Hunderte Tote nach Erdrutsch 

Foto: Mohamud Omer/International Organization For Migration/ap/dpa
Foto: Mohamud Omer/International Organization For Migration/ap/dpa

ERIWAN: Seit Jahren tobt im Kaukasus ein blutiger Konflikt. Weil Armeniens Führung nun auf Kosten eigener Gebiete einen Ausgleich mit dem Nachbarn Aserbaidschan sucht, gibt es nun Proteste.

In der Südkaukasusrepublik Armenien haben Zehntausende an landesweiten Protestaktionen gegen die Regierung teilgenommen. Die Demonstranten, die den Rücktritt von Regierungschef Nikol Paschinjan fordern, sperrten am Montag vielerorts Straßen ab, wie ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete. Nach Polizeiangaben wurden bereits mehr als 200 Personen festgenommen. Hintergrund ist der Konflikt mit dem benachbarten Aserbaidschan. Die Demonstranten werfen Paschinjan vor, um eines Friedensvertrags willen armenisches Territorium aufzugeben.

Angeführt werden die seit Wochen laufenden Proteste vom Erzbischof von Tawusch, Bagrat Galstanjan, der zuletzt zu einem lautstarken Gegenspieler Paschinjans avanciert ist. Galstanjan hatte zu den Straßensperren am Montag aufgerufen und beteiligte sich auch selbst daran. Der Erzbischof sperrte mit seinem Lexus eine Straßenkreuzung im Zentrum der Hauptstadt Eriwan.

Die Unzufriedenheit der Menschen richtet sich gegen Paschinjan, seit Armenien im vergangenen Jahr den jahrelangen Konflikt um die Region Berg-Karabach verloren hat. Die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region hatte sich in den 1990er Jahren nach einem blutigen Bürgerkrieg mit Hilfe Eriwans von Aserbaidschan getrennt.

Das ölreiche und dadurch inzwischen stark aufgerüstete Aserbaidschan konnte die Region jedoch 2020 in einem kurzen Krieg zunächst teilweise zurückerobern. Im September 2023 erlangte Aserbaidschan durch eine weitere Offensive wieder die vollständige Kontrolle über Berg-Karabach, was die Flucht fast der gesamten ethnisch-armenischen Bevölkerung von 120.000 Menschen zur Folge hatte.

Überdies gibt es zwischen beiden Ländern weitere Grenzstreitigkeiten. Aserbaidschan, das in dem Konflikt von der Türkei unterstützt wird, erhebt weitere Gebietsforderungen an den wirtschaftlich und militärisch schwächeren Nachbarn. Um einen Friedensvertrag zu erzielen, hatte Paschinjan zuletzt Entgegenkommen in der Frage signalisiert und vier Grenzdörfer abgetreten. Im eigenen Land stößt dies auf großen Widerstand.

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