Zverev und Kerber machen sich Sorgen vor US Open

Angelique Kerber aus Deutschland in Aktion. Foto: Scott Barbour/Aap/dpa
Angelique Kerber aus Deutschland in Aktion. Foto: Scott Barbour/Aap/dpa

NEW YORK: Gleich am ersten Tag der US Open stehen in New York Angelique Kerber und Alexander Zverev auf dem Platz. Hinter den deutschen Topstars stehen einige Fragezeichen. Zumal es die Auftaktgegner in sich haben.

Vor dem Grand-Slam-Neustart in der Corona-Blase von New York machen ausgerechnet die beiden deutschen Spitzenprofis die größten Sorgen. Angelique Kerber hat mehr als ein halbes Jahr kein Match bestritten, Alexander Zverev bei der Generalprobe gleich sein Auftaktmatch verloren - viel kann man vom Spitzenduo bei den an diesem Montag beginnenden US Open eher nicht erwarten. Vor allem Zverev gibt vor den wegen der Coronavirus-Pandemie ungewöhnlichsten US Open der Geschichte mal wieder Rätsel auf. «Er ist unser Sorgenkind», gab auch Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker in einem am Sonntag veröffentlichten Interview auf «eurosport.de» zu.

Nachdem der 23 Jahre alte Zverev während der Corona-Pause für jede Menge negative Schlagzeilen gesorgt hatte, offenbarte er bei seiner Niederlage gegen Andy Murray auch sportliche Defizite. «Die Kontrolle über seinen Aufschlag ist momentan seine große Schwäche, die er in den Griff bekommen muss», sagte Becker, der Zverev seit Jahren beratend zur Seite steht.

In diesem Jahr ist Becker aber nicht in New York, sondern arbeitet als TV-Experte für Eurosport von München aus. Und auch Zverevs Vater Alexander senior und sein neuer Trainer David Ferrer haben die Reise in den einstigen Corona-Hotspot der USA nicht mitgemacht. Zverevs Vater ist an Corona erkrankt, wie Zverev am Sonntag in New York bestätigte. «Ihm geht es inzwischen aber wieder besser.» Ferrer ist wegen privater Termine in Europa geblieben und gibt sein Debüt als Coach der deutschen Nummer eins erst beim Masters-1000-Event in Rom im Anschluss an die US Open.

Zverev startet also unter sehr schwierigen Bedingungen und hat im stark aufschlagenden Südafrikaner Kevin Anderson, 2017 in Flushing Meadows im Finale, auch noch einen schweren Erstrundengegner zugelost bekommen (Montag, ab ca. 19.30 Uhr/Eurosport). «Ich fühle mich gut, aber das ist natürlich schon die schwerste erste Runde, die man als gesetzter Spieler bekommen kann», sagte er am Tag vor dem Match.

Direkt nach der Niederlage gegen Andy Murray beim von Cincinnati nach New York verlegten Masters-1000-Event hatte er die Bedeutung der Niederlage noch heruntergespielt. Auch Sonntag wollte er die Pleite nicht überbewerten. «Andy Murray ist sicherlich kein leichter Gegner. Natürlich hätte ich mir ein paar mehr Matches gewünscht, aber ich habe gut trainiert.»

Doch neben dem Aufschlag bereitete erneut die fehlende Variabilität im Spiel des Weltranglisten-Siebten Sorgen. Immerhin körperlich präsentierte sich Zverev in guter Verfassung, was bei der ersten Best-of-Five-Veranstaltung seit den Australian Open im Januar von großer Bedeutung sein wird.

In welcher körperlichen Verfassung Kerber nach der «längsten Pause meiner Karriere ist», weiß die dreimalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin selbst nicht. «Ich habe daher keine großen Erwartungen, weil ich selber nicht weiß, wo ich stehe, auf welchem Level ich spielen kann», sagte Kerber vor ihrem Auftaktmatch an diesem Montag (17.00 Uhr) gegen die Australierin Ajla Tomljanovic. «Ich habe mich sehr gut vorbereitet. Ich habe die letzten Wochen viel trainiert, habe hart gearbeitet. Aber Matches sind dann eben doch noch etwas anderes.»

Kerber hatte sich erst auf den letzten Drücker zu einer Teilnahme an den US Open durchgerungen. Die Bedingungen in der Corona-Zeit hatten ihr Sorgen bereitet, doch die ersten Tage in der sogenannten Blase von New York stimmen sie zuversichtlich. «Ich muss sagen, ich fühle mich relativ sicher hier», sagte die 32-Jährige, die in der Pause wieder zu ihrem alten Trainer Torben Beltz zurückgekehrt ist. «Jetzt freue ich mich auf den Neustart mit Torben.»

Da bei den Damen sechs Top-Ten-Spielerinnen abgesagt haben, ist die Favoritenfrage so schwer zu beantworten wie lange nicht. Serena Williams zählt bei ihrem Versuch, den lang ersehnten 24. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zu holen, auf jeden Fall dazu. Auch Naomi Osaka zeigte sich bis zu ihrem verletzungsbedingten Verzicht auf das Finale des Cincinnati-Events in guter Verfassung. Bei den Herren dürfte der Weg zum Triumph nur über den in diesem Jahr noch ungeschlagenen Novak Djokovic führen. Stärkste Herausforderer sind in Abwesenheit von Titelverteidiger Rafael Nadal und Rekord-Grand-Slam-Champion Roger Federer der Österreicher Dominic Thiem und der Grieche Stefanos Tsitsipas.

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