Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Eine Vollzugsbeamtin des Marktaufsichts- und Verwaltungsbüros überprüft die Impfstoffversorgung in Rongan, China. Foto: epa/Tan Kaixing
Eine Vollzugsbeamtin des Marktaufsichts- und Verwaltungsbüros überprüft die Impfstoffversorgung in Rongan, China. Foto: epa/Tan Kaixing

Tschechiens Parlament stimmt Verlängerung des Flüchtlingsnotstands zu

PRAG: Tschechien verlängert den wegen des Flüchtlingszustroms aus der Ukraine verhängten Notstand um einen Monat bis Ende Juni. Das Parlament in Prag gab am Donnerstagabend seine erforderliche Zustimmung zu einem entsprechenden Antrag der liberalkonservativen Regierung. Dafür waren 80 Abgeordnete. Es gab 50 Gegenstimmen bei elf Enthaltungen. Der Notstand ermöglicht es der Regierung, weitreichende Krisenmaßnahmen zu ergreifen.

Ministerpräsident Petr Fiala versprach, es werde die letzte Verlängerung sein. Die Opposition nutzte die Gelegenheit für Kritik. Ex-Finanzministerin Alena Schillerova warf der Regierung «das Fehlen eines jeglichen Plans» und ein Chaos bei der Registrierung vor. Der ultrarechte Politiker Tomio Okamura rief dazu auf, die Flüchtlinge «zurück nach Hause zu bringen, damit sie ihr Land wiederaufbauen können».

Seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar haben mehr als 348.000 Ukrainer in Tschechien Zuflucht gefunden und eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Schätzungen zufolge dürfte mehr als ein Drittel davon das Land inzwischen wieder verlassen haben. Mehr als 50.000 Ukrainer haben offiziellen Angaben zufolge bereits eine Arbeit gefunden.

In den Jahren 2020 und 2021 war der Notstand in Tschechien wiederholt verhängt worden, um die Corona-Pandemie besser bekämpfen zu können. Kritiker bemängeln, dass er missbraucht werden könnte, etwa um öffentliche Aufträge ohne Ausschreibung zu vergeben.


UN-Chef: 60 Prozent der Unterernährten leben in Konfliktzonen

NEW YORK: UN-Generalsekretär António Guterres hat den Weltsicherheitsrat dazu aufgefordert, mit Maßnahmen gegen bewaffnete Konflikte auch die drastisch gestiegene Zahl der Hungernden zu bekämpfen. Es bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen Hunger und Konflikt: Ein Großteil der 140 Millionen Menschen, die im vergangenen Jahr unter Hunger litten, lebten in Krisenländern, sagte Guterres am Donnerstag bei einer Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums zum Thema Nahrungsmittelknappheit in New York.

«Lassen Sie keinen Zweifel aufkommen: Wenn dieser Rat über Konflikte debattiert, debattieren Sie über Hunger.» Rund sechzig Prozent der unterernährten Menschen weltweit lebten in Konfliktgebieten. «Ich fordere Sie auf, maximale Maßnahmen zu ergreifen, um Ihre Rolle zu erfüllen», so Guterres an die 15 Ratsmitglieder. Das Treffen in New York fand auf Initiative der USA statt. Am Mittwoch hatte es zu dem Thema bereits ein Außenministertreffen bei den Vereinten Nationen gegeben, an dem auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock teilnahm.

Den Vereinten Nationen zufolge hat der weltweite Hunger einen neuen Höchststand erreicht. Die Zahl der Menschen mit starker Ernährungsunsicherheit habe sich in den vergangenen zwei Jahren von 135 auf heute 276 Millionen erhöht. Mehr als eine halbe Million Menschen sei vom Hungertod bedroht - fünf Mal mehr als noch 2016. Der Krieg in der Ukraine fache die Entwicklung, die durch Klimakrise und Covid-Pandemie getrieben werde, weiter an. Zusammen produzieren die Ukraine und Russland nach UN-Angaben fast ein Drittel des Weizens und der Gerste der Welt und die Hälfte des Sonnenblumenöls.


Seat-Manager Ros löst Audi-Personalchefin Maaßen ab

INGOLSTADT: Der Volkswagen-Konzern hat den Seat-Personalchef Xavier Ros zum Personalvorstand von Audi in Ingolstadt berufen. Der gebürtige Spanier werde schon am Freitag die bisherige Audi-Personalchefin Sabine Maaßen ablösen, teilte Audi am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Maaßen war vor zwei Jahren von Thyssenkrupp zu Audi gekommen, sie verlässt das Unternehmen laut Mitteilung «aus persönlichen Gründen und in beiderseitigem Einvernehmen».

