Notfall-Plan: Bundesliga wartet auf DFL-Signale am Dienstag

Die Meisterschale und der DFB-Pokal stehen während des Empfangs der Mannschaft des FC Bayern München nebeneinander im Hofgarten hinter der bayerischen Staatskanzlei. Foto: Peter Kneffel/Dpa
Die Meisterschale und der DFB-Pokal stehen während des Empfangs der Mannschaft des FC Bayern München nebeneinander im Hofgarten hinter der bayerischen Staatskanzlei. Foto: Peter Kneffel/Dpa

FRANKFURT/MAIN: Wie geht es mit der Bundesliga weiter? Der Fußball und seine Fans hoffen auf Signale von der DFL. Die beschäftigt sich auch mit der Finanzsituation der in massive Bedrängnis geratenen 36 Proficlubs.

Während die Profis fast alle im Home Training sind, bastelt die Deutsche Fußball Liga unter Hochdruck an einem neuen Notfallplan für die 1. und 2. Bundesliga. Das Präsidium mit Christian Seifert an der Spitze tagt am Dienstag via Schaltkonferenz, um das weitere Vorgehen vorzubereiten. Die bundesweite Kontaktsperre im Kampf gegen das Corona-Virus hat die Lage auch im Fußball verschärft. Beschlüsse sind von der DFL nach dpa-Informationen erstmal nicht zu erwarten. Diese sollen - soweit es die Gesamtlage zulässt - bei der außerplanmäßigen Vollversammlung voraussichtlich am 31. März fallen.

Eine schnelle Absage der Saison hält Sportvorstand Fredi Bobic vom Erstligisten Eintracht Frankfurt, der zwei infizierte Spieler in seinen Reihen hat, noch nicht für erforderlich. «Ich glaube, dass es diesen Spielraum gibt. Nichtsdestotrotz sollte es unser Ziel sein, die Saison vorher zu Ende zu spielen», meinte der Ex-Nationalspieler. «Sollte es anders kommen, gibt es sicher flexible Möglichkeiten, einen Spieler vertraglich über den Juni hinaus zu binden.»

In der Präsidiumssitzung der DFL soll es um Spielplan-Szenarien, aber auch um die Finanzsituation der Vereine und vorbereitende Maßnahmen gehen. Das Gremium umfasst neun Personen, Sprecher ist Geschäftsführer Christian Seifert. Fest steht, dass der ohnehin von der DFL schon als unrealistisch eingestufte Termin am ersten April-Wochenende für eine Saisonfortsetzung nicht mehr haltbar ist.

Gerechnet wird mit einer Absage aller Spieltage mindestens bis Ende April. Dann könnte in einer erneuten Bewertung die Pause sogar nochmals bis Ende Mai verlängert werden. Angesichts der Ausmaße der Pandemie geht es in den Denkmodellen ohnehin nur noch um sogenannte Geisterspiele ohne Fans in den Stadien.

FIFA-Präsident Gianni Infantino unterstrich in der italienischen Tageszeitung «Gazzetta dello Sport», dass die Zwangspause im Fußball erst beendet werden soll, wenn es kein Risiko mehr gibt. «Wir sagen ganz klar: Es wird erst wieder gespielt, wenn dies möglich ist, ohne jemanden gesundheitlich zu gefährden.» Der Schweizer kündigte zudem an, wegen der Verzögerungen im Spielbetrieb der nationalen Ligen die Transferfenster und andere Fristen im Sommer zu überprüfen. «Es braucht harte Maßnahmen», sagte er. «Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen alle Opfer bringen.»

Der Spanische Verband RFEF und die Liga richten sich bei der Zwangspause im Land nach den Empfehlungen der Regierung. Das ist auch in Deutschland zu erwarten.

Derweil halten sich die Spieler nach Trainingsplänen ihrer 36 Clubs weitgehend in Eigenregie fit. Der VfL Wolfsburg hat hingegen am Montag wieder mit dem Training begonnen. Die Einheiten fanden allerdings nicht auf dem Rasen statt, sondern folgten wegen der Pandemie strengen Präventions- und Hygieneregeln. So wurde bei allen Spielern Fieber gemessen und der Kader in Kleingruppen unterteilt, die nacheinander in vier verschiedenen Schichten in vier unterschiedlichen Kabinen der Volkswagen Arena ein Krafttraining absolvierten. Jeder Spieler bekam zudem eine eigene Dusche zugewiesen, die nach jeder Benutzung desinfiziert wird.

RB Leipzig hatte am Wochenende in kleinen Gruppen ohne Kontakt trainiert und sich in Einzelzimmern umgezogen. Jetzt hat die Mannschaft erstmal zwei Tage wie geplant frei und will wie andere Vereine die neuesten DFL-Informationen abwarten.

Bei Borussia Dortmund wurde das eigentlich für Montag angesetzte Training abgesagt. Bei der Eintracht, dessen Spieler in Quarantäne sind, wurden Fahrräder nach Hause geliefert. Außerdem können sich die Profis über eine App Essen beim Mannschaftskoch bestellen. «Die Spieler nehmen unser Angebot sehr gut an, immerhin bleibt sportlergerechte Ernährung wichtig, denn die Zeit nach der Krise wird kommen», erklärte Bobic.

Nach der von Bund und Ländern angeordneten umfassenden Reduzierung sozialer Kontakte zum Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus heißt es beispielsweise beim SC Freiburg: «Unsere Maßnahmen der vergangenen Woche decken das ab. Die Mannschaft bleibt bis auf weiteres im Heimtraining, im Verein wird viel über Home-Office und Videokonferenzen gelöst.»

