Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Biden warnt Amerikaner vor vielen weiteren Corona-Toten

WASHINGTON: Der gewählte US-Präsident Joe Biden hat die Amerikaner vor dramatisch steigenden Todeszahlen in der Corona-Pandemie gewarnt und eindringlich zu Schutzmaßnahmen aufgerufen. «Ich will niemandem Angst einjagen, aber verstehen Sie die Fakten: Wir werden bis Januar wahrscheinlich weitere 250.000 Menschen verlieren», sagte Biden am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Online-Veranstaltung mit Mitarbeitern und Besitzern kleiner Unternehmen. «Verstehen Sie mich? Weil die Menschen nicht aufpassen.» Die Ausbreitung des Coronavirus müsse unbedingt eingedämmt werden.

Biden machte keine Angaben dazu, woher seine Einschätzung von 250.000 weiteren Toten stammt. Nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hat das Coronavirus seit Beginn der Pandemie mehr als 270.000 Menschen in den USA das Leben gekostet. Ein Modell von Forschern des Instituts IHME der Universität Washington im US-Bundesstaat Seattle rechnet im Fall gelockerter Schutzmaßnahmen mit mehr als 502.000 Toten bis Ende Januar, im Fall schärferer Schutzmaßnahmen mit mehr als 367.000. Dieses Modell wurde in der Vergangenheit auch mehrfach vom Weißen Haus angeführt.

Der Chef der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, sagte bei einer Veranstaltung der US-Handelskammer am Mittwoch: «Unglücklicherweise glaube ich, dass wir vor Februar in der Nähe von 450.000 Virus-Toten sein könnten.» Das sei aber nicht ausgemacht, sondern hänge davon ab, inwiefern sich die Amerikaner an Schutzmaßnahmen hielten. «Die Realität ist: Dezember und Januar und Februar werden hart sein. Ich glaube sogar, dass es die schwierigsten Zeiten in der öffentlichen Gesundheitsgeschichte dieser Nation sein werden.»


Neue Corona-Regeln für Frankreichs Gotteshäuser

PARIS: Nach einem Urteil des obersten Verwaltungsgerichts hat die französische Regierung fristgemäß neue Corona-Regeln für religiöse Veranstaltungen erlassen. Zwischen Gläubigen oder Familien müssten jeweils zwei Sitze freibleiben, eine von zwei Stuhlreihen dürfe nicht belegt werden. Das teilte das Innenministerium am späten Mittwochabend in Paris mit. Die katholische Bischofskonferenz bezeichnete die neuen Regeln als anwendbar.

Der Staatsrat hatte am Wochenende die coronabedingte Höchstzahl von 30 Gläubigen bei einer religiösen Zeremonie gekippt. Das Gericht setzte der Regierung eine Frist von drei Tagen, um die Vorgabe zu überarbeiten. Am 15. Dezember steht in Frankreich eine neue Etappe bei der generellen Lockerung der Corona-Regeln an.


EU-Staaten besorgt über wachsenden Antisemitismus in Corona-Pandemie

BRÜSSEL: Die EU-Staaten haben zunehmenden Antisemitismus während der Corona-Pandemie angeprangert. Verschwörungsmythen lebten wieder auf, besonders vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie werde öffentlich Antisemitismus gezeigt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung vom Mittwoch. Maßnahmen im Kampf gegen Antisemitismus könnten die konsequente Ahndung von Hassrede auch im Internet, die Arbeit spezialisierter Strafverfolger und Ermittler, aber auch die systematische Erfassung antisemitischer Vorfälle sein.

«Antisemitische Verschwörungsmythen sind oft der erste Schritt, der zu Hass, Hassrede, Aufstachelung zu Gewalttaten und Hasskriminalität führen kann», heißt es in der Erklärung. Die Sicherheit jüdischer Gemeinden und Einrichtungen zu gewährleisten, müsse in den Mitgliedstaaten höchste Priorität haben.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) lobte die Erklärung. Dieser «wichtige Schritt» komme unter Führung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, teilte der WJC mit. «Europa hat ein ernstes und erschreckendes Antisemitismus-Problem», wird WJC-Präsident Ronald Lauder zitiert. Es sei höchste Zeit, dass die EU, ihre Mitgliedstaaten und Kommunen dem Problem «echte Ressourcen» widmen.


Spanien verschärft die Corona-Einschränkungen über die Feiertage

MADRID: In Spanien werden die Corona-Einschränkungen für die Feiertage verschärft: Zwischen dem 23. Dezember und dem 6. Januar werden die 47 Millionen Bürger des Landes ihre jeweilige Wohnregion nur in Ausnahmefällen verlassen dürfen. Das beschlossen am Mittwoch die Zentralregierung und die 17 sogenannten Autonomen Gemeinschaften des Landes, wie Gesundheitsminister Salvador Illa nach der Videokonferenz am Abend in Madrid mitteilte.

Nach der Vereinbarung werden die Menschen in Spanien während der Abriegelungen allerdings die regionalen Grenzen für Treffen im engsten Familien- oder Freundeskreis überqueren dürfen. Daneben gelten die Ausnahmen, die bei Absperrungen gewöhnlich sind, etwa für die Fahrt zur Arbeit oder zum Arzt. Die maximal erlaubte Teilnehmerzahl wird am 24., 25. und 31. Dezember sowie am 1. Januar von sechs auf zehn erhöht, inklusive Kinder. Heiligabend und Silvester wird der Beginn der praktisch im ganzen Land geltenden nächtlichen Ausgangssperre auf 01.30 Uhr verschoben.

