PATTAYA: Bei den Motorradclubs Hells Angels und Bandidos dürften die meisten Menschen zuallererst an harte, tätowierte Kerle und organisierte Kriminalität denken. Dass ein Teil der Rocker jedoch auch durch oftmals vergessene Grundwerte wie Loyalität, Hilfsbereitschaft und Solidarität in Erscheinung tritt, findet in der breiten Öffentlichkeit hingegen kaum Beachtung. Die Lebensmittelverteilaktion für notleidende Menschen in Pattaya am 17. Juli 2020 in der Soi Khao Noi im Osten des Stadtgebietes ist hierfür ein Paradebeispiel.
Auch wenn die Beschränkungen im Rahmen der Notstandsgesetzgebung zur Unterdrückung des Coronavirus weitestgehend aufgehoben sind und die Menschen probieren, ihr alltägliches Leben nach Corona wieder in den Griff zu bekommen, ist die Armut in der Gesellschaft noch immer groß, was nicht zuletzt auch die Arbeitslosenquote von mehr als 10 Millionen Menschen im Land verdeutlicht, die im Zuge der Pandemie in die Erwerbslosigkeit stürzten.
Während vor einem Monat noch Hilfsaktionen für Notleidende in vielen Stadtgebieten beinahe täglich organisiert wurden, ist die Zahl der Lebensmittelverteilstellen seit Anfang Juli stark zurückgegangen. Da die Not in der Bevölkerung nach wie vor groß ist, setzten sich die Hells Angels und Bandidos zusammen und entschieden kurzfristig, Hilfe zu leisten. Denn auch in der Nach-Corona-Phase können sich erschreckend viele Menschen keine Lebensmittel zum Kochen leisten, erklärt Oli, Treasurer der Hells Angels Pattaya.
Dass die Rocker mit ihrer Einschätzung der Lage richtig liegen, das bewies auch bei der jüngsten Hilfsaktion wieder das hohe Menschenaufkommen. Mehr als 1.000 Menschen standen bereits mehrere Stunden vor Beginn der Lebensmittelausgabe Schlange. Verteilt wurden mehr als 1.000 Kilogramm Reis, Speiseöl, Fischkonserven, Instantnudeln, Trinkwasser, Fischsauce und andere Nahrungsmittel, die ein thailändischer Haushalt zum Kochen benötigt.
Die Kosten wurden laut Oli von beiden Clubs gemeinsam getragen, zum Teil durch Spenden ihrer Mitglieder sowie durch Zuschüsse aus den Clubkassen. Besonders stolz zeigten sich beide Clubs, dass an diesem Tag niemand hungrig zurückgelassen wurde: Alle Menschen, die seit den frühen Morgenstunden Schlange standen, konnten mit Hilfsgütern versorgt werden – ein Erfolg auf der ganzen Linie!