De Maizière: Amris Fingerabdrücke am Anschlags-Lkw sichergestellt

Weihnachten 2016 in Berlin. Foto: epa/Rainer Jensen
Weihnachten 2016 in Berlin. Foto: epa/Rainer Jensen

BERLIN (dpa) - Die Fingerabdrücke des Terrorverdächtigen Anis Amri sind an dem Fahrerhaus des Lkw sichergestellt worden, der am Montagabend in einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast ist. Das sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag nach einem Besuch des Bundeskriminalamtes (BKA) in Berlin. Auch weitere Hinweise seien gefunden worden, sagte de Maizière. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einer «hoffentlich baldigen Festnahme».

Der Innenminister, Merkel und Justizminister Heiko Maas (SPD) wollten sich über den Ermittlungsstand zum Anschlag vom Montagabend informieren, bei dem 12 Menschen getötet und rund 50 verletzt worden waren. Auf die Spur des 24-jährigen Amri kamen die Ermittler, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das passierte aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war.

Merkel sagte, man habe in Deutschland in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um dem Terrorismus Herr zu werden. Heute befinde man sich in einer Bewährungsprobe. Dabei habe man die «Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf unsere Seite». Sie sei stolz, wie die Menschen auf den Anschlag reagiert habe.

Merkel sagte, man habe theoretisch «schon seit langem gewusst, dass wir auch Zielscheibe des islamistischen Terrorismus sind. Und trotzdem ist dann, wenn ein solcher Fall eintritt, wie dieser terroristische Anschlag auf den Breitscheidplatz, das natürlich noch einmal etwas ganz anderes». Deshalb seien die Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verletzten im Krankenhaus. «Und gerade ihnen schulden wir auch die bestmögliche Arbeit», ergänzte die Kanzlerin.

Über den dringend tatverdächtigen Tunesier, der 2015 über Freiburg ins Land einreiste, werden immer mehr Details bekannt. So hatten die Sicherheitsbehörden nach «Spiegel»-Informationen vor Monaten vage Hinweise darauf, dass er sich im Chat mit einem Hassprediger als möglicher Selbstmordattentäter anbot. Entsprechende abgefangene Äußerungen von Amri seien aber so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme gereicht hätten.

Nach dpa-Informationen gibt es bisher keine Hinweise auf enge Kontakte von Amri zu dem kürzlich verhafteten Salafisten-Prediger Abu Walaa. Amri habe zwar in Salafistenkreisen verkehrt und sei auch in entsprechenden Wohnungen gewesen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ein wichtiges Teil eines salafistischen Netzwerkes sei er aber wohl nicht gewesen.

Von März bis September war Amri als sogenannter Gefährder von den Sicherheitsbehörden überwacht worden. Damit sind unter anderem radikale Islamisten gemeint, denen schwere Straftaten zugetraut werden. Beweise für konkrete Anschlagspläne konnten die Ermittler aber nicht finden.

Eine Abschiebung nach Tunesien scheiterte, weil er keinen Pass hatte. Seit Dezember gilt Amri als untergetaucht. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Berliner Anschlag zwar bekannt, ob der IS tatsächlich Verbindungen zu Amri hatte, ist aber unbewiesen.

Der Sattelschlepper war am Montagabend auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast. Unter den Todesopfern sind neben dem eigentlichen Lkw-Fahrer aus Polen auch eine israelische Frau sowie eine Italienerin. Ein zunächst festgenommener Pakistaner kam wieder frei. Am Donnerstag wurde der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz wieder geöffnet. Zum Schutz der Besucher wurden schwere Betonblöcke aufgestellt.

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