Im Rahmen des seit Ende Oktober und bis zum 9. Mai geltenden Corona-Notstands darf - anders als im Frühjahr - jede Region über die Maßnahmen entscheiden, die sie zur Eindämmung der Pandemie ergreift. Mehrere Regionen hatten aber für die Feiertage mehr oder weniger einheitliche Regelungen für das ganze Land gefordert. Man dürfe nicht die Fehler des Sommers wiederholen, als man der Wirtschaft den Vorzug vor der Bekämpfung des Virus gegeben und die Maßnahmen zu schnell gelockert habe, hieß es.

Seit Ausbruch der Pandemie wurden in Spanien mehr als 1,6 Millionen Ansteckungen mit dem Coronavirus gezählt. Fast 46.000 Menschen starben mit Covid-19. Die Lage wird aber seit Wochen immer besser. Die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen fiel seit Mitte November von weit über 200 auf 102. In Deutschland betrug dieser Wert nach Angaben des Robert Koch-Instituts zuletzt 134.


Coronavirus breitet sich in Baltenstaaten weiter aus

VILNIUS/RIGA/TALLINN: In den baltischen Staaten breitet sich das Coronavirus weiter aus: In Litauen und Lettland erreichte die Zahl an neuen Corona-Todesfällen in den vergangenen 24 Stunden am Mittwoch den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde starben in Litauen 28 Menschen an oder mit einer Corona-Infektion, in Lettland waren es 14. In Estland dagegen erreichte die Zahl an Neuinfektionen mit 524 Fällen binnen eines Tages neuen Höchststand.

Die drei kleinen Staaten im Nordosten Europas standen anfangs in der Coronakrise durchaus gut da. Die Infektionszahlen waren zunächst im internationalen Vergleich eher gering. Im Herbst haben sie aber teils rapide zugenommen. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC ist in allen drei Ostseerepubliken die Entwicklung aktuell schlechter als in Deutschland - dies gilt besonders für Litauen.

Zur Eindämmung der Pandemie haben die Regierungen in Vilnius, Riga und Tallinn zuletzt strikte Corona-Schutzmaßnahmen verhängt. Die erhoffte Effekt der Beschränkungen blieb zunächst aber aus - nach wie vor stecken sich täglich viele Menschen mit Corona an.


Auch Diplomat aus Estland bei illegaler Party in Brüssel

TALLINN: An einer von der Polizei beendeten illegalen Party in Belgiens Hauptstadt Brüssel hat auch ein Diplomat aus Estland teilgenommen. Das Außenamt in Tallinn bestätigte estnischen Medien am Mittwoch, dass der Staatsvertreter nach eigenen Angaben bei der Feier am vergangenen Freitagabend gewesen war und wegen eines Verstoßes gegen Corona-Auflagen festgenommen worden war. Obgleich der Diplomat als Privatperson an der Versammlung teilgenommen habe, sei es «bedauerlich», dass die Person nicht die geltenden Beschränkungen in Belgien eingehalten habe, sagte Ministeriumssprecherin Aari Lemmik. Nähere Angaben zu dem Vorfall machte sie nicht.

In Belgien hatte Polizei am Freitagabend eine Party in Brüssel wegen Verstoßes gegen die Corona-Vorschriften aufgelöst. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die Beamten in einer Wohnung in der Innenstadt rund 20 Menschen angetroffen. Belgischen Medien zufolge handelte es sich um eine Sex-Party.

Der Staatsanwaltschaft zufolge wiesen sich zwei Angetroffene als Diplomaten aus. Dazu kommt noch der von der Polizei nach Hause eskortierte ungarische Europaabgeordnete Jozsef Szajer, der einen Fehltritt einräumte und auf sein EU-Mandat verzichtet.

In Belgien gilt seit dem zweiten Lockdown Ende Oktober eine nächtliche Ausgangssperre. Auch Kontakte sind stark eingeschränkt: Jeder Haushalt darf nur eine Person pro Woche empfangen, bei Alleinstehenden sind es zwei - aber nicht zeitgleich.


Laschet gegen Skiferien im Dezember - einheitliche Regelung gefordert

DÜSSELDORF: Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach dem Verbot des Skilift-Betriebs in Nordrhein-Westfalen zum Schutz vor Corona entsprechende Regelungen für alle große Skigebiete europaweit gefordert. «Zu diesem Weihnachten und zum Jahreswechsel passen keine Skiferien. Die Sorge, dass das Virus einen weiteren Schub bekommen könnte, ist berechtigt», sagte Laschet am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in Deutschland appellierte zugleich an die Bürger: «Bitte verzichten Sie in diesem Jahr auf unnötiges Reisen.»

Die Ankündigung Österreichs, den Skitourismus nicht hochzufahren, begrüße er ausdrücklich. Die Regierungen in Europa mit ihren vielfältigen Ski-Gebieten seien gemeinsam gefordert. «Als europäische Partner tragen wir Verantwortung für unsere Bevölkerung, aber auch für unsere Gäste. Deshalb ist es wichtig, eine einheitliche Regelung in allen großen Ski-Gebieten zu finden», unterstrich Laschet.

