Munition explodiert auf russischem Krim-Stützpunkt

Luftbild der Krymsky (Krim)-Brücke über die Kertsch. Foto: epa/Alexey Nikolsky / Sputnik / Krem
Luftbild der Krymsky (Krim)-Brücke über die Kertsch. Foto: epa/Alexey Nikolsky / Sputnik / Krem

JEWPATORIJA: Russland hat die Halbinsel Krim 2014 der Ukraine weggenommen. Es nutzt die Perle des Schwarzen Meeres als Militärbasis und als Ferienparadies. Nun könnte es ein, dass die Ukraine dort einen zweiten symbolträchtigen Erfolg erzielt hat.

Gewaltige Explosionen haben am Dienstag eine wichtige russische Luftwaffenbasis auf der 2014 annektierten Halbinsel Krim erschüttert. In sozialen Netzwerken kursierten Videos, die Detonationen und große Rauchwolken direkt in der Nähe von Schwarzmeer-Badestränden zeigten. Sie sollen bei dem Dorf Nowofjodorowka unweit des Seebades Jewpatorija aufgenommen worden sein. Ein Mensch sei getötet worden, teilte Krim-Chef Sergej Aksjonow nach Angaben russischer Agenturen mit. Neun weitere Menschen, darunter zwei Kinder, wurden nach örtlichen Angaben verletzt.

Die Ursache der Explosionen auf dem Stützpunkt Saki war zunächst unklar. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte mit, es könne nichts zur Ursache sagen. Beobachter vermuteten einen Sabotageakt, da die ukrainischen Truppen auf dem Festland mehr als 200 Kilometer entfernt sind. Dem bisherigen Kenntnisstand zufolge verfügt die ukrainische Armee über keine Raketen dieser Reichweite, auch nicht durch die Waffenlieferungen aus dem Ausland.

Ein Bericht der «New York Times» sprach aber unter Berufung auf eine ukrainische Militärquelle von einem Angriff. Dabei sei eine von der Ukraine selbst entwickelte Waffe eingesetzt worden, zitierte die Zeitung einen ranghohen ukrainischen Militär. «Das war ein Luftwaffenstützpunkt, von dem regelmäßig Flugzeuge zu Angriffen auf unsere Kräfte an der südlichen Front gestartet sind», sagte der Offizier den Angaben nach. Bei der Attacke hätten auch örtliche Partisanen, die loyal zur Ukraine stehen, eine Rolle gespielt.

Ein massiver Angriff auf russische Militäreinrichtungen auf der Krim wäre für die Ukraine der zweite symbolträchtige Erfolg. Mitte April war der Kreuzer «Moskwa» versenkt worden, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Russland sieht die Krim als ihr Staatsgebiet an und hat mehrfach mit Vergeltung gedroht, falls die Ukraine die Halbinsel angreifen sollte.

Touristen verließen das Gebiet fluchtartig; Videos zeigten angebliche Staus vor der Brücke von Kertsch Richtung Russland. Eine Quelle im russischen Verteidigungsministerium nannte einen Verstoß gegen Brandschutzregeln als wahrscheinlichste Ursache für die Explosionen. «Es gibt keine Anzeichen, Beweise oder gar Fakten, dass die Munition vorsätzlich zur Explosion gebracht wurde.» Flugzeuge wurden den Moskauer Angaben nach nicht beschädigt. Erste, noch nicht verifizierte Videos legten aber nahe, dass auch Kampfflugzeuge zerstört wurden.

«Das ist erst der Anfang», schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. Die Krim habe eine Zukunft als Reiseparadies ohne russische Besatzung vor sich. Der 9. August sei der Internationale Tag der indigenen Völker, erklärte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk. Dazu zählten in der Ukraine die Krimtataren, Karaimen und die Krimtschaken. «Die heutigen Explosionen in Nowofjodorowka sind ein weiterer Beleg dafür, wem die Krim gehört.» International wird die Halbinsel mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnern weiter als ukrainisches Territorium angesehen.

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David Ender 11.08.22 16:40
@ Ole Bayern
... "Tankstelle mit Raketenabschussrampe" - koestlich! "Obervolta mit Atomraketen" von BK H. Schmidt kannte ich ja, doch das beschreibt den Zustand des totalitaeren Schwellenlandes ebenfalls perfekt. Durchschnittsloehne unterhalb Rumaeniens, Lebenserwartung wie Kambodscha, Kriege mit vielen Nachbarstaaten - der Putinismus ist einfach das Allergroesste. Und "Russija" quasi unbesiegbar. Ausser vom ukrainischen Volk eben ... Dumm gelaufen Herr Oberst!
Ole Bayern 11.08.22 14:40
Ja , Herr Ender.....
.... das war doch mal eine Ansage in Ihrem Beitrag . Volle Zustimmung .... mal sehen was die Russen - Follower hierzu wieder Sinnfreies beizutragen haben .
Die Russen haben den Krieg begonnen, und die Russen werden ihn auch verlieren mit ihrem Steinzeit Kriegsgerät, und der westl. Unterstützung.
Dann ist es wieder dass was es schon immer war ( Rußland ) .... eine Tankstelle mit Reketenabschußrampe.
Ich hatte mich am letzten WE mit einer Deutschen , die nach Rußland geheiratet hat, bei einer erweiterten Familienfeier getroffen . Es sieht nicht rosig aus in RU , trotz aller Probaganda des Lügen Regimes.
Wenn ich Zeit finde werde ich hier mal berichten über die News aus 1. Hand.

