Vom Glassarg auf den Heldenfriedhof: Letzte Ruhe für Marcos

Foto: epa/Francis R. Malasig
Foto: epa/Francis R. Malasig

MANILA (dpa) - Er hat das Land ausgeplündert und Tausende Menschen auf dem Gewissen - doch Ferdinand Marcos darf nun auf dem Heldenfriedhof in Manila ruhen. Ein aus ähnlichem Holz geschnitzter Präsident macht das möglich.

Jahrelang war der philippinische Diktator Ferdinand Marcos in einem Glassarg aufgebahrt. In einem heruntergekühlten Mausoleum in seiner Heimatstadt Batac durften Besucher in einem Meer von Porzellanblumen und bei gedämpfter Choralmusik einen Blick auf den Mann werfen, der Milliardenbeträge aus der Staatskasse geplündert hatte. Seine Frau, die schuhverrückte Imelda, weigerte sich, ihren geliebten Mann unter herkömmliche Friedhofserde zu bringen. Sie wollte nur den Heldenfriedhof in Manila akzeptieren. Am Freitag, 27 Jahre nach Marcos' Tod, ging ihr Wunsch in Erfüllung.

Ferdinand und Imelda Marcos waren ein Glamourpaar par excellence. Die einstige Schönheitskönigin und ihr Mann zeigten sich gerne mit den Reichen, Schönen und Mächtigen der Welt. In ihrer Wohnung in Manila sind die Fotos davon wie Trophäen aufgestellt.

Sie war stets wie aus dem Ei gepellt: die pechschwarzen Haare hochtoupiert, die Füße in einem ihrer Tausenden Paar Schuhe und dazwischen Designerkreationen vom Feinsten, meist mit den auf den Philippinen als todschick geltenden spitzen Puffärmeln. Marcos sonnte sich im Blitzlichtgewitter um seine schöne Frau und verwöhnte sie. Das Geld kam aus den Staatskassen, wie Ermittler feststellten. Umgerechnet 12 Milliarden Dollar soll er beiseite geschafft haben.

Für die Opfer des Marcos-Regimes (1965 bis 1986) sah die Welt anders aus. Nach Verhängung des Kriegsrechts 1972 verschwanden Tausende; Tausende wurden umgebracht, Tausende gefoltert, alles im Namen eines Recht-und-Ordnung-Regimes. Als Regimekritiker Benigno Aquino bei seiner Rückkehr nach Manila 1983 am Flughafen erschossen wurde, begann Marcos' Niedergang. 1986 wurde er vom Volk mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt. Er starb 1989 im Exil auf Hawaii.

Imelda lebt noch. Sie ist 87 und Abgeordnete im Parlament. Sie verteidigt sich und ihren Mann bis heute gegen alle Vorwürfe. In den teils chaotischen demokratischen Zeiten nach Marcos sind seine Verbrechen verblasst. Viele Menschen begannen, sich nach den Marcos-Zeiten zurückzusehnen. Law-and-Order-Politik versprach auch Rodrigo Duterte - er wurde im Mai zum Präsidenten gewählt.

Bis dahin war der Sohn des ermordeten Aquino, ebenfalls Benigno, Präsident. Imelda hatte keine Chance, ihren Mann auf dem Heldenfriedhof unterzubringen. Das gelang jetzt unter Duterte.

Marcos' Tochter Imee lud Videos von der Prozession mit dem in eine Flagge gehüllten Sarg auf Facebook hoch. Erst vor zehn Tagen hatte das Oberste Gericht Klagen gegen die geplante Bestattung abgeschmettert.

Aus Sorge vor Protesten hatten die Organisatoren die Pläne bis zuletzt geheim gehalten. Sowohl Marcos' Frau Imelda als auch die Kinder waren zugegen, wie sie später berichteten. Vor dem Friedhof
zogen Hundertschaften der Polizei mit Schutzschilden auf. Im ganzen Land kam es vereinzelt zu Protestaktionen. «Er ist kein Held», stand auf einem Plakat. «Dies ist ein schwarzer Tag in der
Geschichte unseres Landes, an dem ein Tyrann, ein Mörder, ein Dieb als Held gefeiert wird», schrieb die Menschenrechtsorganisation Karapatan.

Anders als unter Marcos gibt es jetzt ein Weltstrafgericht, das Duterte schon wegen seiner blutigen Kampagne gegen Drogendealer mit Tausenden Toten im Visier hat. Duterte, berüchtigt wegen seiner derben Gossensprache, schert sich aber nicht um Kritik: Als «Hurensohn» titulierte er etwa schon den Papst und US-Präsident Barrack Obama.

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Leserkommentare

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Jack Norbert Kurt Leupi 19.11.16 21:56
Heldenfriedhof für einen Tyrannen
Und nach einem Unterbruch ist schon der nächste Despot, Tyrann und Massenmörder an der Macht ! Hoffentlich bietet sich die scheinheilige Schweiz ,vertreten durch die Bankster, nicht wieder an , das gestohlene Volksvermögen zu bunkern, wie zu Marcos Zeiten ,wo nach langem Hin und Her die letzten Millionen an den Philippinischen Staat zurückgegeben wurden und die "tränendrüsendrückende" Imelda leer ausging ! " We don`t need another Hero !"
Ingo Kerp 19.11.16 17:04
Marcos
Der Tyrann Marcos, der seinem Land unendliches Leid zugefügt hat, hat es auf den Heldenfriedhof geschafft. Das konnte nur deshalb funktionieren, weil sein "Bruder im Geiste", der zum Mord aufrufende derzeitige Präsident Duterte aus gleichem Holz geschnitzt ist. Das haben die Menschen der Philippinen wahrlich nicht verdient.