Skilifte müssen in Nordrhein-Westfalen entsprechend der neuen Corona-Schutzverordnung des Landes vorerst geschlossen bleiben. Das Verbot durch die neue Verordnung gilt zunächst bis zum 20. Dezember. Liftbetreiber im Sauerland zeigten sich bereits enttäuscht. Skilifte werden in NRW als Freizeit-Einrichtungen eingestuft. Deren Betrieb ist damit vorerst verboten. Zudem sind Hotels derzeit geschlossen.


UN-Chef: Weg aus der Corona-Krise als Chance für Weg aus Klimakrise

NEW YORK: Der Weg aus der Corona-Krise muss nach Ansicht von UN-Generalsekretär António Guterres mit dem Weg aus der Klimakrise verknüpft werden. «Unser Planet ist kaputt», sagte Guterres am Mittwoch an der New Yorker Columbia Universität bei einer Rede zum Zustand der Erde. «Wir sind konfrontiert mit einer verheerenden Pandemie, neuen Höchstständen bei der globalen Erwärmung, neuen Tiefstständen beim ökologischen Niedergang und neuen Rückschlägen bei unserem Kampf für mehr globale Ziele für gerechtere, inklusivere und nachhaltigere Entwicklung.»

Der Weg aus der Corona-Krise biete in dieser Hinsicht aber eine Chance, sagte Guterres weiter. «Frieden mit der Natur zu machen ist die definierende Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Das muss für jeden überall die allererste Priorität sein», sagte er. «Die Corona-Erholung und die Reparatur des Planeten können zwei Seiten derselben Medaille sein.»


Erste Corona-Impfungen Anfang 2021

SOFIA: Bulgarien wird mit den Corona-Impfungen Anfang kommenden Jahres beginnen. Sie sollen freiwillig und kostenlos vorgenommen werden, wie Gesundheitsminister Kostadin Angelow am Mittwoch erläuterte. Ein Impfplan solle binnen Tagen fertig sein, sagte er. In dem EU-Land gilt wegen stark steigender Corona-Neuansteckungen seit Freitagabend ein Teil-Lockdown.

Es sollten sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, damit die öffentliche Gesundheit geschützt sei, räumte der Oberste Inspektor für Gesundheit und Mitglied des Corona-Krisenstabs in Sofia, Angel Kuntschew, ein. Die Bulgaren sind in puncto Corona-Impfung in zwei Lager geteilt: 43 Prozent wollen sich einer aktuellen Umfrage zufolge impfen lassen, während 48 Prozent es nicht tun würden.

Die ersten 125.000 Corona-Impfstoffdosen von Pfizer-Biontech werden bis Jahresende oder im Januar 2021 erwartet, wie Gesundheitsminister Angelow am Dienstag ankündigt hatte.

Bei einer Bevölkerung von 6,9 Millionen sind in Bulgarien aktuell 91.587 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Bis 00.00 am Mittwoch gab es binnen 24 Stunden 3475 Corona-Neuinfektionen. Im fast zwölf Mal so großen Deutschland lagen die Neuansteckungen bei 17.270. Seit Beginn der Pandemie wurden in dem Balkanland insgesamt 148.775 Corona-Infektionen nachgewiesen, wobei das Land im Frühjahr noch relativ gering betroffen war. Insgesamt 4188 Menschen starben seit Beginn der Pandemie mit Covid-19.


UN: Geplante fossile Brennstoff-Produktion zu hoch für Klimaziele

NAIROBI: Einem UN-Bericht zufolge ist die derzeit geplante weltweite Produktion von fossilen Brennstoffen viel zu hoch, um die Pariser Klimaziele bis 2030 erreichen zu können. Um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müsste die internationale Gemeinschaft ihre Produktion von fossilen Brennstoffen jährlich bis 2030 um rund sechs Prozent reduzieren, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms (Unep) und anderen Institutionen. Demnach ist aber derzeit ein jährlicher Anstieg von zwei Prozent geplant - damit würde bis 2030 doppelt so viel fossiler Brennstoff produziert werden, wie mit dem Pariser Klimaziel vereinbar wäre.

Wegen der Corona-Pandemie und Lockdowns könne die weltweite Kohle-, Öl- und Gasproduktion in diesem Jahr um rund sieben Prozent sinken, hieß es. Allerdings deuten demnach die vor der Pandemie gefassten Pläne vieler Länder sowie die Konjunkturmaßnahmen nach der Corona-Krise auf ein weiteres Wachstum fossiler Brennstoffe hin. Bislang hätten die G20-Staaten 233 Milliarden Dollar in fossile Energien gesteckt, dagegen aber nur 146 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien und Energieeffizienz. UN-Generalsekretär António Guterres warnte, die Produktion und Nutzung von Kohle, Öl und Gas müsse «schnell reduziert werden, wenn wir die Ziele des Klimaabkommen von Paris erreichen wollen».

