Maas verteidigt nationale Alleingänge

Deutscher Außenminister Heiko Maas. Foto: epa/Clemens Bilan
Deutscher Außenminister Heiko Maas. Foto: epa/Clemens Bilan

BERLIN: Bundesaußenminister Heiko Maas hat nationale Alleingänge in der Europäischen Union zu Beginn der Corona-Krise verteidigt. «Ich halte es für richtig, dass jedes Land zuerst nationale Maßnahmen ergriffen hat», sagte der SPD-Politiker dem «Spiegel». «Das ist wie im Flugzeug: Jeder sollte sich im Notfall erst seine Maske aufsetzen, bevor er anderen hilft. Wenn wir unsere nationalen Hausaufgaben nicht gemacht hätten, hätten wir auch niemanden außerhalb unseres Landes unterstützen können.» Die Reihenfolge sei richtig gewesen.

Deutschland hatte Anfang März ein Exportverbot mit wenigen Ausnahmen erlassen, um Schutzkleidung für den deutschen Bedarf zu sichern. Das war in der EU - vor allem in dem zu diesem Zeitpunkt schon stark von der Corona-Krise gezeichneten Italien - auf heftige Kritik gestoßen. Nach zwei Wochen wurde das Verbot wieder aufgehoben.

Maas betonte, dass Deutschland inzwischen sieben Tonnen Hilfsgüter an Italien geliefert habe und zahlreiche italienische Covid-19-Patienten in deutschen Krankenhäusern behandelt worden seien. Damit habe man ein klares Signal gesetzt: «Wir stehen an der Seite Italiens.»

Die internationale Zusammenarbeit wird nach Ansicht des Ministers in der Krise an Bedeutung zunehmen. «Wenn wir die Instrumente, die der Multilateralismus bietet, nicht nutzen, wird es viel länger dauern, die Krise zu überwinden», sagte er. «Wer das nicht kapiert, wird länger leiden.»

Maas verwies darauf, dass die von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Handelskonflikte nicht gerade zu einer Verbesserung internationaler Lieferketten beigetragen hätten, die jetzt für die Versorgung der USA mit Schutzausrüstung gebraucht würden. «Es zeigt sich einmal mehr: Wer internationale Verbindungen ausdünnt, zahlt dafür einen hohen Preis.»

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Jürgen Franke 12.04.20 14:58
Die Corona Krise kam für Deutschland
nur für den Personenkreis überraschend, der sich nicht darum gekümmert hat, was im Bundestag besprochen wurde. Vor einige Jahren hat die Bertelsmannstiftung noch propagiert, die kleinen Krankenhäuser zu schließen, denn Krankenhäuser müssen profitabel sein. An den Gehältern des Pflegepersonals wird das deutlich.