VW-Aufseher sprechen über neues Vergütungssystem - Eckzahlen für 2016

Foto: epa/Carsten Koall
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WOLFSBURG (dpa) - Am Freitag geht es bei Volkswagen um Zahlen - um Geschäftsergebnisse und Gehälter. Die Top-Manager des Autobauers sollen künftig weniger verdienen. Auch politisch geht die Debatte um Millionenbezüge weiter.

Der Aufsichtsrat von Volkswagen kommt am Freitag zu Beratungen über eine Reform des Vergütungssystems für Top-Manager zusammen. Demnach soll künftig der Chef des Vorstands höchstens zehn Millionen Euro Gehalt pro Jahr bekommen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Konzern erfahren hatte. Hohe Bezüge sowie Millionen-Abfindungen bei VW hatten zuletzt erneut für Kritik gesorgt. Der über den Abgasskandal gestürzte Ex-VW-Chef Martin Winterkorn hatte in einigen Jahren zudem noch deutlich üppigere Summen als zehn Millionen Euro bekommen.

Mit Ergebnissen der Sitzung wird am Nachmittag gerechnet. Der weltgrößte Autohersteller hatte bereits 2016 angekündigt, sein Vergütungssystem für Führungskräfte ändern zu wollen. Die Initiative dafür hatten das Land Niedersachsen und der Betriebsrat ergriffen, wie weiter zu hören war. Das Land ist VW-Großaktionär und mit zwei Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten. Zuletzt hatte es Kritik auch daran gegeben, weil Christine Hohmann-Dennhardt nach nur gut einem Jahr Arbeit als VW-Vorstand für Integrität und Recht zu ihrem Abschied eine Zahlung von über 12 Millionen Euro erhält.

Außerdem wird erwartet, dass das Unternehmen nach dem Treffen des Kontrollgremiums erste Eckpunkte seiner Bilanz für 2016 vorlegt. 2015 hatte Volkswagen angesichts der immensen Kosten für den Diesel-Skandal den größten Verlust der Konzerngeschichte verzeichnet.

Auch das vergangene Jahr war gekennzeichnet von Kosten für den Skandal: Nach neun Monaten lagen die Sondereinflüsse durch Rechtsverfahren schon bei 2,6 Milliarden Euro - und Finanzanalysten rechnen für das letzte Quartal mit weiteren Belastungen. Ohne Kosten etwa für verschiedene Vergleiche in den USA und Kanada dürfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern jedoch mit 14,8 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht haben, schätzen Analysten. Beim Konzernumsatz wird Volkswagen wohl wie im Vorjahr dank des guten Laufs in China 213 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.

Bei der Aufarbeitung der Abgas-Affäre war zuletzt Audi-Chef Rupert Stadler in den Fokus geraten. Ein von Audi entlassener früherer Chefentwickler von Dieselmotoren hatte Vorwürfe gegen ihn erhoben. Der Audi-Chef habe ihm bei seiner Beurlaubung gesagt, «dass alles auf Druck von VW und dem VW-Aufsichtsrat geschehen ist», hatte der Anwalt des Ingenieurs Ulrich Weiß am Dienstag vor dem Arbeitsgericht Heilbronn aus Weiß' Gesprächsprotokoll zitiert.

Audi bestritt, dass Weiß den Inhalt richtig widergegeben habe. «Wir haben auch einen Zeugen dafür», sagte ein Firmensprecher. Der Entwickler geht vor Gericht gegen seine Freistellung im Zuge des Diesel-Skandals vor. VW betont bislang, dass für die Manipulationen nur eine Gruppe weniger Manager unterhalb der Top-Führungsebenen verantwortlich war.

Im September 2015 war zuerst in den USA offiziell bekanntgeworden, dass Volkswagen über Jahre ein Programm zur Manipulation von Diesel-Abgaswerten einsetzte. Neben der Kernmarke VW-Pkw sind Modelle etwa der Töchter Audi, Seat und Skoda davon betroffen.

Stadler, seit 2007 Audi-Chef, ist im Zuge der Affäre zunehmend unter Druck gekommen. Nach dem Beginn des Skandals hatte schließlich auch Audi zugeben müssen, dass in seinen großen Sechszylinder-Dieseln Abgas-Software eingesetzt wurde, die nicht US-Vorschriften entsprach.

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