Weshalb die Polizei ab 1 Uhr alle Zapfhähne zudreht

Rigoroser Sperrstunden-Vollzug –Polizeichef der Region 8 gefeuert

Im Oktober 2015 stellte sich der neue Polizeichef der Region 8, Generalleutnant Thesa Siriwato, bei seinen Truppen vor. Jetzt ist der mächtige Kommandierende seines Postens enthoben worden und die Auswirkungen scheinen spürbar.
Im Oktober 2015 stellte sich der neue Polizeichef der Region 8, Generalleutnant Thesa Siriwato, bei seinen Truppen vor. Jetzt ist der mächtige Kommandierende seines Postens enthoben worden und die Auswirkungen scheinen spürbar.

KOH SAMUI/SURATTHANI: Südthailands oberster Polizeichef auf einen ‚inaktiven Posten‘ strafversetzt: Eine Maßnahme ganz oben angeordnet, die weit über die Provinzhauptstadt Suratthani hinaus erkennbare Folgen nach sich zieht. Was sind die Hintergründe? Weshalb wird fast zeitgleich seit fünf Nächten in allen Touristengebieten punkt 1 Uhr die Sperrstunde durchgedrückt und rigoros das Licht abgedreht?

Die Politik in Thailand erscheint kompliziert bis unverständlich. Noch nebulöser wird es, wenn innerhalb des mächtigen thailändischen Polizeiapparates die Fugen knirschen und die Bosse der Bosse ihrer Posten enthoben werden. In Surattani, dem Sitz des Polizeikommandierenden der Region 8, musste Generalleutnant Thesa Siriwato weniger als zwei Jahre nach Amtsantritt seinen Stuhl räumen. Seither brodelt es mächtig in der Gerüchteküche.

Die nicht ganz neuen Vorwürfe gegen den in Ungnade gefallenen Polizeigeneral und Leiter der Provinzen Suratthani, Krabi, Phuket, Phangna, Chumpon und Nakhon Si Tammarat sind in der thailändischen Presse breitgetreten worden. Er soll, so lautet ein Vorwurf gewusst haben, dass sich ranghöhere Polizeibeamte die attraktivsten Posten teils mit Millionensummen erkauft hätten. Er soll außerdem, munkeln ehemalige Freunde und Weggefährten, einen erkennbar großspurigen Lebensstil gepflegt haben. Der begeisterte Porsche-Fahrer war Schilderungen zufolge nicht nur mit seinem privaten Luxusschlitten gerne auf der Überholspur des Lebens unterwegs gewesen.

Das alleine reicht normalerweise nicht aus, um einen amtierenden Polizeigeneral in einer exponierten Position über die Klinge springen zu lassen. Fast immer sorgen politische Neubewertungen innerhalb des thailändischen Machtapparates und nachgeordnete Säuberungsbemühungen für das Abservieren zuvor hochdekorierter Polizeioffiziere. Im Fall Thesa Siriwato war der öffentliche Vorwurf des angeblichen Amtsmissbrauchs laut, lauter und möglicherweise zu laut geworden.

Der ehemalige demokratische Politaktivist und Abgeordnete Witthaya Kaewparadai aus der Provinz Nakhon Si Tammarat handelte sich heute einen gefährlichen Rüffel von Thailands Nationalem Polizeichef Chakthip Chaijinda ein, mit der unmissverständlichen Warnung, bei weiteren Korruptionsvorwürfen gegen die Royal Thai Police eine Verleumdungsklage zu riskieren. Witthaya hatte es gewagt offen auszusprechen, was nicht erst seit gestern Diskussionsstoff liefert: die mutmaßliche Zuweisung wichtiger Polizeiposten mit vorausgehender finanzieller Überzeugungskunst.

Selbst Thailands Polizei-Oberkommandierender Chakthip Chaijinda räumte ein, dass es in der Region 8 innerhalb des Polizeiapparates seit Jahren Vorwürfe wegen unverhältnismäßig hoher Zahlungen für die Vergabe lukrativer Stellen gegeben habe, er sagte jedoch auch, dass die Absetzung des Region 8-Polizeichefs nicht mit diesen Vorhaltungen in Zusammenhang zu bringen sei. Weitere Untersuchungen sollten klären, inwieweit sich Thesa Siriwato der Amtspflichtverletzung oder schwerer Vergehen schuldig gemacht haben könnte.

Weitaus weniger orakelhaft wird der wie ein Paukenschlag wahrgenommene Skalpellschnitt in der Polizeiregion 8 in der Bevölkerung bewertet. In den südlichen Provinzen wird allgemein vermutet, dass der abgesetzte Polizeikommandant auch durch seine Nähe zu dem ehemaligen Gelbhemden-Oppositionsführer Suthep Thaugsuban in Ungnade gefallen sein könnte. Thailands Nationaler Polizeichef Chajinda dementierte solche Mutmaßungen vehement, die verklausulierte Presseerklärung seiner Dienststelle trug in dieser Woche allerdings wenig zur Aufklärung bei. Suthep Thaugsubans Hauptwohnsitz ist wie der Amtssitz des Region 8-Polizeichefs Suratthani, ein Zufall?

