KOH SAMUI: In der Sendung „Good bye Deutschland – die Auswanderer“ hätten Veronika und Franz Seewer keine Einschaltquoten erhöht. Sie sind keine Traumwandler und auch nicht telegen naiv. Ihren Abschied planten die Schweizer minutiös und stolperten nicht ins Traumland Thailand hinein. Das Ehepaar aus dem Kanton Bern brach vor einem Jahr die Brücken ab und startete auf Koh Samui ein neues Leben. Ohne romantische Flausen im Kopf, mit Plan und einem soliden Investment. So etwas wäre fürs deutsche Privatfernsehen kein gefundenes Fressen gewesen.
An die rustikale Begrüßung in der Schweizer Botschaft in Bangkok im April 2013 können sich Veronika und Franz Seewer bestens erinnern. „Schön, dass ihr nach Thailand kommt“, sagte der Botschaftsmitarbeiter, „von zehn gehen innerhalb eines Jahres neuneinhalb wieder.“ Die 12 Monate sind um. Vero und Fränä – wie sie ihre Freunde nennen, sind geblieben.
Erfolgsgeschichte wie ein Lehrstück
Die Erfolgsgeschichte ist ein Lehrstück dafür, wie man nach Thailand übersiedeln sollte. Die Seewers brachten genug Erspartes mit, suchten sich ihre Existenz bedächtig aus, sie schufteten 12 Monate wie Ackergäule und lernten ihr Gastgeberland zu respektieren. „Das war ein harter Lernprozess“, gibt Fränä zu. „Die unterschiedlichen Mentalitäten kann man nur überbrücken, wenn man sich die Mühe gibt, sich zu verstehen.“
Ihr Restaurant ‚Röstiland‘ mit sechs kleinen Bungalows liegt am Rande Lamais, kurz vor der Bergstrecke Richtung Chaweng. Schon bei der Wahl des Objektes hatten sie Glück und einen in Thailand seltenen, seriösen Vorgänger. Richu Schober (55), selbst ein Berner und 13 Jahre im ‚Röstiland‘ erfolgreich, verkaufte seinen Landsleuten einen lupenreinen gastronomischen Betrieb mit einem 13-Jahres-Pachtvertrag.
Beim Standort des Lokals hatte Schober im Jahr 2000 eine gute Nase. Luxushotels wie das Renaissance, Silawadee Spa oder Banyan Tree Samui residieren wenige Meter hinter dem Röstiland über der Bucht von Lamai. Manche geben dort bis zu 1.000 Euro pro Nacht aus. Das erste freundliche Lokal, das sie beim Erkundungsgang sehen, ist das urige Schweizer Restaurant mit dem liebevoll angelegten Gastgarten.
Als Vero und Fränä nach der Einarbeitung im Mai 2013 ins kalte Unternehmerwasser geworfen wurden, war ihnen schnell klar, dass die Hängematte warten musste. „Vom ersten Tag an rannten uns die Gäste die Hütte ein“, sagt Vero. Die gelernte Gastronomin und ihr Ehemann standen 16 Stunden am Tag im Restaurant. In den freien Minuten bauten sie den Garten aus und schufen weitere gemütliche Sitzgruppen.
Die Verständigung war die Haupthürde
Die Personalführung war für die Berner die dickste Herausforderung. Ohne Thaikenntnisse, ihr Englisch erst Monate zuvor bei einem dreimonatigen Sprachaufenthalt in Australien aufgemöbelt, das erforderte Geduld. Richu Schobers Lebensgefährtin war eine Thailänderin. Nun hatte plötzlich ein Schweizer Duo das Sagen. Zugute kam den Seewers, dass sie bei Urlauben eine Menge über die Mentalität der Thais gelernt hatten: Zuhören, niemals vor dem Personal die Nerven verlieren, nicht schreien.
Die Kommunikation klappt im April 2014. Vorbei sind die Tage, als ein Pilz-Toast als Makkaroni-Thunfisch-Salat aus der Küche kam. Vero und Fränä haben gelernt, dass ihre Küchenangestellten eine verständliche Führung brauchen. Im Mai beginnen sie ihren privaten Thaikurs. Für 2.000 Franken haben sie ein Intensivprogramm gebucht.
Bescheidenheit ist Teil der Kalkulation
Aus drei Angestellten im Röstiland sind sechs geworden, darunter eine Burmesin für den Service und eine Philippinin. Der Ruf des Röstilands hallt nach nur einem Jahr Seewer so laut, dass oft schon um 19 Uhr viele Gäste weggeschickt werden müssen.
Auch wenn der Erfolg ihnen Flügel verleiht und Thailand zur Heimat geworden ist, bleiben die Berner auf dem Boden. In der Schweiz zahlen sie weiter die Beiträge für die Altersversorgung. Die schweren Einkäufe im 18 Kilometer entfernten Großmarkt bewältigen die Seewers mit der gebraucht gekauften 125-ccm Honda Wave - die sie für 600 Schweizer Franken mit einem Seitenwagen bestückten. Bescheidenheit ist Teil der Kalkulation. Zunächst das Geschäft aufbauen und lernen, lernen, lernen.
„Die ersten Monate hätte ich nicht gedacht, dass wir es schaffen“, sagt Veronika Seewer. Fast wäre sie am eigenen Perfektionismus gescheitert. Dabei war es gerade die chaotisch-unregulierte Lebensart in Thailand gewesen, die ihnen neben dem Wetter das Auswandern so verlockend gemacht hatte.
Wenn wieder ein Aschenbecher auf dem Tisch vergessen worden ist oder morgens das Laub im Garten wirbelt, holt Veronika Seewer tief Luft, lächelt, nimmt den Besen und schreitet selbst zur Tat. Meist reißt ihr eine eifrige Thaiangestellte den Besen aus der Hand. „No, Vero, I can do for you…“ Es ist alles nur eine Frage der Psychologie.
Veronika Seewer (40) stammt aus Boltigen und wuchs in einer Bauernfamilie mit vier Geschwistern auf. 18 Jahre arbeitete sie in der Gastronomie und absolvierte die Abendhandelsschule. Die letzten fünf Jahre wirkte sie in der Handelsgenossenschaft des Schweizerischen Baumeisterverbandes als Beraterin für keramische Beläge. Berufsbegleitend schloss sie die Ausbildung zur Immobilienberaterin ab. Franz Seewer (47) kommt aus Wimmis, hat zwei erwachsene Kinder und absolvierte eine Lehre als Kunststoffapparatebauer. Mit 22 Jahren diente er fünf Jahre in der Schweizer Armee als Instruktions-Offizier der Rettungstruppen. Dann wechselte er in die Versicherungs- und Immobilienbranche. Franz Seewer ist leidenschaftlicher Hobbykoch und hat viele professionelle Kochkurse absolviert. |
ein normal Buerger und die Mentalitaet des Tais nicht unter Graben wie das 80% Farangs meinen. Die haben auch zu Hause enorme Schwierigkeiten Ich bin in Thailand Gast und kein Grosskotzer.