Karlspreis der Sudetendeutschen an Tschechen Herman verliehen

Der ehemalige tschechische Kulturminister Daniel Herman spricht während des 67. Sudetendeutschen Tages (15. Mai 2016) in Nürnberg. Foto: epa/Daniel Karmann
Der ehemalige tschechische Kulturminister Daniel Herman spricht während des 67. Sudetendeutschen Tages (15. Mai 2016) in Nürnberg. Foto: epa/Daniel Karmann

MÜNCHEN: Der frühere tschechische Kulturminister Daniel Herman ist mit dem Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen ausgezeichnet worden. Bei einem Festakt in München am Samstag würdigte Bayern Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Herman als beeindruckende Persönlichkeit. Er habe als erster tschechischer Politiker auf dem Sudetendeutschen Tag gesprochen und die Vertreibung als Unrecht bezeichnet, sagte Söder.

Herman hatte 2016 auf dem Sudetendeutschen Tag in Nürnberg eine Rede gehalten, was im politischen Prag jahrzehntelang als absolutes Tabu galt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren rund drei Millionen Sudetendeutsche enteignet und aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben worden.

Der Freistaat Bayern übernahm damals die Schirmherrschaft für die Volksgruppe. Die Beziehungen zwischen München und Prag waren deswegen sehr lange belastet. Erst in den vergangenen Jahren näherten sich die Nachbarn einander an.

Auch die Corona-Zeit habe zu einer gelebten Freundschaft und Nachbarschaft unter den beiden Ländern beigetragen, sagte Söder. Man habe zwar die Grenzen wieder verstärkt kontrolliert, aber auch die Herausforderungen gemeinsam gemeistert und sich gegenseitig geholfen. «Wir hatten de facto eine Standleitung zwischen München und Prag, zwischen Prag und München», sagte Söder.

An dem 71. Sudetendeutschen Tag von Freitag bis Sonntag konnten dem Bundesverband zufolge wegen der Corona-Pandemie nur einige Hundert Menschen statt wie sonst Tausende teilnehmen. Außerdem musste er von Pfingsten, wo er üblicherweise stattfindet, auf Juli verlegt werden. Dafür wurde das Treffen erstmals seit 1995 wieder in München ausgerichtet. In der bayerischen Landeshauptstadt fanden nach 1945 den Angaben nach mehr als 200.000 heimatvertriebene Sudetendeutsche Zuflucht. München wurde damit zum Zentrum dieser Volksgruppe.

Mit dem Europäischen Karlspreis zeichnen die Sudetendeutschen Menschen aus, die sich besonders für die europäische Einigung und die Völkerverständigung verdient gemacht haben. Er ist nach dem mittelalterlichen Kaiser Karl IV. benannt. Zu den Preisträgern zählen die früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber, Günther Beckstein und Horst Seehofer (alle CSU) sowie der einstige Bundespräsident Karl Carstens (CDU) und der ehemalige österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.