Weshalb seit 17. Juni in Thailands Touristengebieten auf Koh Samui, Phuket und in Krabi bei der Sperrstunden-Verordnung plötzlich knallhart durchgegriffen wird, das versteht keiner wirklich. Seit Freitagnacht ist die Situation auch für Urlauber drastisch spürbar. Punkt 1 Uhr drehen Polizeieinheiten in den Nachtlokal-Vierteln ihre Runden, sie haben Videokameras dabei und halten alles fest. Wer keine Folge leistet und weitermacht, verliert seine Lizenz.

Will die Polizei öffentlich demonstrieren, wer in den pulsierenden Touristengebieten das Sagen hat? Soll durch diesen Sperrstunden-Vollzug ein mögliches Ende der Vergnügungsindustrie wie ein Drohszenario in die Nacht geleuchtet werden?

Betreiber von Bars und Diskotheken befürchten dieses Mal eine anhaltende Trockenlegung ihrer Existenzgrundlage. „Wenn wir um 1 Uhr die Leute nach Hause schicken müssen, die gerade erst in Stimmung für eine fröhliche Nacht sind, dann kann keiner dauerhaft überleben“, sagt ein lange auf Samui ansässiger Unternehmer.

Der Deutsche hat in knapp 20 Jahren viele Polizei- und Armeeauftritte erlebt und neigt zur Gelassenheit, dieses Mal haben er und seine Thaiehefrau jedoch ein ungutes Gefühl. In Bangkok, Pattaya, auf den südlichen Urlaubsinseln, überall schrillten seit Monaten die Alarmglocken und sie läuten wie ein Abgesang aufs seit Jahrzehnten funktionierende Nachtmilieu. Der deutsche Nachtbarbetreiber befürchtet, dass den Urhebern jüngster Willküraktionen gar nicht bewusst sei, dass nicht nur Leute wie er auf der Strecke bleiben, sondern langfristig der gesamte thailändische Tourismus.

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Leserkommentare

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Siggi Radost 23.06.17 13:43
endlich erreicht es auch den Süden
seit 2 Jahren müssen wir das in Chiang Mai erleiden, dass ein Ausgehen nach 12 Uhr nur noch in ein paar Bars die der Polizei hohe Bestechnungsgelder zahlt möglich ist. Legal auszugehen nach 1 Uhr ist unmöglich und das in der zweit größten Stadt Thailands. Und von denen die nach 1 Uhr noch aufhaben, wurden mehr als die Hälfte inzwischen von der Armee geschlossen.
Da wir selber eine Sportbar betreiben, wollten wir uns erkundigen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um länger zu öffnen. Aber leider gibt es anscheinend keinerlei Vorschriften oder Möglichkeiten eine spätere Lizens zu erlangen. Also entweder man schmeißt die Göste um 12 Uhr raus oder man bricht das Gesetz. In unserem Fall keine Samstag oder Sonntag abend Spiele der Bundesliga oder Premier League, keine Fussball WM in Lokalen oder Champions League und Pokal Endspiele!
Das Ausgehverhalten hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert und diejenigen, die jetzt sagen 12 Uhr reicht, antworte ich, wenn ihr eure Pension in Thailand verbringen wollt, dann müßt ihr aufs Land ziehen oder euch nicht beschweren, falls Lokale länger aufhaben. Klar muss es reguliert sei, und Lärmbelästigung vermieden werden, aber den Touristen vorzuschreiben um 12 Uhr ins Bett zu gehen, ohne eine Möglichkeit länger auszugehen ist ein Witz und schadet dem Tourismus nachhaltig. Und wenn dann die Leser hier in der Schinkenstrasse alleine sitzen und kein Tourist mehr da ist oder nur Chinesen und Russen, dann wisst ihr was ihr davon hab
Moo Carabao 23.06.17 13:40
Das Land der Freien
Ich bin seit 1992 Regelmässig in Thailand gewesen,allerding zuletzt 3 Jahre nicht mehr,fühle mich in Europa nicht so eingeschränkt wie in Thailand,es fällt mir nicht einfach das Land des Lächelns nochmal zu besuchen,vielen ist das Lachen leider vergangen
Jürgen Franke 22.06.17 23:28
Danke Herr Kleine, für Ihren Beitrag
Sie haben das Problem prägnant geschildert. Den Sinn der TukTuks mit den Lautsprecheranlagen werde ich nie verstehen. Eigentlich auch unverständlich, dass die Hotelbesitzer diesen Krach nicht abstellen können. Die Bürgermeisterin schläft sicherlich immer mit geschlossenem Fenster.
theo kleine 22.06.17 20:54
Technobaesse und nicht das Saufen sind das Problem
Ich muss mich noch einmal kurz melden.Kein Wirt verkauft ein Bier weniger wenn er seine Technobaese um ein Uhr wirklich abstellt, wenn alle das tun müssen und auch tun, damit wäre allen Seiten geholfen.
Aber speziell Discobetreiber und Besucher und ganz besonders auch Thais sind total indolent gegen Lärm.
Wer bis zum Umfallen saufen will und dann nicht Auto oder Bike fährt soll das tun, aber dazu braucht er keinen ohrenbetäubenden Lärm mit Technobaessen der überall hin dringt bis um vier Uhr morgens und die Tiefschlafphasen der Anwohner extrem verkürzt bzw erst gar nicht eintreten lässt. Dass das langfristig stark gesundheitsschädlich ist, sollte Allgemeinwissen sein selbst bei Urlaubssäufern und Thais und zur Rücksichtnahme zwingen.
theo kleine 22.06.17 16:41
Akustischer und Feinstaub Terror Badeverbot
In Patong sind das die Hauptuebel:

