Myanmar-Tatverdächtige: Wir haben es nicht getan

Am Montag bei ihrer Anhörung vor dem Provinzgericht auf Koh Samui: Zaw Lin und Win Zaw Htun plädierten trotz des großen Drucks durch die Staatsanwaltschaft und des Gerichts  auf „nicht schuldig“.
Am Montag bei ihrer Anhörung vor dem Provinzgericht auf Koh Samui: Zaw Lin und Win Zaw Htun plädierten trotz des großen Drucks durch die Staatsanwaltschaft und des Gerichts auf „nicht schuldig“.

KOH TAO: „Wir haben Hannah Witheridge und David Miller nicht ermordet! „Mit ihren Aussagen vor dem Provinzgericht Koh Samui plädierten am Montag die beiden Beschuldigten Gastarbeiter aus Myanmar im Beisein ihrer Anwälte im Doppelmordfall von Koh Tao wie erwartet auf nicht schuldig.

Zaw Lins und Win Zaw Htuns Rechtsanwalt Thanu Akekachote vom thailändischen Lawyers Council sprach gegenüber einer internationalen Nachrichtenagentur vom Versuch der Justiz, den brisanten Fall wegen seiner Auswirkung auf den Tourismus sowie die internationalen Beziehungen zu Großbritannien bewusst beschleunigen zu wollen. Seinen Angaben zufolge wird nach der Anklage im Eiltempo ein Prozesstermin festgelegt werden.

Der nächste Anhörungstermin wird zwar erst am 25. Februar 2015 sein, so die Auskunft des stellvertretenden Gerichtspräsidenten Sunawin Surayapan. Danach soll jedoch nach den Plädoyers von Anklage und Verteidigung so schnell wie möglich in die Hauptverhandlung eingetreten werden. Staatsanwaltschaft und Gericht gehen nach der vorliegenden Aktenlage von einem „klaren Fall mit eindeutigen Beweisen“ gegen die beiden seit 3. Oktober als Tatverdächtige einsitzenden Burmesen aus.

Nach wochenlangen weltweiten Protesten und Zweifeln an der Schuld von Zaw Lin und Win Zaw Htun erhielt der spektakuläre Mordfall am Wochenende eine neue Note. Die Eltern von Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) – deren Leichen am 15. September frühmorgens am Sairee Strand von Koh Tao aufgefunden worden waren – artikulierten in einem offenen Brief überraschend ihr Vertrauen in die Ermittlungsarbeit der britischen sowie der zuvor heftig kritisierten thailändischen Polizei (wir berichteten).

Am Montag sprach auch der Anwalt der Tatverdächtigen von einer erdrückenden Indizienlage gegen seine Mandanten, nach einer 15 Minuten dauernden Beratung folgte dann aber doch das erwartete „nicht schuldig-Plädoyer“. Das Gericht legte den jungen Gastarbeitern aus Myanmar nahe, wegen der erdrückenden Beweise ihre Schuld einzugestehen und damit ihre Strafe zu mildern. Im Falle einer Verurteilung in allen Anklagepunkten, darunter doppelter Mord und die Vergewaltigung von Hannah Witheridge, droht Zaw Lin und Win Zaw Htun die Todesstrafe.

Trotz des enormen neuen Druckpotenzials auf die Angeklagten scheinen sich in sozialen Netzwerken und auch in öffentlichen Leserbriefforen die Zweifler an der Schuld der Gastarbeiter aus Myanmar zu behaupten. Noch immer überwiegt wegen der chaotischen Ermittlungsarbeit der vergangenen Wochen das Unbehagen in einem Mordfall, der als einer der spektakulärsten in Thailands Geschichte gilt. Wie die beiden schmächtigen jungen Männer aus Myanmar alleine diese entsetzliche Gewalttat begangen haben sollen, ist für viele nicht nachvollziehbar. Der Prozess mit Offenlegung aller Ermittlungsdetails wird Antworten geben müssen.

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