Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Mittwoch

Foto: epa/dpa Fotomontage
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EU-Ratschef erwartet bald Entscheidung für mehr Flugabwehr für Ukraine

BRÜSSEL: EU-Ratspräsident Charles Michel erwartet bald Entscheidungen für mehr Luftverteidigungssysteme für die Ukraine. «Das ist keine Frage von Monaten. Es ist eine Frage von Tagen und Wochen», sagte der Belgier in der Nacht zum Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel. Er könne versichern, dass alle Beteiligten alles täten, was möglich sei, um den Prozess zu beschleunigen.

Die EU hatte zuvor angesichts massiver russischer Raketen- und Drohnenangriffe auf die Ukraine weitere militärische Unterstützung in Aussicht gestellt. Es sei dringend notwendig, dem Land Luftverteidigungssysteme zur Verfügung zu stellen und die Lieferung aller erforderlichen militärischen Unterstützung zu beschleunigen und zu intensivieren, heißt es in einer veröffentlichten Erklärung der EU-Staats- und Regierungschefs. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in einer Videoschalte mit den Gipfelteilnehmern dringend einen verbesserten Schutz seines Landes vor russischen Luftangriffen gefordert.


Votum über Ukraine-Hilfen im US-Kongress am Wochenende geplant

WASHINGTON: Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, erwartet nach monatelanger Blockade eine Abstimmung in seiner Parlamentskammer über weitere US-Hilfen für die Ukraine am Samstagabend (Ortszeit).

Den Gesetzentwurf werde er im Laufe des Tages veröffentlichen, teilte Johnson seiner Fraktion am Mittwoch mit, wie US-Medien übereinstimmend berichteten.


BBC: Mehr als 50.000 russische Gefallene in der Ukraine gezählt

LONDON: Die Zahl bestätigter russischer Gefallener im Krieg gegen die Ukraine ist einer Analyse der britischen Rundfunkanstalt BBC zufolge inzwischen höher als 50.000. Das geht aus Zählungen der russischsprachigen BBC-Redaktion, der unabhängigen Mediengruppe Mediazona sowie Freiwilliger hervor, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten BBC-Bericht. Die tatsächliche Zahl dürfte westlichen Schätzungen zufolge jedoch mehr als doppelt so hoch sein, da viele Todesfälle nicht bestätigt werden können.

Ausgewertet wurden demnach Satellitenbilder von Friedhöfen, die teils mit Bildern und Videos vom Boden verifiziert wurden, offizielle Berichte, Zeitungen und soziale Medien. Nicht mitgezählt worden seien die Toten unter den prorussischen Kämpfern aus den von Moskau besetzten ukrainischen Regionen Donetzk und Luhansk. Eine aktuelle offizielle Zahl über die Höhe der russischen Verluste gibt es dem BBC-Bericht zufolge nicht.

Einer der Gründe für die hohen Verluste der russischen Invasionstruppen in der Ukraine ist nach Einschätzung von Experten eine sogenannte «Fleischwolf»-Taktik, bei der die gegnerischen Linien mit einer großen Zahl von Angreifern überrannt werden sollen. Diese habe sich jedoch als sehr verlustreich herausgestellt und nur geringe Gebietsgewinne gebracht.

Die Ukraine hat Angaben Kiews zufolge bis Februar dieses Jahres 31.000 Soldaten verloren. Die wahre Zahl dürfte nach Einschätzung von US-Geheimdiensten jedoch auch höher sein, hieß es in dem BBC-Bericht.


Frankreich lädt Putin nicht zum Gedenken an D-Day in der Normandie ein

PARIS: Zur Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Landung alliierter Truppen in der Normandie im Zweiten Weltkrieg Anfang Juni will Frankreich den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht einladen. Russland soll jedoch eingeladen werden, einen Vertreter zu schicken. «Die Russische Föderation führt seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Frankreich aufs Schärfste verurteilt», teilten die staatlichen Organisatoren des D-Day-Gedenkens in Paris am Mittwoch mit. «Angesichts dieser Umstände wird Präsident Putin nicht eingeladen, an den Gedenkfeiern zur Landung in der Normandie teilzunehmen.»

«Russland wird jedoch eingeladen werden, vertreten zu sein, damit die Bedeutung des Engagements und der Opfer des sowjetischen Volkes sowie sein Beitrag zum Sieg von 1945 gewürdigt werden», hieß es. Im Gegensatz zum Kreml betreibe Frankreich keine Politik des Geschichtsrevisionismus.

Die internationale Gedenkfeier mit Staatschefs aus aller Welt wird am 6. Juni an der Küste in der Normandie organisiert. Vor zehn Jahren war Putin bei den Feierlichkeiten in Nordfrankreich dabei und traf dort unter anderem auf den damaligen US-Präsidenten Barack Obama.