Die Chefin des UN-Umweltprogramms, Inger Andersen, sagte, die Corona-Pandemie biete eine Chance, die Ökonomien weltweit mithilfe von «Investitionen in kohlenstoffarmen Energien und Infrastruktur» wiederzubeleben. Am zweiten jährlichen «Production Gap Report» wirkten neben Unep auch das Stockholm Environment Institute (SEI) und das International Institute for Sustainable Development (IISD) mit.


Italiens Bischöfe: Mitternachtsmessen am 24. werden vorgezogen

ROM: Keine Messe um Mitternacht: Italiens Katholiken bereiten sich wegen der Corona-Sperren auf ein Weihnachtsfest mit großen Einschränkungen und neuen Gottesdienst-Zeiten vor. Die Bischofskonferenz des Mittelmeerlandes beschloss, dass die traditionellen Spätmessen etwa an Heiligabend vorverlegt werden sollen. «Für die nächtliche Messe wird es notwendig sein, den Beginn und die Dauer der Feier zu einer Zeit anzusetzen, die mit der sogenannten Ausgangssperre vereinbar ist», heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung der Bischöfe.

Nach Medienberichten plant die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte, das geltende nächtliche Ausgangsverbot ab 22 Uhr im ganzen Land bis über den Jahreswechsel zu verlängern. Außerdem sollen die 60 Millionen Italiener auch während des großen christlichen Familienfests möglichst wenig andere Menschen treffen. Das neue Dekret Roms mit den genauen Regeln soll in Kürze fertig werden. Es dürfte dann ab Freitag in Kraft treten.

Mehrere hohe Kirchenmänner hatten in den vergangenen Tagen betont, dass ein Vorziehen der Mitternachtsmesse am 24. Dezember um einige Stunden die Bedeutung des Festes nicht mindere. Ohnehin ist die Zahl der Kirchenbesucher schon seit Monaten stark beschränkt. Papst Franziskus (83) wird ebenfalls nur in viel kleinerem Rahmen als sonst Weihnachten feiern. Die Details für die Zeremonien im Vatikan sind aber noch nicht bekannt.


Iranische Menschenrechtlerin Sotudeh muss zurück ins Gefängnis

TEHERAN: Die iranische Menschenrechtlerin Nasrin Sotudeh muss nach Angaben ihres Ehemannes zurück ins Gefängnis. «Uns wurde heute mitgeteilt, dass Nasrin wieder in die Frauenanstalt Gharchak zurück muss,» schrieb Resa Chandan auf seiner Twitter-Seite am Mittwoch. Laut Chandan habe die Justiz die Anweisungen der Ärzte, die ihren Hafturlaub um zwei Wochen verlängert hatten, ignoriert. Die Justiz äußerte sich zu Chandans Tweet zunächst nicht.

Sotudeh durfte letzten Monat nach über zwei Jahren erstmals in den Hafturlaub. Laut Chandan war der Gesundheitszustand seiner Frau in den vergangenen Monaten besorgniserregend, besonders nach ihrem fast 50-tägigen Hungerstreik während der Haft. Mit dem Hungerstreik wollte die Anwältin und Frauenrechtlerin gegen die Haftbedingungen politischer Gefangener während der Corona-Pandemie protestieren.

Unter anderem leidet die 57-Jährige an einer Herzschwäche, wegen der sie im September auch fünf Tage in einem Krankenhaus in Teheran behandelt werden musste. Kurz nach ihrem Hafturlaub wurde sie dann positiv auf das Coronavirus getestet. Angesteckt hatte sie sich laut Chandan im Gharchak Gefängnis. In der Gharchak Frauenanstalt südlich der Hauptstadt Teheran seien die hygienischen Zustände besonders katastrophal, so der Ehemann.

Sotudeh wird «staatsfeindliche Propaganda» vorgeworfen. Sie wurde 2018 von einem Revolutionsgericht zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und sechs Monaten sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt. Von der Haft muss sie mindestens zwölf Jahre absitzen. Sotudeh hatte vor Gericht alle Vorwürfe gegen sie zurückgewiesen. Sie engagiere sich lediglich friedlich für Frauenrechte und gegen die Todesstrafe im Iran. Sie und ihr Mann gehören zu den renommiertesten Menschenrechtsaktivisten des Landes.


Morawiecki: Polen startet Corona-Impfung voraussichtlich im Februar

WARSCHAU: In Polen sollen die Menschen nach Angaben von Regierungschef Mateusz Morawiecki voraussichtlich ab Februar gegen das Coronavirus geimpft werden. Das Land habe bei mehreren Herstellern insgesamt 45 Millionen Impfstoff-Dosen geordert, sagte Morawiecki am Mittwoch in Warschau. «Die Impfungen werden kostenlos, freiwillig und in zwei Durchgängen sein.» Als erstes werde man die Impfung dem medizinischen Personal zu Verfügung stellen, dann älteren Menschen ab 65 Jahren sowie Patienten in Pflegeheimen und danach Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleuten.

Die Impfungen soll es in den Hausarztpraxen geben, aber auch in besonderen Impfzentren und in Behelfs-Krankenhäusern, die man zur Behandlung von Covid-19-Patienten eingerichtet habe. Die Regierung plant im Dezember eine Informationskampagne, um die Bereitschaft der Bürger zu erhöhen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.


