Koh Tao: „Eindeutige Hinweise auf Folter“

Tatort Koh Tao Sairee Beach: Zaw Lin und Win Zaw Htun mussten Anfang Oktober ihren angeblichen Doppelmord nachstellen. Der Mord und die Vergewaltigung zweier Touristen geschahen am 16. September.
Tatort Koh Tao Sairee Beach: Zaw Lin und Win Zaw Htun mussten Anfang Oktober ihren angeblichen Doppelmord nachstellen. Der Mord und die Vergewaltigung zweier Touristen geschahen am 16. September.

KOH TAO: Die Menschenrechtsorganisation ‚National Human Rights Commission Thailand‘ (NHCR) hat erneut Foltervorwürfe gegen die Ermittler im Koh Tao-Mordfall erhoben und die Polizei kritisiert, dass sie trotz gerichtlicher Aufforderung vier Mal Vorladungen zur Klärung der Sachverhalte ignoriert hätten.

Der stellvertretende Vorsitzende einer Untersuchungskommission, Niran Pitakwatchara, bekräftigte, das die NHCR nach eigenen Recherchen und Gesprächen mit den Beschuldigten Zaw Lin und Win Zaw Htun (beide 21) aus Myanmar keine Zweifel an unlauteren Verhörmethoden hätten. Leider zeige sich die Polizei bis heute nicht kooperativ und habe jede Stellungnahme verweigert.

Nach dem grausamen Doppelmord am Strand von Koh Taos Sairee Beach am 16. September hatten die Ermittlungsbehörden fast zwei Wochen lang keine Tatverdächtigen festnehmen können. Am 1. Oktober wurden überraschend die beiden jungen Gastarbeiter aus Myanmar verhaftet und nach Schuldeingeständnissen medienträchtig als mutmaßliche Täter präsentiert. Bereits bei einer Tatortbegehung am Sairee Beach, an dem am 16. September frühmorgens die Leichen der Briten Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) gefunden worden waren, schienen Zaw Lin und Win Zaw Htun desorientiert und eingeschüchtert zu sein.

Ihre anfänglichen Geständnisse haben beide Beschuldigten offiziell widerrufen. Sie sagten, während der Verhöre habe man ihnen Plastiktüten über den Kopf gestülpt, sie geschlagen und bedroht, ein Polizeibeamter soll sogar angekündigt haben, sie im Falle mangelnder Kooperation im Meer zu ertränken. Die thailändische Menschenrechtskommission erklärte, dass sie diesen Anschuldigungen Glauben schenkten.

Thailands Polizeichef Somyot Pumpanmoong hat seit der Festnahme von Zaw Lin und Win Zaw Htun mehrfach jegliche Anschuldigungen von Folter zurückgewiesen und angekündigt, bei falschen Beschuldigungen gegen die Ermittler alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen. Die Polizeispitze betont bis heute, alle Verhöre und auch die Spurensicherungen seien in vollem Einklang mit internationaler Polizeiarbeit durchgeführt worden.

Bis heute ist keine offizielle Anklage wegen Doppelmordes und Vergewaltigung des Opfers Hannah Witheridge gegen die beiden Beschuldigten aus Myanmar erhoben worden. Der Stellvertreter des Generalstaatsanwaltes, Thawatchai Siangjaew, erklärte kürzlich, den Fall bis spätestens Ende des Monates November vor das Provinzgericht in Koh Samui zu bringen. Auf Koh Samui sitzen die Gastarbeiter seit Anfang Oktober im Inselgefängnis ein. Ihre Angehörigen befinden sich ebenfalls auf Koh Samui und leisten moralischen Beistand.

Die Anwälte des ‚Lawyer Council von Thailand‘, einer einflussreichen Anwaltsvereinigung, vertreten die Mordverdächtigen aus Myanmar kostenlos. Sie kritisierten wiederholt die Behandlung ihrer Mandanten und insbesondere die Tatsache, dass diese fast zwei Wochen ohne Rechtsbeistand den Verhören der Polizei ausgesetzt gewesen seien. Laut Informationen unserer Redaktion bereiten die Anwälte eine Offensive vor, die eine Abweisung der Klage vor dem Provinzgericht Koh Samui erbringen soll.  In Thailand zweifelt eine Mehrheit der Bevölkerung an der Schuld der Gastarbeiter aus dem Nachbarland Myanmar.

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