Steinmeier eröffnet Weltkunstschau in Kassel

​Documenta fifteen 

Ein Mann fotografiert im „Hallenbad Ost“ Werke der indonesischen Künstlergruppe „Taring Padi“. Foto: Boris Roessler/dpa
Ein Mann fotografiert im „Hallenbad Ost“ Werke der indonesischen Künstlergruppe „Taring Padi“. Foto: Boris Roessler/dpa

KASSEL: Sie ist eine der weltweit wichtigsten Schauen moderner Kunst, und es gibt sie nur alle fünf Jahre: Die documenta in Kassel hat begonnen. Wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung die Grenzen der Kunstfreiheit aufzeigen?

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Samstag in Kassel die documenta fifteen eröffnet. 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren nun 100 Tage lang in der nordhessischen Stadt ihre Werke und Darbietungen. Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst findet nur alle fünf Jahre statt.

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, nahmen an der Eröffnung teil. Bei schönstem Sommerwetter hatten sich Hunderte von Besuchern und Schaulustigen vor dem Fridericianum in der Kasseler Innenstadt versammelt. Nach der Begrüßung auf dem roten Teppich verschwand Steinmeier unter anderem in Begleitung von Ade Darmawan vom Kuratorenkollektiv Ruangrupa sowie Generaldirektorin Sabine Schormann im Fridericianum.

Mit Spannung erwartet wird die Rede des Bundespräsidenten. Steinmeier hatte am Donnerstag während eines Staatsbesuchs in Indonesien angekündigt, in seiner Ansprache mit Blick auf die Antisemitismus-Debatte im Vorfeld der documenta fifteen die Grenzen der Kunstfreiheit aufzeigen zu wollen. Dem indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa war vorgeworfen worden, auch Organisationen in die Schau einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien.

«Völlig klar ist: Kunst ist streitfrei nicht zu haben. Kunst darf und muss anstößig sein, muss Impulse geben in die Gesellschaft hinein. Kunst muss Dialoge und Diskussionen auslösen», hatte Steinmeier am Donnerstag betont. «Aber ebenso klar ist, dass Debatten, Beiträge und die Botschaften auch Grenzen haben können. Über diese Grenzen wird zu sprechen sein.»

Die documenta gibt es seit 1955 in Kassel. In diesem Jahr ist die Ausstellung über rund 32 Standorte in der Stadt verteilt. Die diesjährige documenta repräsentiert den Globalen Süden. Im Mittelpunkt steht nicht das Werk, sondern Kunst als kollektiver Prozess.

Das Konzept des Kollektivs Ruangrupa fußt auf der indonesischen Lumbung-Architektur. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will die Künstlerische Leitung auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Die documenta in Kassel dauert bis zum 25. September. Das Tagesticket kostet 27 Euro.

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