Gesichtserkennung: Aktien für US-Kläger

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
Foto: Pixabay/Gerd Altmann

NEW YORK: Die Firma Clearview AI saugte Fotos aus Online-Plattformen für eine riesige Gesichts-Datenbank ein. US-Bürger klagten dagegen - und sollen jetzt eine Beteiligung bekommen.

Die Firma Clearview AI, die eine gewaltige Datenbank zur Gesichtserkennung zusammenstellte, will eine Datenschutz-Klage in den USA mit einem ungewöhnlichen Angebot loswerden: Die Kläger sollen einen Anteil von 23 Prozent bekommen.

Clearview war 2020 durch einen Bericht der «New York Times» bekannt geworden, der enthüllte, dass die Firma in großem Stil öffentlich verfügbare Fotos aus Online-Plattformen eingesammelt hatte. Daraus erstellte sie eine Datenbank zur Gesichtserkennung, die sie Polizeibehörden in den USA zur Verfügung stellt.

Betroffene Plattformen wie Facebook und Instagram verbieten zwar, für alle sichtbare Fotos wie etwa Profilbilder abzugreifen. Sie konnten jedoch technisch nicht verhindern, dass Clearview sie trotzdem einsaugte.

Nach dem Bericht der «New York Times» zogen zahlreiche US-Bürger vor Gericht - und erreichten den Status einer Sammelklage. Bei einer Niederlage von Clearview hätte im Prinzip jeder, dessen Gesicht im Internet auftauchte, Anrecht auf Wiedergutmachung.

«Von Anfang an war klar, dass dieser Fall nicht mit einer angemessenen Bargeldzahlung beigelegt werden würde», schrieben die Anwälte von Clearview zu den Vergleichsverhandlungen in der am Donnerstag veröffentlichten Vereinbarung. «Clearview hat einfach nicht die Mittel für eine solche Zahlung.»

Der Vergleichsvereinbarung zufolge wurde Clearview AI Anfang dieses Jahres mit 225 Millionen Dollar bewertet. Damit würde der Wert des an die Kläger abgetretenen Anteils etwa 52 Millionen Dollar betragen. Wie in solchen Verfahren in den USA üblich ist, wollen deren Anwälte auch einen erheblichen Teil davon haben - rund 20 Millionen Dollar.

Bei einem eventuellen Börsengang oder Verkauf von Clearview sollen die Kläger auch entsprechend dem Anteil profitieren. Alternativ könnten sie auch Anspruch auf 17 Prozent der künftigen Erlöse von Clearview bis Ende September 2027 erheben. Die Vereinbarung muss noch vom zuständigen Gericht in Chicago gebilligt werden.

In der «New York Times» kritisierte Anwalt Jay Edelson, der an einer früheren Klage gegen Clearview AI beteiligt war, die Lösung. «Leute, die dadurch geschädigt wurden, dass Clearview ihr Recht auf Privatsphäre mit Füßen getreten hat, werden nun finanziell daran interessiert sein, dass Clearview neue Wege findet, darauf herumzutrampeln», sagte er.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.