Lage in russischer Grenzregion Belgorod zunehmend gespannt

Zwei Personen wurden nach Granatenbeschuss in der russischen Grenzregion Belgorod getötet. Foto: epa/Belgorod Region Governor Vyacheslav Gladkov
Zwei Personen wurden nach Granatenbeschuss in der russischen Grenzregion Belgorod getötet. Foto: epa/Belgorod Region Governor Vyacheslav Gladkov

BELGOROD: Kontrollposten, Evakuierungen, Ausgabe von Lebensmitteln - die Lage in der russischen Grenzregion zur Ukraine spitzt sich zu. Moskau bereitet wohl eine Antwort auf Angriffe von ukrainischer Seite vor.

In der seit Tagen von ukrainischer Seite beschossenen russischen Grenzregion Belgorod verschärft sich die Lage weiter. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow kündigte am Mittwoch für die gleichnamige Gebietshauptstadt und die an der Grenze zur Ukraine gelegenen Kreise einen vorzeitigen Ferienbeginn an. Ein Teil des Unterrichts soll noch online abgewickelt werden. In sieben Kreisen wurde damit begonnen, wie in Krisengebieten Kontrollposten mit Sicherheitskräften einzurichten, die den Zugang zu Ortschaften regeln.

Bei Beschuss auf die kleine Kreisstadt Graiworon am Mittwoch seien zwei Männer getötet und zwei weitere verletzt worden, teilte Gladkow mit. Unter den Trümmern eines eingestürzten Lebensmittelgeschäfts werde eine verschüttete Frau vermutet.

Föderationsratschefin Valentina Matwijenko kündigte in Moskau eine «angemessene Antwort» auf die Angriffe sowie Vergeltung an. Die Attacken der ukrainischen Streitkräfte richteten sich gezielt gegen zivile Objekte und Städte, sagte die Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin - ohne dafür Beweise vorzulegen. Sie warf den USA, Großbritannien und der Nato vor, die Handlungen der ukrainischen Armee zu koordinieren. Auch dafür führte sie keine Belege an. Zu den Angriffen haben sich proukrainische Paramilitärs bekannt, aber keine regulären Streitkräfte Kiews.

Die Behörden in der Region Belgorod kündigten wegen der zunehmend schlechten Versorgungslage im Gebiet an, Lebensmittel auszugeben, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete. Bereits am Vortag hatte Gouverneur Gladkow auch mitgeteilt, dass insgesamt 9000 Kinder in Sicherheit gebracht würden. Schon im vergangenen Jahr gab es nach Beschuss der Region Evakuierungen.

An den Kontrollposten sollen Bewaffnete des Innenministeriums, der Nationalgarde, des Grenzschutzes und des Verteidigungsministeriums den Zugang zu den Ortschaften regeln. «Wir werden einen sicheren Zugang bis zur jeweiligen Wohnadresse zu den Zeiten gewährleisten, wenn es keinen Beschuss gibt», sagte Gladkow. Zugleich sollten Bewohner weiter davon überzeugt werden, zu ihrer eigenen Sicherheit ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen.

Die Grenzregion Belgorod gilt als ein wichtiges Aufmarschgebiet für die russische Armee, um von dort aus ihren Krieg gegen die Ukraine zu führen. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. Dabei kommt es auch zu Gegenangriffen auf russisches Gebiet, wo militärische Ziele im Fokus stehen. Die Schäden auf russischer Seite stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den verheerenden Zerstörungen und der hohen Zahl an Toten und Verletzten auf ukrainischer Seite.

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