Spahn begrüßt geplante Quarantäne-Regelung

BERLIN/BRÜSSEL: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die von Österreich angekündigte Quarantänepflicht für Einreisende begrüßt, die den Tourismus weitgehend eindämmen soll. Alle hätten die Erfahrungen aus Februar und März noch in den Knochen, dass durch den Rückreiseverkehr aus dem Skiurlaub das Virus teils unbemerkt in fast alle EU-Staaten mitgebracht worden sei, sagte Spahn am Mittwoch nach einer Videokonferenz mit seinen EU-Amtskollegen. Dabei sei Skifahren für sich allein nicht das Problem, es gehe um Aktivitäten rundherum. Vor diesem Hintergrund begrüße er die Entscheidungen Österreichs.

Die Regierung in Wien hatte am Mittwoch angekündigt, für alle Einreisenden aus Corona-Risikogebieten vom 7. Dezember bis zum 10. Januar eine zehntägige Quarantänepflicht zu verhängen. Ziel sei es, den Tourismus weitgehend einzudämmen. Schwellenwert seien mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen. Das gelte praktisch für alle Nachbarstaaten Österreichs.


De Croo: Belgien will am 5. Januar mit Corona-Impfungen beginnen

BRÜSSEL: In Belgien sollen die ersten Menschen nach Angaben von Ministerpräsident Alexander De Croo am 5. Januar gegen das Coronavirus geimpft werden. «Am 5. Januar sind wir bereit, wie andere Länder», sagte der liberale Politiker am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga. Derzeit würden noch letzte Details der Impfstrategie geklärt. Dies gehe aber schnell. «Wenn die Impfungen bereit sind, wird unser Land bereit sein.»

Das Impfen soll in Belgien freiwillig und gratis sein. Zunächst sollen Risikogruppen und Beschäftigte im Gesundheitswesen geimpft werden. Für zwei Impfstoffe wurde bislang ein Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur gestellt.


Arbeitsorganisation sieht wegen Corona wachsenden Druck auf Löhne

GENF: Die Corona-Pandemie kann nach einem Überblick der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) den Druck auf Löhne deutlich erhöhen. Die Gefahr niedrigerer Löhne gelte in einer deutlichen Mehrheit der Länder, für die entsprechende Daten verfügbar seien, teilte die ILO am Mittwoch in Genf mit. Vor allem die Löhne von Frauen und ohnehin schlecht bezahlten Arbeitern seien unverhältnismäßig stark betroffen. Obendrein sei der in einigen Ländern auftretende Effekt eines leichten Lohnzuwachses zum großen Teil dem Umstand geschuldet, dass schlecht bezahlte Arbeiter ihren Job verloren hätten und so den Durchschnitt nicht mehr verringerten.

Schätzungen der ILO für insgesamt 28 europäische Staaten gingen davon aus, dass Frauen - ohne staatliche Ausgleichszahlungen - im zweiten Quartal 2020 um 8,1 Prozent niedrigere Löhne gehabt hätten. Bei Männern liege das Minus bei 5,4 Prozent. In Teilen des Niedriglohnsektors wären die Löhne laut ILO um 17,3 Prozent gesunken, wenn der Staat nicht für Ausgleich gesorgt hätte.

«Mit dem durch die Covid-19-Krise verursachten Anwachsen der Ungleichheit droht ein Vermächtnis von Armut und sozialer und wirtschaftlicher Instabilität, das verheerend wäre», sagte ILO-Chef Guy Ryder. Bei einem wirtschaftlichen Aufschwung gelte es, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. «Wir müssen uns auch den unangenehmen Fragen stellen, warum Jobs mit hohem sozialen Wert wie Pfleger und Lehrer sehr oft schlecht bezahlt sind», sagte Ryder.

Die ILO wies in ihrem Report zudem darauf hin, dass weltweit rund 266 Millionen Menschen - etwa 15 Prozent der weltweiten Arbeitnehmerschaft - schon vor der Corona-Krise nicht den jeweils gesetzlich geregelten Mindestlohn erhalten hätten. Dabei müsse der Mindestlohn eine zentrale Rolle auch beim Erholungsprozess der Wirtschaft nach der Corona-Krise spielen. Ein ILO-Überblick über die Lohnentwicklung der Jahre 2016 bis 2019 zeigt, dass die Löhne weltweit zwischen 1,6 und 2,2 Prozent stiegen. Besonders in Asien war das Einkommensplus laut ILO zu spüren, weniger in Nordamerika und Europa.


Aostatal: Pläne zu Corona-Massentest bisher nicht beschlossen

ROM: Die italienische Region Aostatal hat nach eigenen Angaben über Pläne zu einem Corona-Massentest noch nicht entschieden. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa hatte am Dienstag berichtet, der Weg für eine Reihenuntersuchung für rund 84.000 Menschen oder etwa zwei Drittel der Einwohner in der kleinen Alpenregion sei frei.

«Im Moment ist noch keine Entscheidung der Regierung getroffen», teilte Regionalpräsident Erik Lavevaz dazu in einer Erklärung mit, die der dpa am Mittwoch vorlag. Das Projekt werde vielmehr in den kommenden Tagen geprüft.

