Startverbot für baugleiche Flugzeuge

Nach Absturz in Äthiopien

Foto: epa/Str
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ADDIS ABEBA (dpa) - Bei dem Flugzeugabsturz in Äthiopien kamen 157 Menschen ums Leben. Jetzt suchen Experten nach der Unglücksursache. Im Mittelpunkt der Debatte steht zunächst der relativ neue Flugzeugtyp der Unglücksmaschine.

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in Äthiopien mit 157 Todesopfern muss der relativ neue Flugzeugtyp Boeing 737 Max 8 in den ersten Ländern auf dem Boden bleiben. China und Äthiopiens nationale Fluggesellschaft erklärten am Montag ein Startverbot für alle baugleichen Maschinen. «Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme am Boden zu belassen», begründete Ethiopian Airlines das Startverbot.

Chinesische Fluglinien müssen Flüge mit der Boeing 737 Max 8 einstellen, bis Sicherheitsrisiken ausgeschlossen werden können, wie die Luftfahrtbehörde des Landes (CAAC) am Montag erklärte. Die Behörde verwies darauf, dass es bereits das zweite Unglück mit dem Maschinentyp in kurzer Zeit gewesen sei.

Bei dem Absturz einer Boeing 737 Max 8 der Fluglinie Lion Air im Oktober waren in Indonesien 189 Menschen ums Leben gekommen. Bei beiden Unglücken habe es «gewisse Ähnlichkeiten» gegeben, teilte die CAAC mit. Beide Flüge waren bei guten Wetterverhältnissen kurz nach dem Start in Schwierigkeiten gekommen. Ein möglicherweise ähnlicher Fehler in der Elektronik konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden. Der Flugzeugtyp wird von Hersteller Boeing seit 2017 ausgeliefert.

In Äthiopien wollten Experten am Montag mit der Identifizierung der Opfer und Klärung der Unglücksursache beginnen. In den weit verstreuten Trümmern des Flugzeugs suchen Helfer auch nach den Black Boxes - den Flugschreibern mit den Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche. Das Auswärtige Amt bemüht sich derweil weiterhin um Klärung, wie viele Deutsche an Bord des Jets waren. Nach einer Auflistung der Airline waren fünf Deutsche an Bord.

Die Unglücksmaschine, die von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba in die kenianische Metropole Nairobi fliegen sollte, war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Nach Angaben der Airline waren unter den Todesopfern aus 35 Ländern unter anderem 32 Kenianer, 18 Kanadier, 9 Äthiopier sowie jeweils 8 US-Amerikaner, Italiener und Chinesen. Unter den Opfern waren nach UN-Angaben auch mindestens 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen.

Ethiopian Airlines gilt als zuverlässige Fluggesellschaft und ist wie Lufthansa Mitglied des Bündnisses Star Alliance. Ethiopian bietet weltweite Verbindungen an, etwa nach Frankfurt am Main, München, London, New York, Bangkok und Dubai. In Afrika expandierte Ethiopian in den vergangen Jahren aggressiv und gilt mit der südafrikanischen South African Airways inzwischen als wichtigste Airline der Region.

Die Maschine auf Flug ET 302 stürzte nahe der Stadt Bishoftu ab, etwa 50 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, erklärte Ethiopian Airlines.

Die neue Maschine war zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Ein Routine-Check unmittelbar vor dem Start am Sonntag habe keine Probleme aufgezeigt, sagte Airline-Chef Tewolde GebreMariam. Seit dem Kauf des Flugzeugs Ende 2018 sei es rund 1.200 Stunden im Einsatz gewesen. Der Pilot hatte seit 2010 für die Airline gearbeitet. Ethiopian hat noch vier weitere Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8.

Hersteller Boeing äußerte sich zunächst nicht näher zu dem Unglück. In einer Mitteilung auf der Website sprach Boeing den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und kündigte die Entsendung von Experten nach Äthiopien an. Diese sollten bei der Untersuchung der Unglücksursache helfen. In Äthiopien war bereits am Sonntag eine Sonderkommission von Experten der Flugsicherung, Verkehrsministerium und Fluggesellschaft gebildet worden, wie Ethiopian Airlines mitteilte.

Für Ethiopian ist es nicht das erste Unglück eines Flugzeugs. Am 25. Januar 2010 stürzte eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer, die 90 Insassen starben. Im November 1996 wurde eine Maschine der Airline entführt. Sie war ebenfalls auf dem Weg von Addis Abeba nach Nairobi. Die Entführer forderten trotz zu geringer Treibstoffmenge, nach Australien geflogen zu werden. Der Kapitän entschloss sich zu einer spektakulären Notwasserung vor den Komoren, um möglichst viele Passagiere zu retten. 125 Insassen starben, rund 50 überlebten.

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Jürgen Franke 11.03.19 21:40
Eine konsequente Maßnahme alle
baugleichen Maschinen am Boden zu lassen, bis die Unfallursache geklärt wurde.