Mutmaßliches Opfer von Polizeigewalt erneut bestattet

WIENER NEUSTADT (dpa) - Die Leiche eines mutmaßlichen Opfers von Polizeigewalt in Bosnien ist in Österreich erneut beerdigt worden. Mehrere Hundert Trauernde kamen am Freitag zu der Beisetzung nach Wiener Neustadt, um sich gemeinsam mit dem seit Dezember untergetauchten Vater erneut von David Dragicevic zu verabschieden. «Das ist die zweite Beerdigung für David, (...), der von den Behörden der Republika Srpska getötet wurde», sagte Davor Dragicevic. Weder er noch sein Sohn würden Frieden finden, solange Davids Mörder noch frei herumlaufe. Die Trauernden riefen immer wieder «Gerechtigkeit für David» und reckten dabei die Fäuste in die Luft.

David Dragicevic war vor rund einem Jahr nahe Banja Luka tot in einem Flussbett aufgefunden worden. Sein Vater war von Anfang an davon überzeugt, dass der Sicherheitsapparat der Republika Srpska für den Tod seines damals 21 Jahre alten Sohn verantwortlich sei. In der Folge formierte sich die Protestbewegung «Gerechtigkeit für David», die eine Aufklärung der Tat fordert.

Die Regierung des serbischen Landesteils bestritt stets die Vorwürfe, dass staatliche Stellen dahinterstecken würden. Im Juli 2018 leitete die Staatsanwaltschaft in Banja Luka Ermittlungen gegen unbekannt wegen Mordes ein. Bislang wurden keine Ergebnisse bekannt. Schließlich gingen die Behörden zur Jahreswende mit Gewalt gegen die Kundgebungen mit zum Teil Tausenden Teilnehmern vor.

Davor Dragicevic tauchte Ende Dezember unter, weil die bosnisch-serbische Polizei einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hat. Er soll am 30. Dezember bei einer Demonstration Drohungen gegen den Vertreter der Serben im bosnischen Staatspräsidium, Milorad Dodik, und den Innenminister der Republika Srpska, Dragan Lukac, ausgesprochen haben. Die Republika Srpska ist die Serben-Republik in Bosnien.

David Dragicevic wurde nun in Wiener Neustadt beigesetzt, weil seine Mutter inzwischen dort lebt.

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