen ganz deutlich, dass dieses Covid-19 Problem, nicht nur ein Gesundheitsproblem ist, wie es in Thailand gehandhabt wird, sondern, dass viel mehr im Spiel steht, was im Griff behalten werden muss.
Ich bin froh nun in Europa frei zu sein.

Dean101 13.09.20 14:02
..etwas anderer Meinung...
Natürlich sind das die Auswirkungen des Virus! Über die Einschränkungen kann man streiten. Jeder von uns, der Thailand liebt, möchte natürlich wieder zurück, aber man muss sich mit der Situation abfinden.
Wenn man einem Land für diese bescheidene Misere weltweit die Schuld geben sollte, ist das für mich immer noch China. Die haben zu spät informiert und dadurch ist es dann eskaliert. Und der Hammer ist das die schon wieder Party machen und wahrscheinlich die ersten sind, die wieder einreisen dürfen....Wette?!
Dieter Kowalski 13.09.20 11:07
@ Herr Reuter
Richtig erkannt - das Problem ist hausgemacht.
Thomas Thoenes 13.09.20 10:52
Die headline hätte
auch lauten können. Rundgang durch Thailand...