Der gewaltige Militäreinsatz vor fast 80 Jahren war der Auftakt zur Befreiung Frankreichs und Westeuropas von der Nazi-Herrschaft. Etwa 4100 Landungsboote mit mehr als 150.000 Soldaten machten sich im britischen Portsmouth auf den Weg nach Nordfrankreich. Zur Streitmacht der Alliierten am sogenannten D-Day, dem 6. Juni 1944, gehörten vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen.


Raketenangriff im Norden der Ukraine: Zahl der Toten steigt auf 13

TSCHERNIHIW: Nach einem russischen Raketenschlag steigt die Zahl der Toten im nordukrainischen Tschernihiw weiter an. Dutzende Menschen wurden zudem verletzt.

Nach einem russischen Raketenangriff auf die nordukrainische Großstadt Tschernihiw ist die Zahl der Toten auf mindestens 13 angestiegen. Zudem seien mehr als 60 Menschen verletzt worden, teilte Innenminister Ihor Klymenko am Mittwoch bei Telegram mit. Die Rettungsarbeiten dauerten noch an. Zunächst hatten die Behörden von zehn Toten und rund zwanzig Verletzten gesprochen.

Am Mittwochmorgen waren nach Behördenangaben drei russische Raketen im Zentrum von Tschernihiw eingeschlagen, gut 70 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte daraufhin an die Bündnispartner, der Ukraine mehr Flugabwehr zur Verfügung zu stellen.

Die Ukraine wehrt mit westlicher Unterstützung seit mehr als zwei Jahren eine russische Invasion ab.


Zehn Tote nach Raketenangriff - Selenskyj drängt auf mehr Flugabwehr

TSCHERNIHIW/KIEW: Bei einem neuen russischen Raketenangriff gibt es viele zivile Opfer. Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft den Bündnispartnern unzureichende Lieferungen von Flugabwehrsystemen vor.

Vor dem Hintergrund eines russischen Raketenangriffs auf die Großstadt Tschernihiw mit vielen Toten hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr Flugabwehr von den westlichen Partnern eingefordert. «Das wäre nicht passiert, wenn die Ukraine ausreichend Flugabwehr erhalten hätte und wenn die Welt entschlossen genug gewesen wäre, dem russischen Terror entgegenzutreten», schrieb der Staatschef am Mittwoch bei Telegram. Es werde weiter nach Opfern unter den Trümmern gesucht. Selenskyj zufolge wurden bisher 10 Tote geborgen. 20 weitere Menschen wurden verletzt.

Den Ukrainern fehle es bei ihrem Kampf nicht an Entschlossenheit, fügte Selenskyj hinzu. «Es braucht eine ausreichende Entschlossenheit unserer Partner und eine ausreichende Unterstützung, die diese Entschlossenheit widerspiegelt», mahnte der Präsident. Am Morgen waren nach Behördenangaben drei russische Raketen in der nordukrainischen Gebietshauptstadt Tschernihiw eingeschlagen.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren mit westlicher Unterstützung eine russische Invasion ab.


Tote und Verletzte nach russischem Raketenschlag auf Tschernihiw

TSCHERNIHIW: Systematisch beschießt Russland die Ukraine mit Drohnen und Raketen. Am Mittwoch trifft es die Gebietshauptstadt Tschernihiw. Die Behörden sprechen von vielen Opfern.

Bei einem russischen Raketenangriff auf die Großstadt Tschernihiw im Norden der Ukraine sind Behördenangaben nach mindestens 10 Menschen getötet und 20 verletzt worden. Bei Bekanntgabe der ersten Opferzahlen hatte der Bürgermeister Olexander Lomako am Mittwoch im Fernsehen gesagt, die Zahl werde voraussichtlich noch steigen. Bei dem Angriff seien drei Raketen in der Nähe des Stadtzentrums eingeschlagen, sagte der Militärgouverneur der Region, Wjatscheslaw Tschaus, per Video in seinem Telegram-Kanal.

Getroffen wurden demnach Objekte der zivilen und sozialen Infrastruktur. Ärzte und Rettungstrupps seien bereits im Einsatz, versicherte Bürgermeister Lomako. Die Bevölkerung wurde zum Blutspenden aufgerufen.

Tschernihiw liegt etwa 150 Kilometer nördlich von Kiew unweit der Grenze zu Russland. Als im Februar 2022 russische Militärs in die Ukraine einmarschierten, wurde auch Tschernihiw angegriffen. Den Angreifern gelang es aber nicht, die Stadt einzunehmen. Tschernihiw wurde durch intensiven Beschuss und eine Blockade aber schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Gebiet ist die Stadt mehrfach zum Ziel russischer Angriffe aus der Luft geworden.

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