Chaos im Kampf gegen Virus -2000 Todesopfer in China

​EU-Unternehmen verzweifeln in China - Covid-19-Epidemie bis April

Foto: epa/Stringer
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PEKING (dpa) - Die Zahl der am neuartigen Coronavirus gestorbenen Menschen in China ist auf über 2000 gestiegen.

Die Gesundheitskommission in Peking teilte am Mittwoch mit, die Zahl der Todesopfer sei im Vergleich zum Vortag um 136 auf nun 2004 gestiegen. Die nachgewiesenen Infektionen kletterten demnach um 1749 auf 74 185 Fälle. Allein in der besonders stark betroffenen Provinz Hubei kamen 132 Tote und 1693 neue Infektionen mit der Covid-19 genannten Lungenkrankheit hinzu, die von dem Virus ausgelöst wird. Außerhalb des chinesischen Festlands wurden bislang fünf Todesfälle und fast 1000 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen, 16 davon in Deutschland.

Das neue Coronavirus hat China weitgehend lahmgelegt. Als eines der ersten Unternehmen räumt Apple ein, dass sein Geschäft hart von Covid-19 getroffen wird. Der Chef einer Expertenkommission rechnet mit einer Stabilisierung der Epidemie erst zu Ende April.

Die Wirtschaft bekommt die Folgen der Covid-19-Epidemie in China zunehmend zu spüren. Die Produktion kommt nach dem Ende der wegen des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 verlängerten Neujahrsferien vielfach nur schleppend wieder in Gang. Apple wird in der Folge die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern mit.

Zudem sorgen Chinas radikale Maßnahmen im Kampf gegen die Lungenkrankheit für Probleme auch bei europäischen Unternehmen. Die EU-Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es extrem schwierig machten, die Arbeit diese Woche wieder aufzunehmen. «Das Ausmaß der Herausforderungen ist riesig», sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke vor Journalisten. Lieferketten seien unterbrochen, Produkte könnten nicht verschifft werden: «Es ist ein logistischer Alptraum.»

Auf dem Weltmarkt mangelt es demnach in der Folge bereits an bestimmten Ersatzteilen. Da Chinas pharmazeutische Industrie ebenfalls schwer betroffen sei, könnte es zudem weltweit zu Engpässen bei Antibiotika und anderen Medikamenten kommen. Die Epidemie hinterlässt Spuren in den Konjunkturerwartungen von Finanzexperten: Diese trübten sich überraschend deutlich ein, wie der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigte.

Eine Ende der Krise ist weiter nicht in Sicht: Die Epidemie der neuen Lungenkrankheit wird sich nach Einschätzung eines Experten in China möglicherweise erst Ende April stabilisieren. «Das ist eine sehr grobe Schätzung», sagte Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung. Die Zahl der in der offiziellen Statistik erfassten Fälle lag am Dienstag bei gut 72 000, die der Todesfälle in Festland-China bei 1868. Experten gehen allerdings von einer um ein Vielfaches höheren Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus.

Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit dem Virus Sars-CoV-2 Infizierten. Betroffen seien weiter vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liege die aus den bisher vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, berichtete die Behörde, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1000 Betroffenen.

In der weit überwiegenden Zahl der Fälle - der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent - zeigen Menschen, die sich mit dem Covid-19-Erreger angesteckt haben, nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp 5 Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.

Auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Montag unter Bezug auf die Datenanalyse aus China von gut 80 Prozent milden Infektionsverläufen gesprochen. Es gebe zudem relativ wenige Fälle bei Kindern, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. Noch sei aber unklar, warum das so sei.

Generell geben die Daten aus China eher einen Trend wieder als die tatsächlichen Werte - unter anderem, weil in die Analyse auch Fälle ohne Bestätigung der Infektion durch einen Labortest einflossen. Zudem sei die Dunkelziffer der Covid-19-Infizierten in der Provinz Hubei vermutlich sehr hoch, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing. «Wer geht denn jetzt noch ins Krankenhaus zum Arzt, wenn er Angst hat, unter Quarantäne steht und die Wohnung ohnehin nur schwer verlassen kann?»

Die Zahl der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes «Diamond Princess» in Japan stieg auf 542. Zu den nachweislich Infizierten, die alle in Kliniken gebracht wurden, gehört auch ein deutsches Ehepaar. Insgesamt waren anfangs zehn deutsche Staatsangehörige an Bord. Nach zweiwöchiger Quarantäne sollten am Mittwoch die ersten der noch etwa 3000 Menschen auf dem in Yokohama liegenden Schiff von Bord gehen. Die USA hatten bereits am Montag 328 Landsleute heimgeholt, darunter auch mindestens 14 Infizierte. Diese werden in Kliniken behandelt, alle übrigen Rückkehrer sollten für 14 Tage in Quarantäne bleiben.

Erste Rückkehrer nach Deutschland gab es vom Kreuzfahrtschiff «Westerdam» in Kambodscha: Zwei Brandenburger kehrten am Dienstag heim. Beide weisen keine Symptome auf und befinden sich in häuslicher Isolation, wie das brandenburgische Gesundheitsministerium mitteilte. Bei einer 83-jährigen Passagierin der «Westerdam» aus den USA war bei der Weiterreise in Malaysia Sars-CoV-2 nachgewiesen worden. Unklar war, wo sie sich angesteckt hat. Die Frau war in Hongkong zugestiegen.