Vor kurzem hatte die Provinz Bozen-Südtirol einen Großteil der Bevölkerung mit Schnelltests kontrolliert. Die Behörden wollen auf diese Weise Infizierte finden, die nichts von ihrer Ansteckung ahnen. Im Aostatal leben rund 125.000 Menschen. Das Gebiet ist in Italien wegen hoher Corona-Zahlen eine Rote Zone mit besonders strengen Beschränkungen.


gehen die Corona-Zahlen zurück

NEU DELHI: In Indien gehen die bekannten Corona-Zahlen zurück. Wurden im September noch an mehreren Tagen über 90.000 Neuinfektionen erfasst, werden seit über drei Wochen weniger als 50.000 neue Fälle pro Tag gemeldet, wie Daten des indischen Gesundheitsministeriums und der John-Hopkins-Universität (JHU) zeigen. Das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land in Südasien verzeichnet in absoluten Zahlen nach den USA die meisten Corona-Fälle - konkret rund 9,5 Millionen. Zuletzt gab es in Indien den offiziellen Daten zufolge fast 429.000 aktive Corona-Infektionen - der niedrigste Stand seit dem 23. Juli, wie das indische Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte.

Experten warnen jedoch, dass die Fallzahlen bald wieder steigen könnten. Seit Tagen demonstrieren Tausende Bauern - oft ohne Masken - gegen neue Marktliberalisierungsgesetze. Sie befürchten, dass sie zu einem Preiszerfall für ihre Waren führen. Gespräche zwischen Bauern- und Regierungsvertretern waren bislang erfolglos.


Deutscher Botschafter in London: Impfstoff ist internationaler Erfolg

LONDON: Der deutsche Botschafter in London, Andreas Michaelis, hat die Briten daran erinnert, dass der nun zugelassene Impfstoff keine Erfindung aus Großbritannien war. «Warum ist es so schwer, diesen Schritt nach vorne als großartige internationale Anstrengung und Erfolg anzuerkennen?», schrieb der Diplomat auf Twitter. Obwohl die deutsche Firma Biontech einen entscheidenden Beitrag geleistet habe, sei das keine nationale Geschichte, sondern «europäisch und transatlantisch», so der Botschafter.

Er antwortete damit auf einen Tweet des britischen Wirtschaftsministers Alok Sharma, der verkündete: «Großbritannien war das erste Land, das einen Vertrag mit Pfizer/Biontech geschlossen hat - jetzt werden wir die ersten sein, die den Impfstoff einsetzen.» Großbritanniens Gesundheitsminister Matt Hancock hatte zuvor den Brexit als einen Faktor genannt, warum der Impfstoff in Großbritannien schneller zugelassen werden konnte als in der EU.

Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) hatte am Mittwoch dem Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seinem US-Partner Pfizer eine Notfallzulassung für deren Corona-Impfstoff erteilt.


Mehr als eine Million Corona-Infektionen seit Pandemie-Beginn

WARSCHAU: In Polen hat die Zahl der seit Beginn der Pandemie registrierten Corona-Infektionen die Marke von einer Million überschritten. Innerhalb von 24 Stunden kamen 13.855 Neuinfektionen hinzu, wie das Gesundheitsministerium in Warschau am Mittwoch mitteilte. Im gleichen Zeitraum starben 609 Menschen. Damit liegt die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle seit Beginn der Pandemie bei rund 1,14 Millionen. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner. Deutschland hat das Nachbarland als Risikogebiet eingestuft.

Zuletzt ist die Zahl der registrierten Neuinfektionen in Polen deutlich zurückgegangen. Der bisherige Höchststand war Anfang November mit knapp 28.000 Fällen erreicht worden. Daraufhin hatte die Regierung weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens verfügt. Alle Schulen wurden auf Fernunterricht umgestellt. Kinos, Theater und Museen wurden erneut geschlossen - ebenso wie Geschäfte in Einkaufszentren, mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Apotheken. Mittlerweile wurden die Auflagen für den Einzelhandel wieder gelockert, in der Vorweihnachtszeit wird es auch verkaufsoffene Sonntage geben.


Rom: Italiener sollen über Weihnachten und Neujahr zu Hause bleiben

ROM: Italien wird die Corona-Beschränkungen für die Zeit von Weihnachten und Silvester verschärfen. Das kündigte Gesundheitsminister Roberto Speranza am Mittwoch im Parlament in Rom an. An den Weihnachtsfeiertagen und an Neujahr sollten Reisen zwischen den Regionen möglichst unterbleiben, sagte der Minister vor dem Senat, der kleineren von zwei Parlamentskammern. Auch Fahrten zwischen Kommunen sollten begrenzt werden. «Wir müssen den Kontakt zwischen den Menschen so weit wie möglich einschränken.» Ohne solche Einschränkungen stehe im Januar und Februar «eine dritte Welle vor der Tür», warnte er.

An den Details des Dekrets mit den neuen Corona-Vorschriften feilte die Mitte-Links-Regierung noch. Vieles war zwischen der Regierung und den Regionen umstritten, darunter die weitere Schließung der Skigebiete bis ins neue Jahr. Das Dekret soll Ende dieser Woche in Kraft treten.

