Neues aus der Raumfahrt am Dienstag

Foto: Pixabay
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Europas Weltraumchef Aschbacher: Weltraumschrott ist wachsende Gefahr

PARIS: Die Europäische Weltraumorganisation Esa warnt vor der zunehmenden Gefahr durch Weltraumschrott im All. «Schrott wird sicherlich zu einem großen Problem. Heute viel mehr als noch vor ein paar Jahren, als man nur wenige Flugmanöver machen musste, um Schrott auszuweichen», sagte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher anlässlich des Beginns der Europäischen Weltraumschrott-Konferenz am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz.

In jüngster Zeit komme es immer öfter vor, dass man mit Satelliten Manöver fliegen müsse, um eine Kollision mit dem Schrott zu verhindern. Man dürfe nicht vergessen, dass viele Dienste auf der Erde von Satelliten abhängig sind - von der Kommunikation über die Wettervorhersage bis zur Navigation. «Das sind alles Infrastrukturen, an die wir gewöhnt sind. Wir verlassen uns auf sie», so Aschbacher.

Die Esa schätzt, dass knapp 129 Millionen Trümmerobjekte im All herumfliegen. Die meisten von ihnen sind zwischen einem Millimeter und einem Zentimeter groß. Bei dem Schrott kann es sich um kaputte Satelliten oder abgesplitterte Bruchstücke von Raumfahrzeugen handeln. Als Weltraumschrott gelten von Menschen produzierte Objekte im All, die keine Funktion erfüllen. Aschbacher will sich bei den Esa-Mitgliedsstaaten für mehr Investitionen starkmachen, um die Sicherheit im All zu gewährleisten.

«Wir stehen vor völlig neuen Herausforderungen, denn heute werden selbst innerhalb eines Monats Hunderte von Satelliten gestartet. Und das ist viel mehr, als wir früher in einem ganzen Jahr gestartet haben», warnte Thomas Schildknecht vom Astronomischen Institut der Universität Bern. Die Situation sei zwar nicht hoffnungslos, man brauche aber strengere Regeln und internationale Mechanismen, welche die Durchsetzung dieser Regeln sicherstellten.

Das Ziel sei es, den künftigen Generationen im Weltraum noch Platz zu lassen, sagte Rolf Densing, Esa-Direktor für Missionsbetrieb. Internationale Richtlinien besagten zum Beispiel, dass erdnahe Satelliten spätestens 25 Jahre nach Beendigung ihrer Mission aus dem Weltraum entfernt werden müssten. Vielleicht müsse die internationale Gemeinschaft diese 25 Jahre noch einmal überdenken, so Densing.


Russland baut an eigener Raumstation

MOSKAU: Russland hat nach eigenen Angaben mit dem Bau einer eigenen Raumstation begonnen. Am ersten Basissegment werde bereits gebaut, schrieb der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, am Dienstag in seinem Nachrichtenkanal auf Telegram. Der Raketenbauer Energija wurde demnach damit beauftragt, einen Start bereits in vier Jahren sicherzustellen. Russland verfolgt seit langem solche Pläne, die Entscheidung dazu sei erst kürzlich gefallen, berichteten Medien.

Mit einer eigenen russischen Station im Orbit könnte das Ende der Internationalen Raumstation ISS schneller kommen als gedacht. Bis 2024 läuft der Vertrag verschiedener internationaler Partner für eine Zusammenarbeit. Moskau hatte zuletzt eine Verlängerung sogar bis 2030 in Aussicht gestellt. Am Sonntag hatte Vize-Regierungschef Juri Borissow einen Ausstieg Russlands schon ab 2025 angedeutet.

Er verwies dabei auf den technischen Zustand des mehr als 20 Jahre alten Außenpostens der Menschheit in 400 Kilometern über der Erde. «Wir können Leben nicht in Gefahr bringen», hatte Borissow im Staatsfernsehen gesagt. Im vergangenen Jahr gab es mehrere Lecks in ISS, die Raumfahrer geflickt haben.

Roskosmos hatte zuletzt mitgeteilt, dass nach 2024 auf Grundlage des Zustands eine Entscheidung zur Zukunft getroffen werden sollte. Kremlchef Wladimir Putin hatte gefordert, sein Land müsse den Status als eine der führenden Atom- und Raumfahrtmächte behalten und stärken. Die Agentur Interfax meldete, die neue Station könnte die Nation Russland bis zu sechs Milliarden US-Dollar kosten.

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