«Charlie Hebdo»-Leiter warnt vor Zensur

Foto: epa/Francois Guillot
Foto: epa/Francois Guillot

PARIS (dpa) - Fünf Jahre nach dem Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins «Charlie Hebdo» haben Angehörige und Mitarbeiter an das Attentat erinnert und zum Schutz der Meinungsfreiheit aufgerufen.

Zensur gehe heutzutage nicht mehr vom Staat aus, sondern sei privatisiert worden, sagte Herausgeber und Karikaturist Laurent Sourisseau alias Riss, am Dienstag in einem Interview mit dem Nachrichtensender Franceinfo. «Wir haben es mit einem neuen Moralismus zu tun», so Riss.

Das Magazin erschien am Jahrestag des Anschlags mit einer Titelseite, die einen Karikaturisten zeigt, dessen Arme und Zunge von einem überdimensionalen Smartphone platt gedrückt werden und ihn damit an der Arbeit hindern. Auf dem Handydisplay sind Apps wie Twitter und Facebook zu sehen.

Am 7. Januar 2015 drangen die Brüder Chérif und Said Kouachi in die Pariser Redaktion von «Charlie Hebdo» ein und eröffneten das Feuer. Nach dem Attentat kam es zu einer drei Tage dauernden Großfahndung mit einer Geiselnahme in einem koscheren Supermarkt. Insgesamt sterben 17 Menschen, auch die islamistischen Täter werden erschossen. Der Anschlag steht symbolisch für den Auftakt einer islamistischen Terrorserie in Frankreich, bei der bisher mehr als 250 Menschen starben.

«Wir haben die Angst überwunden, die sie versucht haben, uns zuzufügen», so Riss. Der Anschlag sei ein politisches Verbrechen gewesen, das diese Art von Humor verschwinden lassen sollte. Auf lange Sicht hätten die Terroristen aber verloren, sagte Riss.

Am Dienstag gab es mehrere Gedenkveranstaltungen für die Toten des Anschlags. Vor den ehemaligen Redaktionsräumen von «Charlie Hebdo» in der Pariser Rue Nicolas-Appert wurde eine Schweigeminute abgehalten. An dem Gedenken nahm laut Franceinfo neben der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo auch Frankreichs Innenminister Christophe Castaner teil.

Staatschef Emmanuel Macron erinnerte auf Twitter an das Attentat. Seine Gedanken seien bei den Opfern und deren Angehörigen. «Wir werden nie vergessen», schrieb Macron.

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