Chef-Forensikerinkritisiert die Arbeit der Polizei

Khunying Porntip Rojanasunan.
Khunying Porntip Rojanasunan.

BANGKOK: Thailands anerkannteste Gerichtsmedizinerin und Forensikerin Khunying Porntip Rojanasunan hat die Spurenermittlung im Mordfall auf Koh Tao als unprofessionell und wenig schlüssig kritisiert. Die weltweit anerkannte Medizinerin und Generaldirektorin des staatlichen ‚Central Institut of Forensic Science‘ in Bangkok sprach offen ihre Verwunderung darüber aus, dass in dem Doppelmordfall kein forensischer Pathologe einbezogen worden sei.

Die Kritik der in Thailand von vielen Bevölkerungsschichten wegen ihrer Unbestechlichkeit verehrten Porntip Rohanasunan ist ein weiterer schwerer Schlag für das Ermittlungsteam im Fall der ermordeten und geschändeten Hannah Witheridge und ihres Urlaubsbekannten David Miller. Die beiden Briten waren am 15. September kurz vor Sonnenaufgang am Sairee Strand auf Koh Tao mit entsetzlichen Wunden tot aufgefunden worden.

Nach einer fast zweiwöchigen Ermittlungsodyssee mit vielen Pannen präsentierte die Polizei vor einer Woche die beiden 21 Jahre alten Burmesen Zaw Lin und Win Zaw Htun als geständige Täter. Vor zwei Tagen widerriefen die Gastarbeiter im Provinzgefängnis auf Koh Samui gegenüber einem Botschaftsanwalt aus Myanmar ihre Geständnisse und behaupteten, diese wären unter Folter erpresst worden.

Weshalb sich die renommierteste Forensikerin des Königreichs in diesem Fall so lange zurückgehalten hatte, wurde gestern nicht erwähnt. Ihre Kritik wiegt insbesondere deshalb schwer, weil das Ermittlungsteam der Royal Thai Polizei bereits seit Tagen unter internationalem Feuer steht. Schlampige Tatortabsicherung, eine Fülle von angeblichen Tatverdächtigen, Merkwürdigkeiten um DNA-Abgleiche und aufgefundene Tatwaffen sowie Anfang dieser Woche der Folterverdacht – Amnesty International und Anwaltsvereinigungen in Thailand sprachen von ‚haarsträubenden Ermittlungsumständen‘.

Porntip Rohanasunans Kritik hörte sich beinahe wie eine schulmeisterliche Belehrung der Polizei an. Sie sagte, die ermittelnden Kriminalbeamten hätten offenbar nicht verstanden, dass in einem solchen heiklen Fall zwingend das Einbeziehen eines Gerichtsmediziners und Forensikers zu veranlassen gewesen wäre. Weder das Hospital in Surat Thani noch in Bangkok seien jedoch mit einer solchen Anfrage konfrontiert gewesen.

Wenig erfreulich dürfte für das Polizeiteam auch die Tatsache sein, dass Generalstaatsanwalt Paiboon Achawananthakhun die Ermittlungsakte wegen lückenhafter Beweisführung zurück an die Polizeidirektion der Region 8 in Surat Thani schickte. Er sagte, es habe einige formale Fehler gegeben, die es zu beseitigen gäbe.

Professionelle Prozessbeobachter gewannen den Eindruck, dass sich der leitende Staatsanwalt mittlerweile selbst absichern wolle, um nicht in ein unüberschaubares prozessuales Chaos verwickelt zu werden. Wie lange die Polizei nun Zeit hat, etwaige Formfehler in der Akte auszubessern und wichtige Beweise stichhaltig zu unterlegen, darüber gab es keine Auskunft. (Foto: Wikimedia)

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Ernst Blum 10.10.14 06:38
War von anfang an etwas skeptisch
In Thailand wird leider immer wieder der Weh des geringsten Gesucht. Die Beiden Burmesen sind doch bestimmt zu ihren Aussagen gezwungen worden. Der Täter könnte doch eine grössere Persönlichkeit sein den man aber schützen muss. Ich hoffe für die beiden Gastarbeiter dass der Fall aufgeklärt wird