Edelweiss-Piloten brechen GAV-Verhandlungen ab

Airline bangt um Zukunft - Streik droht ab 1. Juli

Edelweiss-Maschine am Flughafen Zürich: Die Airline zeigt sich überrascht über den Abbruch der GAV-Verhandlungen durch die Piloten. Foto: epa/epa-efe/ennio Leanza
Edelweiss-Maschine am Flughafen Zürich: Die Airline zeigt sich überrascht über den Abbruch der GAV-Verhandlungen durch die Piloten. Foto: epa/epa-efe/ennio Leanza

ZÜRICH: Die Pilotengewerkschaft Aeropers hat die Verhandlungen mit der Fluggesellschaft Edelweiss über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) überraschend abgebrochen. Die Airline warnt, die Forderungen des Cockpitpersonals lägen weit über den unternehmerischen Möglichkeiten und gefährdeten die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

Seit Jahresbeginn verhandeln Aeropers und Edelweiss über einen neuen Tarifvertrag für die Piloten. Das Cockpitpersonal fordert dabei bessere Planbarkeit des Privatlebens sowie eine nachhaltig attraktive finanzielle Perspektive. Laut Aeropers zeigte sich die Airline-Führung in den Gesprächen jedoch äußerst hart und ignorierte die berechtigten Interessen der Mitarbeiter konsequent. 

Edelweiss wies diese Vorwürfe zurück und betonte, das von Aeropers geforderte Paket würde die Cockpitkosten um satte 50 Prozent in die Höhe treiben. In diesem Fall wäre die Zukunfts- und Wachstumsfähigkeit des Unternehmens erheblich gefährdet. Konkret stünde die bereits beschlossene Erweiterung der Flotte um sechs Airbus A350 auf der Kippe.

Fronten verhärtet - Streikgefahr steigt

Die Fronten zwischen den Tarifpartnern scheinen zunehmend verhärtet. Aeropers wirft der Geschäftsleitung vor, jegliche Kompromissvorschläge mit neuen Vorbedingungen zu torpedieren und Gespräche ohne Vorbedingungen schlicht zu verweigern. Aus Frust über das blockierte Verhandlungsklima brach die Pilotengewerkschaft die Gespräche schließlich ab.  

Damit droht ab dem 1. Juli ein vertragsloser Zustand bei Edelweiss. Der Aeropers-Vorstand will in den nächsten Tagen über das weitere Vorgehen und mögliche Kampfmaßnahmen wie Streiks beraten.

Edelweiss signalisiert Gesprächsbereitschaft

Edelweiss zeigte sich überrascht von der Entscheidung und betonte die Gesprächsbereitschaft. Man habe Aeropers einen Rahmen aufgezeigt, der die Konditionen über 4,5 Jahre um 15 Prozent verbessern würde. Dies sei eine faire und großzügige Offerte angesichts der wirtschaftlichen Realitäten.

Aeropers-Präsident Clemens Kopetz konterte, Edelweiss sei mit einer Marge von 8,5 Prozent im Jahr 2023 die nach der Swiss profitabelste Airline im Lufthansa-Konzern gewesen. Die Forderungen seien daher mehr als gerechtfertigt.

Der Konflikt bei Edelweiss ist symptomatisch für die angespannte Situation in der Schweizer Luftfahrtbranche nach der Corona-Krise. Hohe Nachfrage trifft auf Personalmangel und enormen Kostendruck. Als einer der wichtigsten Ferienflieger der Schweiz hätten Streiks bei Edelweiss spürbare Folgen für viele Reisende.

Viele Experten sehen die Gefahr, dass der Tarifkonflikt auf Kosten der Passagiere ausgetragen wird und mahnen einen konstruktiven Dialog an. Gleichzeitig werden die Rufe nach besseren Arbeitsbedingungen im Luftverkehr lauter.

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