Andere der 57 deutschen Passagiere des Schiffes warteten in Kambodscha noch auf ihre Weiterreise. «Meine größte Sorge ist, wie wir jemals diesen Ort verlassen sollen, wenn uns alle Fluggesellschaften abweisen», sagte Alexandra Dorschu (34) aus dem nordrhein-westfälischen Dorsten, die in einem Hotel in Phnom Penh ausharrte.

Covid-19-Epidemie bis April - mehr Folgen für die Wirtschaft

Es ist eine düstere Prognose: Der Chef von Chinas Expertenkommission rechnet mit einer Stabilisierung der Covid-19-Epidemie erst zu Ende April. Einer aktuellen Auswertung zufolge sterben im Land 2,3 Prozent der mit dem Virus Sars-CoV-2 Infizierten.

Die Epidemie der neuen Lungenkrankheit Covid-19 wird sich nach Einschätzung eines Experten in China möglicherweise erst Ende April stabilisieren. «Das ist eine sehr grobe Schätzung», sagte Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung, am Dienstag. Mit einem Höhepunkt des Ausbruchs sei nach derzeitigem Stand voraussichtlich bis Ende Februar zu rechnen. Unterdessen nehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen zu. Auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess» in Japan wurden weitere Infektionen nachgewiesen - am Mittwoch sollte dort die Ausschiffung der noch rund 3000 Menschen an Bord beginnen.

Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit dem Virus Sars-CoV-2 Infizierten. Betroffen seien weiterhin vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liege die aus den bisher vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, berichtete die Behörde am Dienstag, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1000 Betroffenen.

In der weit überwiegenden Zahl der Fälle - der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent - zeigen Menschen, die sich mit dem Covid-19-Erreger angesteckt haben, nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp 5 Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.

Auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Montag unter Bezug auf die Datenanalyse aus China von gut 80 Prozent milden Infektionsverläufen gesprochen. Es gebe zudem relativ wenige Fälle bei Kindern, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. Noch sei aber unklar, warum das so sei.

Die WHO betonte erneut, dass Sars-CoV-2 außerhalb von China nur einen sehr kleinen Anteil der Menschen betreffe. Allerdings lasse sich die weitere Entwicklung nach wie vor nicht sicher voraussagen - auch für die Epidemie in China nicht. «Alle Szenarien sind weiterhin möglich», so Tedros.

Die Zahl der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes «Diamond Princess» in Japan stieg unterdessen erneut deutlich. Wie das japanische Gesundheitsministerium am Dienstag bekanntgab, erhöhte sich die Zahl um 88 auf inzwischen 542 Fälle. Alle Betroffenen wurden in örtliche Krankenhäuser gebracht. Nach zweiwöchiger Quarantäne sollen an diesem Mittwoch die ersten der noch etwa 3000 Menschen auf dem in Yokohama liegenden Schiff von Bord gehen dürfen. Die Ausschiffung werde voraussichtlich bis Freitag dauern, so das Gesundheitsministerium.

In China läuft derzeit eine gewaltige Rückreisewelle von Wanderarbeitern nach den wegen des Virus verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest. Zwar wurden strenge Maßnahmen zur Kontrolle der Reiseströme ergriffen, wie gut sie wirken, wird sich aber erst noch zeigen. Die Zahl der in der offiziellen Statistik erfassten Fälle lag am Dienstag bei gut 72 000, die der Todesfälle in Festland-China bei 1868. Experten gehen allerdings von einer um ein Vielfaches höheren Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus.

Die meisten Infektionen und Todesfälle werden weiterhin in Zentralchina in der schwer betroffenen Provinz Hubei gezählt. Zum ersten Mal fiel ein Krankenhauschef Covid-19 zum Opfer. Liu Zhiming, Direktor des Wuchang Hospitals in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan, sei am Montag gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur China News. Im Kampf gegen das Virus haben sich offiziellen Angaben zufolge bisher gut 1700 Ärzte und Pflegekräfte angesteckt.

Am Montag hatte Chinas Regierung angekündigt, das wichtigste politische Ritual des Jahres, die Jahrestagung des Parlaments, wegen Covid-19 verschieben zu wollen. Der nationale Volkskongress hätte am 5. März in Peking beginnen sollen.

Wegen der Epidemie wird nun auch die internationale Automesse im April in Peking verschoben. Wie die Veranstalter mitteilten, sei die Entscheidung getroffen worden, «um die Gesundheit und Sicherheit der Aussteller und Teilnehmer zu gewährleisten». Die wichtigste Messe auf dem weltgrößten Automarkt sollte eigentlich vom 21. bis 30. April in der chinesischen Hauptstadt abgehalten werden.

Der Konzern Apple wird unterdessen wegen Covid-19 die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern mit. Zudem sei der Absatz von Apple-Geräten in China zuletzt gedämpft gewesen.

Für Probleme sorgen auch regional unterschiedliche Vorgaben im Zusammenhang mit Maßnahmen gegen die Lungenkrankheit. Die EU-Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es extrem schwierig machten, die Arbeit diese Woche nach den - wegen des Virus schon verlängerten - Ferien über das chinesische Neujahrsfest wieder aufzunehmen. «Das Ausmaß der Herausforderungen ist riesig», sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke.

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