Wenn aus Patrick ‚Bei Otto‘ wird

​Wechsel zweier deutscher Gastronomen in Chaweng verdeutlichen den Wandel der Zeit

Toplage vor dem CentralFestival mit hohem Kostenfaktor: ‚Bei Otto‘-Filialleiter Sascha Barth und Freundin Hanna Niebler sehen gute Chancen in Chawengs Zentrum.
Toplage vor dem CentralFestival mit hohem Kostenfaktor: ‚Bei Otto‘-Filialleiter Sascha Barth und Freundin Hanna Niebler sehen gute Chancen in Chawengs Zentrum.

THAILAND: Koh Samuis Tourismus-Motor Chaweng ist beim Wandel der Tempo-Macher. Im Zentrum der Strandpromenade dreht sich das Rad schnell: kleine Gastronomen gehen, finanzkräftige Betreiber rücken nach. Die Neueröffnung der Zweigstelle des Spezialitäten-Lokals ‚Bei Otto‘ aus Bangkok an der Beach Road verdeutlicht den Umbruch.

Das in Thailand seit 30 Jahren erfolgreiche deutsche Gastronomie-Schwergewicht tritt mit großen Schuhen in die Fußstapfen des Vorgänger-Restaurants ‚Siam Dreams‘. Dessen schwäbischem Betreiber Patrick Fajfr blieb im April 2014 nur die Flucht in eine erschwinglichere Lage.

Miet-Barometer in Chaweng schlägt aus

Woran liegt es, dass sich das Gesicht Chawengs so radikal verändert? - Gewerbliche Mietnachfragen und die Internationalität des Publikums steigen. Damit schnellen auch die Pachtpreise nach oben. Selbst ein Vollblut-Gastwirt wie der Schweizer ‚Chez Andy‘ Müller wollte sich 2011 wegen des Einkaufscenters ‚CentralFes­tival‘ nicht weiter dem knüppelharten Wettbewerb stellen. Müller ging nach 17 Jahren. Das Shopping Center kam drei Jahre darauf tatsächlich. Seither schlägt in Chaweng das Mietbarometer noch wilder aus.

Nur die Starken mit einem ausgeklügelten Marketingkonzept haben Überlebenschancen. Am 19. September wird ‚Bei Otto‘ offiziell Eröffnung mit der Inselprominenz feiern. Dass sich der Profibetrieb nach 30 erfolgreichen Jahren in Bangkok nach Koh Samui wagt, belebt die Gastronomie.

Der Glaube an den Standort Koh Samui

Süddeutsche Spezialitäten und leckeres Fassbier im Restaurant sowie ein gut sortiertes Wurst- und Backwarenangebot aus eigener Produktion – damit setzte sich Gründer Otto Duffner seit 1984 in Thailand durch. Seine Nachfolger sind Chef de Cuisine Alexander von Wnuk-Lipinski und der Bäckermeis­ter Peter Douscha. Sie stehen hinter der Expansion der Marke ‚Bei Otto‘ mit mehr als 100 Vollzeitkräften. Sie stehen auch auf den Standort Samui.

Filialleiter Sascha Barth (39) aus dem schwäbischen Nördlingen und seine Münchner Lebensgefährtin Hanna Niebler (35) sind die Neuen an Chawengs Beachroad, 15 Moo 2, gleich gegenüber dem Starbucks Cafe am CentralFes­tival-Haupteingang. Außer ‚Bei Otto‘ betreuen sie auch das angrenzende italienische Restaurant ‚Amici‘. Sie sind der verlängerte Arm Bangkoks.

Preiswerter und größer: Patrick Fajfr und seine Partnerin Sandra Schneeweiss am neuen Standort des ‚Siam Dreams‘ im Norden der Beach Road beim Hotel Blue Lagoon.
Preiswerter und größer: Patrick Fajfr und seine Partnerin Sandra Schneeweiss am neuen Standort des ‚Siam Dreams‘ im Norden der Beach Road beim Hotel Blue Lagoon.

Der Druck ist seit der leisen Eröffnung am 3. September da. Dass es in dieser Toplage nicht billig ist und sich die Millioneninvestition für den aufwendigen Neubau auszahlen muss, erhöht den Erfolgszwang. Neun Jahre Vertrag hat ‚Bei Otto‘ zunächst. Im Mai sind Barth und seine Freundin Hanna fest nach Koh Samui gezogen. Zuvor lebten und arbeiteten sie in Irland. Nun sollen sie die Marke ‚Bei Otto‘ in Chaweng etablieren.

Fast gegensätzliche Vorgaben galt es für Patrick Fajfr (42) und seine Partnerin Sandra Schneeweiss (33) beim Auszug ihres ‚Siam Dreams‘ zu erfüllen: bei der Miete abspecken, dafür räumlich vergrößern. 900 Meter nördlich ihres ehemaligen Standortes fanden sie ein finanzierbares Domizil auf Höhe der Hotels Blue Lagoon und Natien. Die Stuttgarter sind erleichtert, dass sie die doppelte Restaurantfläche wie zuvor für das halbe Geld anmieten konnten.

Dem neuen Markt entgegengezogen

Mehr als 10.000 Euro mussten die Schwaben in den Umbau stecken. Es scheint sich auszuzahlen. Trotz der Nebensaison ist ihr neues ‚Siam Dreams‘ angenommen worden. Patrick und Sandra glauben an eine Zukunft in Chaweng: „Wir sind beim Wandel dabei und können mitmischen.“

Unfreiwillig sind auch sie ihrem Markt entgegengezogen. Dass sie im Zentrum nicht mithalten konnten, haben sie verkraftet. Viele deutschsprachige Gäste wohnen in den umliegenden Hotels ihres zweiten Standortes. Mit der Mischung aus preiswerter thailändischer, schwäbischer und internationaler Küche sind sie sogar näher an ihr Zielpublikum herangerückt.

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