Erster Mensch im Weltall: Russland feiert 60. Jahrestag groß

Eine SpaceX Falcon 9-Rakete, Raumschiff Crew Dragon, ist in einer Falschfarben-Infrarotbelichtung zu sehen, als sie von der NASA-Station gestartet ist. Foto: epa/Bill Ingalls
Eine SpaceX Falcon 9-Rakete, Raumschiff Crew Dragon, ist in einer Falschfarben-Infrarotbelichtung zu sehen, als sie von der NASA-Station gestartet ist. Foto: epa/Bill Ingalls

MOSKAU: Die Sowjetunion feierte damals Gagarin als Helden und seinen Flug ins All als Triumph gegenüber den USA. Heute arbeiten beide Weltraumnationen zwar zusammen, Spannungen gibt es aber nach wie vor.

60 Jahre nach dem ersten Flug eines Menschen ins Weltall feiert die stolze Raumfahrtnation Russland den Helden Juri Gagarin und das historische Ereignis groß. Vier Kosmonauten auf der Raumstation ISS erinnerten in einer Grußbotschaft per Video aus dem All am Montag ihre Landsleute an Gagarins 108-minütigen Flug am 12. April 1961. «An diesem Tag erfuhr der ganze Planet seinen Namen, zugleich begann damals auch eine neue Geschichte, die Geschichte der bemannten Raumfahrt», sagte Kosmonaut Sergej Kud-Swertschkow.

Der 12. April wird in Russland als Tag der Raumfahrt gefeiert, 2011 erklärten ihn die Vereinten Nationen zum Internationalen Tag der bemannten Raumfahrt. Russland begeht den 60. Jahrestag groß mit Ausstellungen und der Eröffnung eines nach Gagarin benannten Parks in der Nähe der Stadt Engels im Gebiet Saratow an der Wolga. Dort landete der Kosmonaut damals nach seiner Rückkehr aus dem All.

Den Landeplatz besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin und legte mit mehreren Kosmonauten Blumen an einem Gagarin-Denkmal nieder. «Wir werden immer stolz darauf sein, dass es unser Land war, das den Weg ins Universum geebnet hat, und unser Landsmann war ein Pionier auf diesem großen Weg», sagte der Kremlchef. Russland müsse seinen Status als eine der führenden Atom- und Raumfahrtmächte behalten. Die Raumfahrtindustrie sei direkt mit Verteidigung verbunden, meinte er. Russland müsse seine Position in diesem Bereich stärken.

Roskosmos steht mit anderen Raumfahrtnationen wie den USA oder China in harter Konkurrenz und will etwa in gut zehn Jahren Kosmonauten auf den Mond schicken und dort eine Raumstation aufbauen - und damit an Erfolge der Vergangenheit wie Gagarins Weltraumflug anknüpfen.

Die Raumfahrtagentur Roskosmos veröffentlichte auf ihrer Internetseite historische Aufnahmen von dem Flug und zeichnete Gagarins Flugbahn nach. Die Zeitung «Iswestija» brachte den Nachdruck einer 60 Jahre alten Ausgabe, in der die Reise des ersten Menschen ins Weltall als Sieg der kommunistischen Sowjetunion im Kampf der Systeme im Kalten Krieg gefeiert wurde.

Juri Gagarin wäre heute 87 Jahre alt. Er starb im Alter von 34 Jahren am 27. März 1968 beim Absturz eines Jagdflugzeugs nahe Moskau. Um seinen Tod ranken sich bis heute viele Legenden, weil die Umstände des Unglücks lange geheim blieben. Gagarins Urne wurde bei einem Staatsakt in der Kremlmauer beigesetzt. Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin legte dort am Montag mit einer Delegation Blumen nieder. Er sprach von einem Nationalfeiertag für Russland. Raumfahrt hat nach wie vor einen hohen Stellenwert in dem Riesenreich.

Aus Sicht Moskaus ist deshalb die US-Sanktionspolitik gegen Russland nicht nur ärgerlich, sondern auch hinderlich für Geschäfte. Der Raketentriebwerksbauer NPO Energomasch habe ein Drittel seines Gesamtumsatzes verloren, weil die USA sich weigerten, russische Produkte zu kaufen, sagte der für Finanzen zuständige Vize-Generaldirektor von Roskosmos, Maxim Owtschinnikow. Dabei gehe es um Summen von umgerechnet bis zu 141 Millionen Euro. Für die NPO Energomasch sei das ein erheblicher wirtschaftlicher Verlust.

Die USA hatten Sanktionen gegen Russland im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ostukraine verhängt. Zudem will das US-Verteidigungsministerium nach früheren Angaben keine Satelliten mehr einsetzen, die mit russischen Raketen ins All gebracht wurden. Russland und die USA arbeiten etwa bei der ISS eng zusammen. Lange galt die Raumfahrt als letzte Bastion, in der eine Kooperation beider Länder trotz aller politischen Spannungen noch gut funktioniert hat.

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