Ein Litschi-Garten in der Stadt

In Bang Khun Thian in Bangkok gedeiht die schmackhafte „Liebesfrucht“

Am Ufer des Khlong Bang Khun Tian gedeihen viele schmackhafte Früchte, unter anderem auch Litschis. Fotos: Poomjai Garden
Am Ufer des Khlong Bang Khun Tian gedeihen viele schmackhafte Früchte, unter anderem auch Litschis. Fotos: Poomjai Garden

BANGKOK: Hätten Sie es gewusst? Unweit vom Trubel der Millionenmetropole Bangkok werden in immergrünen Plantagen im Bezirk Bang Khun Thian, im äußersten Südwesten der Stadt, tropische Früchte angebaut. Und das bereits seit der Regentschaft von König Rama III. (1824 bis 1851). Den Einheimischen ist das fruchtbare Gebiet vor allem für die herrlich süß schmecken­de Bang-Khun-Tian-Litschi bekannt, denen mit dem Poomjai Garden ein Denkmal gesetzt wird.

Wer bisher der Annahme war, dass Litschis wegen der klimatischen Gegebenheiten ausschließlich im hohen Norden Thailands gedeihen, kann sich im Poomjai Garden eines Besseren belehren lassen. Tatsächlich wird die „Liebesfrucht“ in Bangkok nur in zwei Bezirken angebaut – in Yan Nawa und in Bang Khun Tian, wo sich der Poomjai Garden befindet. Idyllisch am Ufer des Khlong Bang Khun Thian in der Soi 28 der Rama II Road gelegen, werden in dem lebendigen Landwirtschafts- und Erlebnismuseum auf einer Fläche von 28 Rai Litschis angebaut.

Neues Leben für vergessene Tradition

Da bei den modernen Hauptstädtern im Laufe der Jahrzehnte das Wissen über die Bang-Khun-Tian-Litschi verschwand, entschloss sich Plantagenbesitzerin Porntip Thiensup, den Poomjai Garden zu einem Erlebnismuseum zu entwickeln, in dem über das traditionelle Leben der Obstbauern und natürlich über die wohlschmeckende Frucht informiert wird. Dazu ist Khun Porntip geradezu prädestiniert, denn seit der Herrschaft von König Rama V. ist das weitläufige Grundstück im Besitz ihrer Familie.

Auf die Idee, die Bang-Khun-Tian-Litschi zu schützen, kam Khun Porntip bereits vor über einem Jahrzehnt, als sie entdeckte, dass sich der Gesundheitszustand einiger ihrer Obstbäume zunehmend verschlechterte. Inspiriert von der Philosophie der „Wirtschaft des Auskommens“ des verstorbenen Königs Bhumibol Adulyadej, die auf die selbstverantwortliche Entwicklung des Menschen abzielt, begann sie, die Plantage zu säubern, die unter dem vielen Müll litt, der zu Hochwasserzeiten vom Khlong angespült wurde. Mehrere Jahre wendete sie dafür auf und war auf die Unterstützung vieler Helfer angewiesen.

Erst Buchhalterin, dann Obstbäuerin

Im nächsten Schritt revitalisierte sie den Garten, indem sie das Unterholz entfernte, den Boden verbesserte und die Obstbäume wieder zum Leben erweckte oder sie in einigen Fällen ersetzte. Da sie zu dieser Zeit noch als Buchhalterin in einem Unternehmen arbeitete und somit Landwirtschaft auch für sie komplettes Neuland war, studierte sie viele Bücher, recherchierte im Internet, informierte sich bei Experten und belegte landwirtschaftliche Lehrgänge. Ihr neuerlerntes Wissen behielt sie jedoch nicht für sich allein, denn sie wollte auch ihre Mitmenschen für den Schutz der Bang-Khun-Tian-Litschi sensibilisieren. Auf sozialen Netzwerken und Videoportalen wie YouTube veröffentlichte sie Tutorials, in denen sie über die Kultivierung der Frucht informierte. Mit Erfolg: Immer mehr Menschen zeigten Interesse und suchten ihre Plantage auf, um sich im Litschi-Anbau und in nachhaltiger Landwirtschaft fortzubilden. Bei Khun Porntip erhalten die Besucher zudem die Möglichkeit, Mahlzeiten mit organischen Zutaten zu kochen, die sie im Garten gepflückt haben. Angeboten werden darüber hinaus gemächliche Bootsfahrten auf dem Khlong Bang Khun Tian.

In Zusammenarbeit mit den Anwohnern der Bang Khun Tian Community werden auch Bootsausflüge angeboten.
In Zusammenarbeit mit den Anwohnern der Bang Khun Tian Community werden auch Bootsausflüge angeboten.

Heutzutage befinden sich im Poomjai Garden mehr als 200 Litschibäume, der älteste ist ca. 100 Jahre alt – eine indigene Sorte namens „kalok bai yao“ bzw. „kalok fai mai“. Andere Sorten in der Plantage umfassen „krathon phra rong“, „kalok bai or“ und „khiew wan.“ Gemäß Khun Porntip ist die Bang-Khun-Tian-Litschi zwar nicht so saftig wie ausländische Sorten, doch zeichnet sie sich durch einen auffallend süßen Geschmack und niedrigen Säuregehalt aus, was im salzhaltigen Boden begründet ist.

Auch wenn ihre Plantage lange nicht genug Früchte erzeugt, um von einem wirtschaftlichen Erfolg zu sprechen, erfüllt sie Khun Porntip und ihre Familie mit Stolz. So hatte sie einst die Ehre, den Wang-Klai-Kangwon-Palast in Hua Hin besuchen zu dürfen, um Seiner Majestät König Bhumibol Adulyadej ihre Früchte zu präsentieren.

Workshops und Gartenführungen

Im Poomjai Garden wird pro Tag lediglich 30 Personen der Zutritt gestattet, um allen Besuchern ein einmaliges Erlebnis zu bieten. Zudem soll sichergestellt werden, dass der Lebensstil der Einheimischen und der Obstgarten keine Beeinträchtigungen erleiden.


Öffnungszeiten: Täglich von 09.00–17.00 Uhr. Anmeldung per E-Mail oder telefonisch unter der Rufnummer 085-123.1386. Mehr erfahren Sie auf Facebook.
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Pascal Schnyder 04.10.20 13:27
Besten Dank!
an das Der Ausländer (Der Farang) Team! Interessanter Artikel, weiter so!