AmCham sieht Chance auf Lösung im Handelsstreit mit Trump

US-Wirtschaftsminister Wilbur Ross. Foto: epa/Michael Reynolds
US-Wirtschaftsminister Wilbur Ross. Foto: epa/Michael Reynolds

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Eine Eskalation konnte die EU abwenden, das Schreckensszenario von Strafzöllen auf Autos ist aber nicht vom Tisch. Nun sieht die US-Handelskammer in Deutschland die Chance auf eine Einigung im Handelskonflikt - wenn Europa schnell agiert.

Die amerikanische Handelskammer in Deutschland sieht im Handelsstreit mit den USA Entspannungssignale. Wirtschaftsminister Wilbur Ross habe bei einem Treffen in Washington deutlich gemacht, dass es einen Verhandlungsweg gebe, um mit Europa eine Lösung zu finden, sagte Frank Sportolari, Präsident der AmCham Germany. «Aus Sicht von Ross sind Zölle auf Produkte aus Europa vermeidbar, auch die auf Autos», sagte Sportolari der Deutschen Presse-Agentur. Zwar entscheide am Ende US-Präsident Donald Trump, der Wirtschaftsminister habe aber großen Einfluss auf ihn.

Vorerst gebe es Spielraum für Verhandlungen. «Mein Eindruck ist, dass die EU ein paar Monate Zeit hat», sagte Sportolari. Sollten die Gespräche scheitern, müsse Europa aber mit Konsequenzen rechnen. Ferner sehe er nur eine geringe Bereitschaft der Amerikaner, die bestehenden Zölle auf Aluminium und Stahl aus Europa zurückzunehmen. Trüber sind Sportolaris Einschätzung nach die Aussichten im Streit zwischen den USA und China. «Mein Eindruck ist, dass die USA entschlossen zu weiteren Zöllen gegen China sind.»

Sportolari war mit einer AmCham-Delegation nach Washington gereist und hatte eine Reihe von Gesprächen geführt. Neben Wirtschaftsminister Ross traf er auch den Handelsbeauftragten für Europa, Jeffrey Gerrish, und Finanzstaatssekretärin Sigal Mandelker.

Der Handelsstreit schwelt seit Monaten und war zuletzt zwischen den USA und China eskaliert. Trump verhängte weitere Zölle auf Einfuhren aus Fernost im Wert von 200 Milliarden Dollar, Peking antwortete mit Zöllen auf US-Waren im Wert von 60 Milliarden. Der EU war es im Juli gelungen, drohende Strafzölle auf Autos zunächst abzuwenden. Sie würden gerade die deutsche Autobranche treffen. Vom Tisch sind die Maßnahmen aber nicht. Im August hatte Trump ein Angebot der EU ausgeschlagen, Zölle auf Autos gegenseitig auf null zu reduzieren.

Trump wolle, dass die Handelsbarrieren in Europa sinken und meine nicht nur Zölle, sondern auch Regulierung, Standards und Subventionen, sagte Sportolari. Den Präsidenten störten vor allem die milliardenschweren EU-Agrarhilfen. Dagegen hätten US-Produkte «keine Chance». Trump als Geschäftsmann erwarte bei Verhandlungen schnelle Reaktionen. Sein Eindruck von der EU sei aber, «dass sie mit ihren 28 Nationen nicht in der Lage ist, Dinge schnell zu entscheiden».

Bei den Gesprächen könnte es aus Sportolaris Sicht helfen, wenn Chefs deutscher Konzerne in die USA reisen, um etwa mit Gouverneuren und Abgeordneten zu sprechen. So könnten sie zeigen, dass deutsche Firmen viel zur Stärkung der amerikanischen Wirtschaft beitrügen. «Deutsche Unternehmen mit ihren Investments sind gerne gesehen.»

Die USA hätten auch weiter ein Interesse an einem Freihandelsabkommen mit Europa, obgleich der Name TTIP verbrannt sei. «Sie wollen aber einzelne Teile, die ausgehandelt waren, in einem neuen Vertrag umsetzen.» Die zähen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen USA und EU liegen seit dem Amtsantritt von Trump auf Eis.

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