Auch andere Clubs wie der FC Schalke haben die Trainingspause verlängert und richten sich nach den Verhaltensmaßnahmen des Robert-Koch-Instituts. So hofft nicht nur David Wagner, der Trainer der Königsblauen, auf «weitere Signale der DFL, mit welchem Zeitplan die weitere Saison angegangen wird. An diesem werden wir unsere weiteren Überlegungen hinsichtlich der Trainingssteuerung ausrichten.»


PROFIFUßBALLER IN QUARANTÄNE: «Es kann jeden treffen»

BERLIN: Bei Hannover 96 und dem SC Paderborn wurden die ersten positiven Befunde auf das Coronavirus im deutschen Profifußball festgestellt. Mittlerweile mussten sich einige Teams in Quarantäne begeben.

Der SC Paderborn war die erste Mannschaft in der Fußball-Bundesliga, die nach dem positiven Coronavirus-Befund für Spieler Luca Kilian in die Quarantäne musste. Zuvor wurde bereits Timo Hübers vom Zweitligisten Hannover 96 positiv getestet. Seitdem wurde für einige Profiteams Quarantäne angeordnet. «Es kann jeden treffen», meinte Fredi Bobic, Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt.

SC PADERBORN: Der SC Paderborn beklagte mit dem deutschen U21-Nationalspieler Luca Kilian den ersten Bundesliga-Profi, bei dem das Coronavirus nachgewiesen wurde. Seitdem ist die gesamte Mannschaft in häuslicher Quarantäne. Allerdings waren die Testergebnisse bei allen anderen Spielern, Trainern und Betreuern negativ.

HERTHA BSC: Das Team des Berliner Bundesligisten befindet sich seit dem vergangenen Dienstag in insgesamt zweiwöchiger Quarantäne nachdem bei einem Spieler ein positiver Befund auf das Coronavirus festgestellt wurde. Weitere positive Befunde gab es aber nicht. «Alle Tests unserer Spieler des Lizenzspielerkaders sowie des Trainer- und Funktionsteams sind negativ ausgefallen», teilten die Berliner am Freitag mit. «Dennoch muss an der angeordneten zweiwöchigen Quarantäne bis Ende März festgehalten werden.» Der positiv getestete Spieler, dessen Namen die Berliner nicht bekanntgaben, habe über die üblichen Symptome geklagt. Er sei dann umgehend von der Gruppe getrennt worden.

EINTRACHT FRANKFURT: Alle Spieler, Trainer, Betreuer und Funktionäre befinden sich für zwei Wochen in Quarantäne, nachdem es bei den Hessen insgesamt vier positive Coronavirus-Fälle, darunter zwei Spieler, gegeben hat. Um wen es sich dabei handelt, gab der Verein nicht bekannt. Den beiden Betroffenen gehe es den Umständen entsprechend gut. «Es zeigen sich die typischen Symptome, aber es handelt sich um keinen kritischen Zustand», sagte Sportvorstand Fredi Bobic.

HANNOVER 96: Abwehrspieler Timo Hübers ist der erste deutsche Fußball-Profi, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Einen Tag später vermeldeten die 96er mit Jannes Horn noch einen zweiten Fall. Seitdem sind alle Spieler und Physiotherapeuten in häuslicher Quarantäne. Auf der Internetseite des Vereins schreibt an jedem Tag ein anderer Spieler einen Beitrag zu einem Quarantäne-Tagebuch.

SV WEHEN WIESBADEN: Beim hessischen Zweitligisten gibt es einen Ansteckungsfall mit dem Virus. Dabei handelt es sich um Außenverteidiger Tobias Mißner. Der 20-Jährige hatte sich bei einem Heimatbesuch testen lassen, nachdem es im Familienkreis einen positiven Fall gegeben hatte. Mißner befindet sich in häuslicher Quarantäne. «Mir geht es gut, ich bin symptomfrei», teilte der Spieler mit.

1. FC NÜRNBERG: Die Spieler und Trainer beim «Club» befinden sich in Quarantäne, seit Verteidiger Fabian Nürnberger vor knapp zwei Wochen positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde. Seitdem arbeitet jeder daheim, der Verein lieferte Fitnessgeräte wie Fahrradergometer und betreut psychologisch. Mit den Trainern und dem Mannschaftsrat sowie den Vereinsbossen gebe es regelmäßige Videokonferenzen. Chefcoach Jens Keller berichtete, dass er sich über Video Spieler und Spiele anschaue und die Zeit nach der Quarantäne plane. «Dazu lese ich viel, informiere mich über die Ausbreitung des Coronavirus und reiße zudem auf dem Ergometer viele Kilometer ab», sagte er der «Bild»-Zeitung.

HOLSTEIN KIEL: Holstein Kiels Verteidiger Stefan Thesker wurde positiv getestet. Bis zum kommenden Samstag befinden sich die Spieler und deren Angehörige sowie der Trainerstab in Quarantäne. Von den Athletiktrainern haben die Profis Pläne, Übungen und Geräte wie Spinning-Fahrräder erhalten, mit denen sie zu Hause arbeiten sollen. Ungeachtet der Ungewissheit, ob und wann die Saison fortgesetzt wird, bereitet sich Trainer Ole Werner im Homeoffice auf die kommenden Gegner vor. «Irgendwann könnte es schließlich Schlag auf Schlag gehen mit Spielen im Dreitagesrhythmus. Dann bleibt keine Zeit für eine gründliche Vorbereitung», sagte er den «Kieler Nachrichten» und dem «Kicker».

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