Akustischer Terror mit Techno Baessen bis um 4 Uhr in der Frühe und länger.

Verbrennung von Plastikmüll mit hoch giftigem Dioxin Ausstoß und großer Feinstaubbelastung.


Gesundheitsgefährdende Wasserqualität in der Bucht von Patong, die bei uns schon längst zu einem Badeverbot geführt hätte. Die Touristen schwimmen in ihrem eigenen Abwasser.

Eine häufig kriminell übergriffige Tuk Tuk und Taxi Mafia mit Fantasie Preisen auf der gesamten Insel.

Es wäre wünschenswert , wenn die Polizei geltende Gesetze wirklich einmal durchsetzt auf Betreiben der neuen Regierung.

Chinesen sind viel zu geizig um sich in den Bars zu besaufen, die vielen Iraner sind Moslems, Russen werden weniger nur Aussies und die auch weniger werdenden Europäer wären die hauptsächlich Betroffenen , wenn die Musik um 1 Uhr abgestellt wird und nur noch das Trinken weiter gestattet wird , was ein vernünftiger Kompromiss wäre. Ausgeweitet wie in England , hier nur auf ein verlängertes drink up bis um 2 Uhr.

Wer allerdings hofft , dass damit der endemischen Korruption in Thailand auch nur näherungsweise der Garaus gemacht würde, irrt gründlich

marco stangl 22.06.17 16:37
Weshalb die Nachtlokale auf Samui um 1 Uhr....
Sehr geehrte Redaktion,
der Umstand, dass jemand bekennender PORSCHE Fahrer ist sollte nicht dazu führen, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken und irgendwelche kriminellen Vermutungen anzustellen. Es gibt viele Möglichkeiten um sich einen Porsche zu leisten wie z. B. erben oder reich heiraten. Mir persönlich ist es egal und kann nur hoffen, dass die Neidkultur Deutschlands sich nicht auf Thailand projeziert.
Wie Ihnen sicher bekannt ist, gibt es genau wie in Europa unterschiedliche Öffnungszeiten für die unterschiedlichsten Gewerbe, die wiederum mit unterschiedlichen Steuerauflagen und Abgaben einhergehen. Wenn jemand also eine Sperrstundenverlängerung beantragt und genehmigt bekommt heißt dies erhöhte Abgaben. Aber manche “Spezialisten“ glauben sie könnten manchen was sie wollen. Ich persönlich finde es gut, dass die jetzige Regierung hart durchgreift und dafür sorgt, dass das vorhandene Gesetz zur Anwendung kommt. Anders bleibt Thailand was es bisher war.
Norbert Kurt Leupi 21.06.17 20:54
Saubermacher
Die Saubermacher haben sich vorgenommen , eine Politik zu etablieren , in dem sie den Leuten Angst einjagen und ihnen dann jede Lösung recht ist ! D.h. Mitmachen oder krepieren ! Thail.Politik ist wie eine Märchenstunde für Pubertierende !
Sitting Bull 21.06.17 15:51
Na ja......
Seit Jahren wird ein Ende des durch Korruption gedeckten unregulierten Nachtlebens propagandiert. Man will "Qualitaetstouristen" die Nachts schlafen koennen , viel Geld ausgeben und wiederkommen. Neu ist das nicht. Neu ist, dass man die Gesetze nun scheinbar durchsetzt. Nach jahrelanger Tiefbassfolter bis ins Morgengrauen fuer mich verstaendlich. Das hat schon so manchen Resortbesitzer in die Pleite getrieben. Nun muessen Kompromisse her. Bei Weitem nicht alle Touristen machen die Nacht zum Tag und stehen auf brutal laute Musik und Bargirls, Herr Gruber. Das sind Fakten mit denen man sich auseinander setzen muss. Die Mehrzahl der Touristen sind nun eben keine Europaer mehr sondern Russen und Chinesen . Die stehn da in der Masse nicht drauf. Ich plaediere fuer gesetzliche Schalldaemmung(kein Ton nach aussen) in klar ausgewiesenen Bezirken ohne Zutritt fuer Minderjahrige. So wird das wieder was. Thailand aendert sich(ob zum Vor-oder Nachteil sei dahingestellt)Wer nicht mitzieht muss gehen oder leiden. Ich bin laengst weg aus anderen Gruenden(Luftverschmutzung). Viel Glueck!