Bangkoks Herz ist voller Geschichte

Sanam Luang: Von königlichen Zeremonien bis zu Volksfesten

Im Rampenlicht steht die Esplanade Sanam Luang an buddhistischen Feiertagen und an Songkran, dem thailändischen Neujahrsfest, mit buddhistischen Morgenzeremonien. Fotos: epa-efe/ Narong Sangnak
Im Rampenlicht steht die Esplanade Sanam Luang an buddhistischen Feiertagen und an Songkran, dem thailändischen Neujahrsfest, mit buddhistischen Morgenzeremonien. Fotos: epa-efe/ Narong Sangnak

BANGKOK: Viele Urlauber kennen den Sanam Luang zumindest dem Namen nach, doch nur wenige sind mit seiner faszinierenden Geschichte vertraut. Der Sanam Luang, auch als „Thung Phra Men“ oder „Pramane Ground“ bekannt, ist eine weite Esplanade im historischen Zentrum Bangkoks, direkt gegenüber dem alten Königspalast und dem Wat Phra Kaeo.

Diese bedeutende Freifläche ist eng mit den Ritualen und der Geschichte der thailändischen Monarchie verbunden. Ursprünglich für königliche Kremationen genutzt, wurde der Platz 1855 von König Mongkut in „Thong Sanam Luang“ umbenannt und später einfach „Sanam Luang“ genannt. Hier fanden die letzten Kremationen von Mitgliedern des Königshauses statt, darunter die von Königin Rambhai Barni 1986 und Prinzessin Galyani Vadhana 2008. Besonders denkwürdig war die Einäscherungszeremonie von König Bhumibol Adulyadej am 26. Oktober 2017, an der Staatsgäste aus aller Welt teilnahmen.

Reisanbau als Machtdemonstration

Seit der Gründung Bangkoks durch König Phut­thayotfa Chulalok (Rama I.) war der Sanam Luang Schauplatz zahlreicher bedeutender Ereignisse. Unter König Phra Nangklao (Rama III.) diente der Platz sogar dem Reisanbau als politische Demonstration gegenüber gegnerischen Nachbarländern. König Mongkut (Rama IV.) führte hier die Zeremonie des Ersten Pflügens ein, ein brahmanisches Fruchtbarkeitsritual, das den Ertrag der Reisernte vorhersagen sollte und bis heute Bestand hat.

Die Transformation des Sanam Luang erreichte unter König Chulalongkorn (Rama V.) einen Höhepunkt. Der Monarch ließ die Fläche erweitern, indem er umliegende Bauten entfernen ließ, und umgab den Platz mit Tamarindenbäumen, um die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Stadtgründung im Jahr 1897 vorzubereiten.

Seit der Regierungszeit von König Mongkut (Rama IV.) findet auf dem Sanam Luang die Königliche Pflugzeremonie statt, eine brahmanische Fruchtbarkeitsprozession.
Seit der Regierungszeit von König Mongkut (Rama IV.) findet auf dem Sanam Luang die Königliche Pflugzeremonie statt, eine brahmanische Fruchtbarkeitsprozession.

Platz des öffentlichen Lebens

Zusätzlich zur königlichen und zeremoniellen Nutzung war der Sanam Luang auch Ort des öffentlichen Lebens. Bis in die 1970er Jahre hinein fand hier jedes Wochenende der berühmte Wochenend-Markt statt, bevor er an den heutigen Standort des Chatuchak-Marktes verlegt wurde. 1934 war der Platz Austragungsort des ersten Fußballspiels zwischen der Chulalongkorn- und der Thammasat-Universität, das bis heute jährlich stattfindet.

Der Sanam Luang war jedoch auch Schauplatz tragischer Ereignisse. Am 6. Oktober 1976 kam es hier und an der Thammasat-Universität zu einem Massaker an protestierenden Studenten, bei dem 46 Menschen ums Leben kamen. 1992 war der Platz erneut Zentrum regierungskritischer Proteste, die als „Schwarzer Mai“ mit 52 Toten und rund 3.500 Festnahmen in die Geschichte eingingen.

Familien lassen Drachen steigen

Heute ist der Sanam Luang nicht nur ein Ort historischer Bedeutung, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Die Promenade um den Platz ist ein beliebter Ort zum Drachensteigen, besonders während der Monsunzeit. Zudem finden hier zu wichtigen buddhistischen Feiertagen wie Visakha Bucha Prozessionen statt, in denen die Kopie des Phra Phuttha Sihing, eines der wichtigsten religiösen Symbole Thailands, gezeigt wird.

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