António Guterres wird 75

​UN-Chef in turbulenten Zeiten 

Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres in Amman. Foto: epa/Mohammad Ali
Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres in Amman. Foto: epa/Mohammad Ali

NEW YORK: Er ist ein Verfechter der stillen Diplomatie in dröhnenden Zeiten. UN-Generalsekretär António Guterres' Geburtstagswunsch dürfte nicht so bald in Erfüllung gehen.

Moralische Macht mit geringem politischem Einfluss: UN-Generalsekretär António Guterres feiert seinen 75. Geburtstag am Dienstag in turbulenten Zeiten. Inmitten einer Vielzahl von Kriegen und Konflikten in der Welt wünscht der UN-Chef - seinem Job angemessen - «die Rückkehr zu Frieden und Anstand auf der ganzen Welt», wie sein Sprecher in New York mitteilte. Ob Guterres allerdings etwas Besonderes plane, vielleicht sogar eine Party schmeiße, blieb unbekannt.

Guterres ist seit 2017 Chef der Weltorganisation, im Januar 2022 trat er eine zweite Amtszeit an, die Ende 2026 ausläuft. Der einstige Ministerpräsident Portugals gilt als zurückhaltender und intellektueller Beobachter des Weltgeschehens und Verfechter einer stillen Diplomatie hinter den Kulissen - also genau dem Gegenteil zum zunehmend lauten Getöse auf der internationalen Bühne.

Mit seiner Art konnte der als durchaus humorvoll geltende Guterres es zu Beginn seiner Amtszeit weitgehend vermeiden, den Zorn des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf sich zu ziehen. Damit schützte er die Vereinten Nationen vor größeren Vergeltungsmaßnahmen, erklärt UN-Experte Richard Gowan von der Denkfabrik Crisis Group. Einen seiner wenigen politischen Triumphe dürfte Guterres 2022 erreicht haben: Damals brachte er das Abkommen zur Ausfuhr ukrainischen Getreides über das durch Russland blockierte Schwarze Meer maßgeblich mit auf den Weg.

«Aber Guterres hatte in einer sehr turbulenten Zeit auch Mühe, sich in internationalen Angelegenheiten durchzusetzen», so Gowan weiter. Immer wieder habe die destruktive Politik von Großmächten seine Agenda gestört. Im Zuge des Gaza-Krieges sei er schließlich lauter und offener geworden: «Ich denke, er wirkte moralisch stark, aber politisch schwach, denn es war offensichtlich, dass seine Bitten um einen Waffenstillstand kaum Wirkung zeigten.»

Der Generalsekretär betont immer wieder, dass die Vereinten Nationen sich ändern müssten, weil auch die Machtverteilung in der Welt mit vielen aufstrebenden Mächten eine andere geworden sei. Guterres pocht deshalb auf eine ambitionierte Reformagenda, die in diesem Herbst auf dem sogenannten «Zukunftsgipfel» der UN unter dem Vorsitz Deutschlands und Namibias verabschiedet werden soll. Einen ersten Entwurf des Abkommens, der keine nennenswerten Änderungen zum Beispiel bei der Struktur des Sicherheitsrates oder anderen wichtigen UN-Organen enthielt, hatte Guterres dem Vernehmen nach mit Enttäuschung aufgenommen.

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