ST. PETERSBURG/COMRAT: Die kleine Republik Moldau hat zwei Gebiete mit Sonderstatus - Transnistrien und die Autonomieregion der turksprachigen Gagausen. Deren Chefin wird von der russischen Politik besonders hofiert.
Als Affront gegen die Republik Moldau unterstützt Russland demonstrativ die prorussische Regierungschefin der autonomen Region Gagausien, Evghenia Gutul. Beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg in der vergangenen Woche wurde Gutul (37) von Außenminister Sergej Lawrow empfangen, wie das russische TV-Politmagazin «Moskau. Kreml. Putin» am Sonntag berichtete. Lawrow interessierte sich demnach für angebliche Probleme, die Gutul wegen des Drucks der Regierung in Chisinau bei der Ein- und Ausreise aus Moldau habe.
Gutul selbst veröffentlichte im sozialen Netzwerk X Fotos aus St. Petersburg, die sie im Gespräch mit den Gouverneuren russischer Regionen wie Tatarstan, Pensa oder Krasnodar zeigen. Im Mai war die 2023 gewählte Politikerin bereits von Präsident Wladimir Putin in Sotschi empfangen worden.
Die Gagausen sind eine turksprachige Minderheit in der Republik Moldau. Die Gründung der Autonomieregion Gagausien 1994 galt als Beispiel für einen befriedeten Nationalitätenkonflikt auf dem Gebiet der Ex-Sowjetunion - gerade im Gegensatz zum Bürgerkrieg um die Separatistenregion Transnistrien. In dem Gebiet um die Hauptstadt Comrat im Süden der Moldau sind Türkisch, Rumänisch und Russisch Amtssprachen.
Moldau war lange zerrissen zwischen prowestlichen und prorussischen Kräften. Unter der derzeitigen Präsidentin Maia Sandu nähert sich das arme Land der EU an und hat einen Status als Beitrittskandidat erhalten. Russland versucht, seinen Einfluss in der Region zu behalten. In Transnistrien sind noch russische Soldaten stationiert, die aber von der Versorgung aus dem Mutterland abgeschnitten sind. Um die moldauische Regierung in Chisinau zu schwächen, hat Moskau seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine die Bemühungen um das traditionell russlandfreundliche Gagausien verstärkt.