Außerdem kündigte Speranza an, dass Italien so bald wie möglich eine nationale Impfkampagne starten werde. Der Staat kaufe die Impfstoffe zentral an und werde allen Bürgern eine kostenlose Impfung zur Verfügung stellen. Eine Impfpflicht sei derzeit nicht geplant. Rom habe rund 202 Millionen Impfdosen bei verschiedenen Firmen für das 60-Millionen-Einwohner-Land geordert. Man rechne mit zwei Dosen pro Person - und gehe mit der hohen Orderzahl auf Nummer sicher.

Speranza lobte, dass die Einteilung Italiens in drei Risikozonen von Anfang November Erfolge gebracht habe. Maßgebliche Corona-Werte hätten sich durch den Teil-Lockdown verbessert. Viele Regionen tendierten in Richtung einer gelben Zone mit dem geringsten Risiko. Diese Erfolge dürften nicht durch Nachlässigkeit und zu viele Treffen über die Festtage gefährdet werden. Die italienischen Behörden registrierten am Dienstag 19.350 Neuinfektionen mit dem Virus an einem Tag. Das waren rund 4000 weniger als vor einer Woche.


Fabius: Regierungen müssen sich auch kurzfristige Klimaziele setzen

LONDON/PARIS: Der Präsident der Pariser Klimakonferenz und ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius hat Regierungen dazu aufgefordert, mittel- und kurzfristige Klimaziele zu setzen und zu erfüllen. Es reiche nicht aus, langfristige Ziele zu setzen, bei denen unsicher sei, ob sie jemals umgesetzt würden. Das sei die Herausforderung für die UN-Klimakonferenz in Glasgow im kommenden Jahr. «Es gibt einen Impfstoff gegen das Coronavirus, aber es gibt keinen Impfstoff gegen den Klimawandel. Doch es gibt ein Gegenmittel: Das ist die volle Umsetzung des Pariser Klimaabkommens», sagte Fabius am Mittwoch bei einer virtuellen Gesprächsrunde im Vorlauf zu einem für den 12. Dezember geplanten Online-Klimatreffens.

Zu der Online-Konferenz hatten die Vereinten Nationen und die britische Regierung anstatt des coronabedingt auf 2021 verschobenen UN-Weltklimagipfels eingeladen. Die jährliche Konferenz hätte im November im schottischen Glasgow stattfinden sollen. Der nächste Gipfel gilt als besonders wichtig: Die Staaten sollen bis dahin ihre Klimaschutz-Pläne ehrgeiziger machen. Denn noch reichen sie in der Summe längst nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erfüllen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.

Es gebe zwar auch gute Nachrichten im Kampf gegen die globale Erwärmung, doch die Zahlen seien bislang nicht im Einklang mit den vereinbarten Klimazielen, so Fabius. Besonders die EU und Großbritannien sieht er in der Pflicht: Man könne nicht überzeugend sein, wenn man selbst nicht vorbildhaft handle.


Nächste Woche schon 800.000 Corona-Impfstoffdosen

LONDON: Die ersten 800.000 Corona-Impfstoffdosen des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer sollen bereits in der kommenden Woche in Großbritannien zur Verfügung stehen. «Zu Wochenbeginn werden wir das Impfprogramm gegen Covid-19 hier in diesem Land starten», sagte Gesundheitsminister Matt Hancock zudem am Mittwoch dem Nachrichtensender Sky News in London. Den Transport und die Lagerung des Vakzins bezeichnete er als eine Herausforderung, denn das Mittel müsse bei minus 70 Grad gelagert werden.

Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel hatte am Mittwochmorgen eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff bekanntgegeben. Es ist die erste Zulassung für den Impfstoff BNT162b2 weltweit. Er muss pro Person zweimal verabreicht werden. Premier Boris Johnson nannte die Notfallzulassung «fantastisch».


US-Gesundheitsbehörde rät von Reisen auch zu Weihnachten ab

WASHINGTON: Angesichts weiter steigender Corona-Zahlen hat die US-Gesundheitsbehörde CDC nach dem Erntedankfest Thanksgiving auch von Reisen und Familienbesuchen rund um alle Feiertage im Dezember dringend abgeraten. «Der beste Weg, sich selbst und andere zu schützen, ist, Reisen zu verschieben und zu Hause zu bleiben», sagte Henry Walke von der CDC am Mittwoch bei einer telefonischen Pressekonferenz. «Wir müssen dieses exponentielle Wachstum stoppen und deswegen bitten wir die amerikanische Bevölkerung, Infektionen vorzubeugen und Reisen zu verschieben.»

Bereits zu Thanksgiving in der vergangenen Woche hatte die CDC von Familienbesuchen und Reisen dringend abgeraten. Viele Menschen hatten sich daran jedoch nicht gehalten. Zu Thanksgiving kommen in den USA traditionell Großfamilien oder große Freundeskreise zusammen - aber auch zu Weihnachten und anderen Feiertagen im Dezember gibt es normalerweise große Zusammenkünfte. «Wir wissen, dass es eine schwere Entscheidung ist, und dass die Menschen Zeit brauchen und Diskussionen mit ihrer Familie und ihren Freunden führen müssen», sagte Cindy Friedman von der CDC.