VG Ole
David Ender 11.08.22 14:10
@ Michael ...
... haben Sie sich eigentlich mal die Frontverlaufs-Karte der Ukraine angesehen?: Nach fast 6 Monaten hat der (Propagandabegriff) "russische Feuersturm" gerade mal 10% der Ukraine besetzt. In Worten Zehn Prozent. Und das im wesentlichen dank Ueberraschungsmoment und nach ueberaus peinlichen Rueckzuegen vor Kiev und nun auch im Sueden. Ihr Flagschiff Moskva liegt am Grund des Meeres, ihre Flughaefen auf der Krim werden verwuestet, Kaum ein Russen-Flieger wagt sich noch ueber ukrainisches Gebiet, die Bayraktar Drohnen koennen die S300 und S400 Radarsysteme bis heute nicht detektieren. Hunderte Videos von ausbrennenden russischen Panzern und LKWs sind auf YouTube zu sehen, Dutzende Offiziere im Generalsrang sind in Bodybags heimgereist. Der ganze Eroberungsfeldzug gegen die Ukrainer ist ein einziges Debakel fuer die Russen. Wo Ihr "Optimismus" herkommt Herr Michael, dass das autoritaere Schwellenland mit imperialen Phantomschmerzen "sowieso gewinnen" werde, bleibt uns Rationalisten schleierhaft. Doch die weitere Kriegstaktik wird ohnehin in Kiev, in Moskau und indirekt per Lieferung moderner westlicher Waffensysteme und Aufklaerungsdaten in Washington, London, Kopenhagen, usw entschieden und nicht im realitaetsfremden, pazifismusvertraeumten Berlin. Putin hat diesen Krieg begonnen, nun soll er diesen auch ordentlich verlieren. Ansonsten lernen die Russen nie etwas aus ihrer schmutzigen Geschichte.
Klaus Olbrich 10.08.22 18:00
Man sollte ihn liqidieren. Schnellstens...!
David Ender 10.08.22 12:50
Russische TASS zu diesem Angriff ...
Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS zitiert zu dieser Attacke auf den Luftwaffenstuetzpunkt Saki/Krim eine "Quelle im Verteidigungsministerium". Die (Zitat) "primaere Quelle" fuer die gewaltigen Explosionen sei die (Zitat) "Missachtung von Feuerschutzbestimmungen" gewesen. Soweit die neuesten "Wahrheiten" ausm Kreml. Bei der Versenkung des russischen Flagschiffs "Moskva" sei damals ja ebenfalls ein "Brand in der Kueche" und anschliessend - entgegen allen Wetterberichten und Bildmaterial - "schwerer Seegang" verantwortlich gewesen. Auch sehr kreativ. Jedenfalls - mit der Urlaubslaune der Handvoll russischer Touristen auf der besetzten Krim ist es jetzt wohl vorbei. Da kommt noch mehr angeflogen aus der Ukraine ... viel mehr. Seit vergangener Woche werden Luft-Boden-Raketen vom US-Typ HARM auf ukrainische Kampfflieger montiert. Russische Radaranlagen bleiben in Zukunft auf ukrainischem Territorium (wie der Krim) wohl besser ausgeschaltet. Ansonsten gibt es wieder unglueckliche "Unfaelle" beim Kochen oder beim Rauchen im Munitionslager. Es ist schwer sich hier Schadenfreude nach 6 Monaten gescheitertem Eroberungskrieg der Russen zu verkneifen. Der Ukraine-Feldzug mit dem versprochenen "Feuersturm" wird immer mehr zum Offenbarungseid fuer die ethischen Standards und technologischen Faehigkeiten Russlands. Gut so. Hoffentlich lernt Otto-Normal-Russe irgendwann mal endlich dazu und sucht sich ziviles (zivilisiertes) Personal fuer den Kreml. Waere mal was Neues.
Ingo Kerp 10.08.22 12:30
Das hat eine neue Qualität und dürfte erschreckend für das russ. Militär sein. So weit von ukr. Truppen entfernt, wie bei diesem Überfall, ist noch kein russ. Stützpunkt auf seinem Gebiet angegriffen worden. Wie soll man sich gegen Angriffe dieser Art schützen, wenn man den Gegner (Partisan) nicht erkennt? Das dürfte zu Entsetzen, Mißtrauen und Angst führen.