«Alle an einem Tisch»: Macron will Krise schlichten

Der französischen Präsident Macron reist nach Neukaledonien, um eine Lösung der politischen Krise zu suchen. Foto: epa/Ludovic Marin
Der französischen Präsident Macron reist nach Neukaledonien, um eine Lösung der politischen Krise zu suchen. Foto: epa/Ludovic Marin

NOUMÉA: Seit rund zehn Tagen wird Frankreichs Überseegebiet Neukaledonien von schweren Unruhen erschüttert. Jetzt ist Präsident Macron selbst zur Schlichtung angereist.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat bei seinem Besuch in Neukaledonien Gespräche mit den verschiedenen politischen Kräften aufgenommen, um in dem von schweren Unruhen erschütterten französischen Überseegebiet zu schlichten. «Ich stehe an der Seite der Bevölkerung für die Rückkehr zu Frieden, Ruhe und Sicherheit», sagte Macron nach seiner Landung auf dem Flughafen der 1500 Kilometer östlich von Australien gelegenen Inselgruppe am Donnerstagmorgen (Ortszeit).

Während seines Besuchs würden Entscheidungen getroffen und Ankündigungen gemacht, versprach Macron vor den Treffen mit örtlichen Politikern und Wirtschaftsvertretern. Dabei werde es auch um die Versorgungsengpässe infolge der Krawalle sowie um den wirtschaftlichen Wiederaufbau gehen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Industrie- und Handelskammer den Schaden für die Wirtschaft Neukaledoniens auf mindestens 150 Millionen Euro geschätzt.

Der Präsident wurde von mehreren Kabinettsmitgliedern begleitet, darunter Innenminister Gérald Darmanin und Verteidigungsminister Sébastien Lecornu. «Wir müssen alle Beteiligten an einen Tisch bringen», betonte Macron in der Hauptstadt Nouméa. Er zähle dabei auf das Verantwortungsgefühl aller.

Ärger über geplante Verfassungsreform

Neukaledonien ist für Frankreich vor allem militärisch und geopolitisch sowie wegen großer Nickelvorkommen von Bedeutung. Auslöser der vor über einer Woche ausgebrochenen Unruhen mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten ist eine von der Regierung in Paris geplante Verfassungsreform. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen. Dagegen wehren sich Befürworter einer Unabhängigkeit der Inselgruppe.

Bei den Krawallen wurden zahlreiche Geschäfte zerstört und geplündert, der Flughafen von Nouméa ist weiterhin für alle kommerziellen Flüge geschlossen. Frankreich verhängte vorübergehend den Ausnahmezustand in Neukaledonien und entsandte zusätzliche Polizei- und Militärkräfte auf die Inselgruppe. Diese würden so lange wie nötig in Neukaledonien bleiben, sagte Macron. Inzwischen hat sich die Lage etwas beruhigt. Der Sender 1ère Nouvelle-Calédonie zitierte aber einen Lokalpolitiker mit den Worten, dass sich die Situation auch jederzeit wieder verschlimmern könne. «Es herrscht ein unbeschreibliches Chaos», sagte er.

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Ingo Kerp 23.05.24 12:50
Kolonialismus funktioniert eben nicht mehr. Das immer nett als franzoes. Überseegbiet bezeichnete Neu-Kaledonien hoerte sich immer an, als ob es nebenan liegen würde. Es ist weit weg von Frankreich, gesegnet mit Bodenschätzen und hat einen milit. Standortvorteil. Da tauchen natürlich Nachbarstaaten auf und wollen günstige Verträge nach einer Unabhängigkeit anbieten. Allen voran ist China natürlich dabei.