Hohe Polizeioffiziere verhaftet: Schwere Korruptionsvorwürfe

Foto mit Symbolcharakter: Auf Thailands Polizei-Spitze reflektiert sich der Korruptionsvorwurf wie ein Spiegel.
Foto mit Symbolcharakter: Auf Thailands Polizei-Spitze reflektiert sich der Korruptionsvorwurf wie ein Spiegel.

BANGKOK: Paukenschlag im Kampf gegen Polizeikorruption in Thailand! Kein Geringerer als der Chef des Spezialkommandos ‚Central Investigation Bureau‘ (CIB) ist am Wochenende verhaftet worden. Polizeigeneralleutnant Pongpat Chayaphan und sieben andere hohe Polizeioffiziere sollen in Schmiergeldaffären in Milliardenhöhe verwickelt sein.

Am frühen Morgen dieses Montags bestimmte die Festnahme der Polizei-Spitzenkräfte alle Schlagzeilen. Fernsehstationen sendeten live und die großen Tageszeitungen wie Bangkok Post und The Nation brachten die Sensationsnachrichten auf der Titelseite. Dass ausgerechnet der Mann, der die angesehene Spezialkommission ‚CIB‘ leitet vorläufig hinter Gittern landete, ist für Thailand eine Sensation.

Laut Ermittlungen einer von der Armee eingesetzten Sondereinheit sollen folgende weitere Personen unter anderem in Schmiergeldzahlungen und illegale Geschäfte in rasantem Stil beteiligt sein: Der stellvertretende CIB-Kommandant Kowit Wongrungroj, Marine Polizeichef Boonsueb Praitheuan, der Leiter einer Verbraucherschutz-Polizeieinheit, Wuthichart Luansukhan sowie Samut Sakhons Immigrations-Polizeichef Kowit Muangnual. Weiter wurden namentlich genannt: Surasak Channgao, Chatrin Laothong und der Fahrer des CIB, Polizei-Hauptwachmeister Surasak. Drei Zivilisten wurden ebenfalls festgenommen: Sudathip Muangnual, die Ehefrau von Polizeioberst Kowit Muangnual, Sawong Mungthian und Roengsak Saknarongdej.

Dass Thailands stellvertretender Polizeikommandant, Generalleutnant Prawut Thawornsiri, in einer Pressekonferenz alle Tatverdächtigen namentlich nannte, wurde von Beobachtern als Indiz dafür gewertet, dass die gesammelten Beweise erdrückend sein müssen. Bei sechs Hausdurchsuchungen in Immobilien des CIB-Chefs Pongpat Chayaphan sind Vermögenswerte in Höhe von zehn Milliarden Baht sichergestellt worden, darunter alleine eine Milliarde Baht in Bar.

Wie kamen solche immensen Summen zusammen und in die Hände von Thailands Elitepolizisten? – Polizeisprecher Prawut Thawornsiri musste in seiner Erklärung weit ausholen, zumal die Vorwürfe in viele Richtungen gehen: Korruption, Veruntreuung, illegale Bauvorhaben in Naturschutzgebieten in Tateinheit mit Grundstücksbetrug, Besitz und Verkauf von artengeschützten Tieren, Beihilfe zum Schmuggel in thailändischen Hoheitsgewässern – all dies verbunden mit der Anklage schwerer Verstöße gegen polizeiliche Dienstvorschriften.

Als irritierende Anekdote wurde von Teilnehmern der Pressekonferenz die Tatsache bewertet, dass sogar bei den beiden Fahrern des CIB-Polizeichefs Vermögenswerte von mehr als 50 Millionen Baht gefunden wurden. Der ehemalige Kommandant der Marine Polizei Thailands, Boonsueb Praitheuan, gestand monatlich zwischen zwei bis drei Millionen Baht an Schmiergeld von mafiösen Ölschmugglern angenommen zu haben. Laut Ermittlungen der Sondereinheit sollen weitere Beteiligte insgesamt 12 bis 13 Millionen Baht Monatsgehälter aus Schmugglerkreisen eingestrichen haben.

Alle Festgenommenen befinden sich in einem nicht näher benannten Militärstützpunkt im Raum Bangkok. Einer der Beschuldigten hat bereits am 20. November Selbstmord begangen und sich von einem Hochhaus gestürzt: Polizeioberst Akkharawut Limrat, der frühere Leiter der ‚Crime Suppression Division 1‘ – einer Spezialeinheit der Polizei bei Straftaten größeren Ausmaßes. Er stand laut Angaben von Polizeisprecher Thanwornsiri ebenfalls im Fadenkreuz dieser spektakulären Ermittlung.

Noch heute soll von einem Haftrichter entschieden werden, ob alle Beteiligten weiter festgehalten werden können oder auf vorläufig auf Kaution freikommen. Für Thailands Medien und die Öffentlichkeit war dies der erste Akt in einem Kriminalfall, der die Sicherheitspolitik und die Glaubwürdigkeit in die Polizeikräfte bis in die Grundfeste erschüttert. Mit Spannung wird erwartet, ob dieses Mal auch die ‚hohen Tiere‘ mit empfindlichen Freiheitsstrafen rechnen müssen oder sich mit ihrem Milliardenvermögen freikaufen können.

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