Ros ist studierter Maschinenbauer, hatte seine berufliche Karriere 1994 bei Audi begonnen, wechselte 1999 zu Seat, später zu Volkswagen und war seit 2015 Personalchef von Seat in Martorell. Volkswagen-Vorstandschef und Audi-Aufsichtsratschef Herbert Diess sagte, Konzernsynergien seien wichtiger denn je. Ros bringe Erfahrung im Konzern und einen internationalen Blick auf die Personaltransformation mit, er kenne die Technische Entwicklung und Produktion bei Audi sehr gut. Maaßen dankte er für ihr hervorragendes Covid-Krisenmanagement. «Sie hat trotz dieser Umstände die Transformation bei Audi wesentlich vorangetrieben.»


Nordkorea an der Schwelle zu zwei Millionen Fieberfällen

SEOUL: Nordkorea hat eine Woche nach der erstmaligen Bestätigung eines Corona-Ausbruchs im Land fast zwei Millionen Fieberpatienten registriert. Am Mittwoch seien weitere mehr als 262.000 Menschen mit Fiebersymptomen erfasst worden, berichteten die staatlich kontrollierten Medien am Donnerstag. Die Gesamtzahl kletterte demnach auf knapp 1,98 Millionen. Fast 1,4 Millionen Menschen sollen bereits wieder genesen sein. Die Zahl der Todesfälle sei um einen auf 63 gestiegen. Nordkorea hat knapp 26 Millionen Einwohner.

Ob sich die Betroffenen mit dem Coronavirus infiziert haben, bestätigt Nordkorea nicht, weil es nach Expertenangaben kaum Test-Kapazitäten gibt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass es bisher keine flächendeckenden Impfungen in dem Land gegeben hat. Nordkorea hat bislang auf Lieferungen von Impfstoffen über das von der WHO mitgegründete Netzwerk Covax verzichtet.

Das weithin abgeschottete und autoritär regierte Land hatte am Donnerstag vergangener Woche erstmals offiziell Infektionsfälle mit dem Krankheitserreger bestätigt. Seitdem versucht es mit einem landesweiten Lockdown und Informationskampagnen zu den Gefahren der Omikron-Variante, eine weitere «Ausbreitung der Epidemie» einzudämmen.


Africa CDC gibt mehrere Ausbrüche von Affenpocken-Infektionen bekannt

JOHANNESBURG: Affenpocken-Infektionen beim Menschen kommen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon seit Jahrzehnten in einigen Ländern Afrikas vor. In den vergangenen Jahren sei das Virus dort mehrfach aufgetreten, berichtete nun die Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC). «Während der (Corona-)Pandemie hatten wir mehrere Ausbrüche von Affenpocken-Infektionen», sagte am Donnerstag Ahmed Ogwell, der amtierende Leiter der Africa CDC. Sie hätten jedoch während der Corona-Pandemie kaum für Aufsehen gesorgt und seien zudem unter Kontrolle. Betroffen waren demnach vor allem Nigeria, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo sowie die Zentralafrikanische Republik.

«In Afrika trat es vor allem bei Gemeinden auf, die an den Rändern von Waldgegenden existieren», sagte Ogwell. Da die Fälle relativ schnell unter Kontrolle gewesen seien, hätten sie international kaum für Aufsehen gesorgt. Besorgniserregend sei nun aber die Frage, wie sich die Krankheit von diesen entlegenen Regionen verbreiten konnte. Die afrikanische Gesundheitsorganisation stehe in Kontakt mit ihren europäischen Partnern und habe Unterstützung angeboten.

Die Virus-Erkrankung ruft meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte.


Baerbock: Russland benutzt Hunger als Kriegswaffe

NEW YORK: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Russland vorgeworfen, die Blockade von Getreideexporten aus der Ukraine als Kriegswaffe einzusetzen. «Russland hat einen Kornkrieg begonnen, der eine globale Nahrungsmittelkrise anfacht», sagte Baerbock (Grüne) am Mittwoch während eines Außenministertreffens bei den Vereinten Nationen in New York. Moskau tue dies, indem es nicht nur ukrainische Häfen blockiere, sondern auch Silos, Straßen, Eisenbahnen und Felder zerstöre. Nach Angaben der Bundesregierung unterbindet Russland in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide, ein Großteil davon im Hafen von Odessa.

«Russland führt seinen brutalen Krieg nicht nur mit Panzern, Raketen und Bomben», sagte Baerbock weiter. «Russland führt diesen Krieg mit einer anderen schrecklichen und leiseren Waffe: Hunger und Entbehrung.» Dies passiere in einer Zeit, in der im Nahen Osten und in Afrika bereits Millionen von Hunger bedroht seien - durch die Klimakrise, die Covid-Pandemie und regionale Konflikte. Der Export von Getreide über die ukrainischen Seehäfen ist wegen des russischen Angriffskrieges gegen das Land zum Erliegen gekommen. Dies bedroht Lieferungen vor allem nach Nordafrika und Asien.

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