Wer dennoch reist, dem empfiehlt die CDC, sich vor und nach der Reise testen zu lassen. Zudem teilte die CDC am Mittwoch mit, dass sich ihre Quarantäne-Empfehlungen geändert hätten: Anstelle von 14 Tagen sei nun auch eine 10-tägige Quarantäne-Periode in Ordnung, soweit keine Symptome aufträten, sowie eine 7-tägige Periode ohne Symptome und mit negativem Test-Ergebnis. Von der Änderung erhofft sich die CDC, dass sich mehr Menschen an die Empfehlungen halten.

Die Zahl der Neuinfektionen war zuletzt weiter angestiegen, die Zahl der binnen 24 Stunden erfassten Corona-Toten hatte am Dienstag mit 2597 sogar einen neuen Höchststand seit Mitte April erreicht. Insgesamt haben sich in dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern mehr als 13,7 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Seit Beginn der Pandemie starben mehr als 270.000 Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.


Mafia-Ermittler: Gesundheitswesen ist im Visier von Clans

ROM/CATANZARO: Ein führender italienischer Anti-Mafia-Ermittler warnt vor der sich verschärfenden Korruption im Gesundheitswesen durch die Corona-Krise. «Pandemien, wie auch zum Beispiel Naturkatastrophen und Finanzkrisen, waren immer eine willkommene Gelegenheit für Mafia-Gruppen, weil sie schwierige Zeiten in Chancen verwandeln können», sagte Staatsanwalt Nicola Gratteri aus Catanzaro, der Regionalhauptstadt Kalabriens, der Deutschen Presse-Agentur. Es habe auch früher viele Fälle von Korruption im Gesundheitssektor gegeben.

Während die erste Corona-Welle Süditalien weitgehend verschont gelassen hatte, hat die zweite Virus-Welle seit dem Herbst auch die die Regionen dort erfasst. Seither sorgen Berichte über die Einflussnahme der 'Ndrangheta aus Kalabrien und anderer Mafia-Gruppen für Schlagzeilen in dem Mittelmeerland. Gratteri wies darauf hin, dass das Problem aus seiner Sicht nicht nur Italien betreffe. «Die Mafias sind heute in Europa - und insbesondere in Deutschland - stark verwurzelt. Die Mafia kann auch in Deutschland und in vielen europäischen Ländern an Gelder aus dem EU-Wiederaufbaufonds gelangen.» Dieses Risiko dürfe nicht unterschätzt werden, mahnte der langjährige Mafia-Jäger. Mafiöse Strukturen allein als italienisches Phänomen zu betrachten, sei ein Fehler.


Marktforscher: Corona-Krise treibt Notebook-Verkäufe weiter hoch

FRAMINGHAM: Die starke Nachfrage nach Notebooks in der Corona-Krise hält länger an als zunächst erwartet. «Anfang des Jahres sah es nach einem sechs Monate langen Schub für die Branche aus», betonte Analyst Ryan Reith vom Marktforscher IDC in der Nacht zum Mittwoch. Nun zeige sich aber, dass der Aufschwung nachhaltiger sei. IDC rechnet damit, dass der Trend zum Arbeiten und Lernen von Zuhause aus das Geschäft sogar noch über das Jahr 2022 hinaus ankurbeln könne.

Die PC-Verkäufe gingen mit dem Vormarsch der Smartphones auf Talfahrt, stabilisierten sich dann aber bei deutlich kleineren Stückzahlen als früher. Schon das Absatzplus von 2,7 Prozent 2019 wurde als Erfolg gesehen. In diesem Jahr schoss mit dem Wechsel ins Homeoffice angesichts der Corona-Pandemie aber vor allem der Verkauf mobiler Computer in die Höhe. IDC rechnet mit einem Zuwachs von gut 26 Prozent auf 215,8 Millionen verkaufte Notebooks. Bei Desktop-Rechnern werde es einen Rückgang von 17 Prozent auf 75,5 Millionen Geräte geben. Insgesamt erwarten die Marktforscher ein Verkaufsplus von 11,2 Prozent.


Ex-Wahlkampfmanager: Trump hat wegen mangelnder Empathie verloren

WASHINGTON: Der amtierende US-Präsident Donald Trump hätte nach Ansicht seines ehemaligen Wahlkampfmanagers mit einem «Erdrutschsieg» gegen Joe Biden gewinnen können, hätte er in der Corona-Pandemie Einfühlungsvermögen gezeigt. «Ich denke, die Menschen hatten Angst», sagte Brad Parscale am Dienstag (Ortszeit) in einem Interview des Senders Fox News. Es sei ein Fehler gewesen, auf die Wiedereröffnung der Wirtschaft zu dringen, während die Menschen Angst gehabt hätten. Parscale äußerte die Vermutung, dass viele potenzielle Wähler einen einfühlsamen Präsidenten erleben wollten, was er Trump auch gesagt habe. «Er wählte einen anderen Weg.»

Trump hat die Gefahr des Coronavirus oft heruntergespielt und entgegen dem Rat von Gesundheitsexperten sowohl im Weißen Haus als auch im Wahlkampf Versammlungen mit einer Vielzahl an Leuten abgehalten. Er tat dies auch, nachdem er Anfang Oktober selbst an Covid-19 erkrankte und deswegen im Krankenhaus behandelt wurde. Parscale leitete bis Mitte Juli Trumps letztlich gescheiterte Bemühungen um die Wiederwahl und wurde durch Bill Stepien ersetzt.

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