DUBLIN: Bei den Parlamentswahlen im Iran konnte das Lager erzkonservativer Fundamentalisten seine Macht ausbauen. Dazu meint die in Dublin erscheinende «Irish Times» am Mittwoch:
«Die meisten Kandidaten der Opposition wurden disqualifiziert, und Wahlkampf war nur eine Woche lang erlaubt. Aktivisten, die zum Boykott aufriefen, wurden verhaftet. Die Wahllokale blieben sechs Stunden länger geöffnet als angekündigt, um so die Beteiligung zu erhöhen. Trotzdem lag sie nach offiziellen Zahlen landesweit nur bei 41 Prozent, was der Innenminister als «eine großartige Mobilisierung» bezeichnete. Tatsächlich handelte es sich um die niedrigste Wahlbeteiligung seit der Gründung der Islamischen Republik im Jahr 1979. (...)
Der Iran geriet 2022 in Aufruhr, nachdem die junge Frau Mahsa Amini drei Tage nach ihrer Verhaftung durch die Religionspolizei, weil sie ihr Kopftuch «unangemessen» getragen hatte, im Krankenhaus gestorben war. In der landesweiten Protestwelle schlossen sich denjenigen, die gegen das institutionalisierte System der sexuellen Apartheid im Iran demonstrierten, auch Menschen an, die durch wirtschaftliche Not auf die Straße getrieben wurden. Die Regierung lehnte Verhandlungen ab und reagierte stattdessen mit brutaler Unterdrückung, die mehr als 500 Zivilisten das Leben kostete. 2022 kehrte das iranische Regime dem Volk den Rücken zu. Jetzt hat es den Anschein, dass sich das Volk von ihm abgewandt hat.»