Boeing: Strategische Wende eingeleitet

US-Luftaufsichtsbehörde kritisiert Boeing scharf

Die Kontroverse um Boeing zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden Qualitäts- und Sicherheitskultur in der Luftfahrtindustrie. Foto: EPA-EFE/Jagadeesh Nv
Die Kontroverse um Boeing zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden Qualitäts- und Sicherheitskultur in der Luftfahrtindustrie. Foto: EPA-EFE/Jagadeesh Nv

NEW YORK: Boeing kann sich nicht von negativen Schlagzeilen befreien. Nach Berichten über zahlreiche Pannen zieht der Flugzeughersteller Konsequenzen. Ein kürzlich veröffentlichter FAA-Bericht unterstreicht die gravierenden Mängel.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat dem amerikanischen Flugzeughersteller Boeing ein desaströses Zeugnis ausgestellt. Fast wöchentlich erreichen die Öffentlichkeit Nachrichten über verlorene Räder oder Türen, brennende Triebwerke und technische Defekte, die zu gefährlichen Situationen im Flug führen. Die Folge sind teilweise verletzte Passagiere, was das Vertrauen in den einst renommierten Konzern stark erschüttert.

Die "New York Times" veröffentlichte Auszüge aus dem Untersuchungsbericht der FAA, der die Situation bei Boeing als bedenklich darstellt. Diese Enthüllungen folgen auf den tragischen Tod eines Whistleblowers, eines 62-jährigen Ingenieurs, der unter mysteriösen Umständen in South Carolina tot aufgefunden wurde. Er war zeitlebens für Boeing tätig und hatte sich zuletzt gegen seinen Arbeitgeber gewendet, um auf Sicherheitsmängel hinzuweisen.

Whistleblower und FAA-Bericht

Die FAA hatte über sechs Wochen hinweg 89 Produktionsprozesse und Produkte von Boeing geprüft. Bei 33 Audits wurden die gesetzlichen Sicherheits- und Qualitätsstandards nicht erfüllt. Auch der Hauptzulieferer Spirit Aero Systems, verantwortlich für den Rumpfbau der Boeing-Maschinen, hielt den Vorgaben in mehreren Fällen nicht stand.

Zusätzlich zur mangelnden Dokumentation von Produktionsprozessen wurden bizarre Praktiken aufgedeckt, wie die Verwendung von Schmierseife für Türbolzen oder das Testen der Türdichtigkeit mit Hotelschlüsselkarten. Experten sehen darin einen klaren Beleg für den Kontrollverlust Boeings über seine Wertschöpfungskette.

Boeings Entscheidung zur Auslagerung der Produktion von Rumpfteilen im Jahr 2005 wird nun als grober Fehler angesehen. Diese Teile wurden an Spirit Aerosystems verkauft, was zu Lasten der Qualität und Sicherheit ging. Nach fast zwei Jahrzehnten und milliardenschweren Verlusten bei Spirit, strebt Boeing nun eine Re-Integration dieses essenziellen Geschäftsteils an.

Die Lehren aus der Krise

Die Reintegration von Spirit Aerosystems und die Einstellung neuer Fachkräfte mit erforderlicher Berufserfahrung sind Teil der angestrebten Wende. Auch die Unternehmenskultur soll sich wandeln, um Sicherheit und Qualität wieder in den Vordergrund zu stellen.

Dieser Artikel basiert auf Informationen eines Berichts von SRF, der die aktuelle Situation um den Flugzeughersteller Boeing beleuchtet.

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