Baumhäuser im Protestcamp gegen Tesla dürfen bleiben

Blick am frühen Morgen auf die Tesla-Autofabrik. Foto: Jörg Carstensen/dpa
Blick am frühen Morgen auf die Tesla-Autofabrik. Foto: Jörg Carstensen/dpa

GRÜNHEIDE: Die Baumhäuser im Tesla-Protestcamp dürfen bleiben: Das Verwaltungsgericht wies Polizeiauflagen zurück. Somit entspannt sich die Lage um eine drohende Räumung vorerst.

Die Baumhäuser im Protestcamp gegen die Erweiterungspläne des E-Autobauers Tesla in Grünheide dürfen bleiben. Das Verwaltungsgericht in Potsdam wies entsprechende Auflagen der Polizei am Dienstag zurück. Eine Räumung des Camps am europaweit einzigen Autowerk von Tesla ist damit vorerst nicht möglich.

Die «allgemeinen Erwägungen zu einer Unvereinbarkeit des Protestcamps einschließlich der Baumhäuser mit naturschutzrechtlichen und baurechtlichen Vorschriften für die versammlungsrechtlich gebotene Gefahrenprognose» reichten laut der Begründung des Gerichts nicht aus. Auch habe sich die Versammlungsbehörde nicht «im gebotenen Maße» mit dem Umstand befasst, dass die Versammlungsfreiheit durch die Grundrechte geschützt ist. Gegen die Entscheidung ist noch eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg möglich.

Die Auflagen waren am vergangenen Freitag von Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) vorgestellt worden. Sie sahen neben dem Abbau der Baumhäuser ein striktes Betretungsverbot der Bauten vor. Die Aktivisten lehnten das ab und gingen gegen die Auflagen mit einem Eilantrag am Verwaltungsgericht vor, das seinerseits die Auflagen bis zur Entscheidung am Dienstag einfror.

Etwa 80 Aktivisten besetzen derzeit einen Teil eines Waldes an der Fabrik des E-Autoherstellers. Ihr Ziel ist es, eine Rodung des Waldstücks im Zuge einer geplanten Erweiterung des Geländes mitsamt Güterbahnhof zu verhindern. Ende Februar hatten sie ihr Camp errichtet. Eine Mehrheit der Bürger von Grünheide hatte in einer Bürgerbefragung gegen eine Erweiterung der Fabrik gestimmt. Die Gemeinde Grünheide schlägt in dem Konflikt vor, nur noch etwa die Hälfte des Waldes zu roden.

Die Polizei hatte die Aufforderung zum Rückbau der Baumhäuser mit einem hohen Gefährdungspotenzial für die Menschen in dem Camp begründet. Die Aktivisten lehnten das ab, weil die Baumhäuser elementarer Bestandteil ihres Protestes seien. Innenminister Stübgen hatte am Freitag gesagt, dass Verstöße gegen die Auflagen ein Ende der Versammlung zur Folge haben könnte. Den Begriff «Räumung» vermied er.

Die Aktivisten hatten das Camp wie eine Demonstration als politische Versammlung angemeldet. Solche Veranstaltungen unterliegen dem Versammlungsrecht und müssen von der Polizei nicht extra genehmigt werden. Sie können aber unter bestimmten Umständen untersagt oder mit Auflagen versehen werden.

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joe bachmann 21.03.24 09:02
hier wollen sie angeblich die bäume schützen, andernorts werden weit mehr gerodet um schädliche windräder aufzustellen. die grünen sind ein sowas von durchschaubares falsches pack.
Thomas Sylten 20.03.24 14:50
Wie immer ein Kampf David gegen Goliath, des Lebens (Bäume/Natur) gegen wirtschaftliche Verwertungsinteressen, oft auch Jüngere (zumindest im Herzen) gegen Ältere (im Kopf).

Älteren geht es oft mehr um die Grundlagen des Wohlstands (Ökonomie), Jüngeren zunehmend um die Grundlagen des Überlebens (Ökologie) auf einem durch wirtschaftliche Tätigkeiten zunehmend unwirtlicheren Planeten. Naheliegend, da Letztere einfach auch noch länger auf diesem Planeten verweilen werden als die Älteren - aber mir doch nicht wirklich nachvollziehbar:

1. waren wir doch auch alle mal jung und voller Verbesserungselan, den wir gegen die stets beharrenden Altvorderen durchzusetzen versuchten; und
2. haben die meisten von uns Kinder und Enkel, um deren Wohlergehen - und da zuallererst ein Überleben - wir doch ALLE besorgt sein müssten.

Was zum Teufel läuft falsch bei denen, die nur aus ihrer eigenen Perspektive die Welt betrachten, ohne sich je in die Haut der anderen, Jüngeren versetzen zu können??