Reis-Skandal weitet sich aus

Reis-Skandal weitet sich aus

THAILAND: Die Untersuchungen der mit Reissäcken gefüllten Lagerhäuser landesweit offenbaren ein erschreckendes Ausmaß an Korruption und einen Mangel an Rechtsverständnis. Bereits nach wenigen Tagen registrierte der Leiter der Aktion, Polizeigeneral Aek Angsananont, dass es krasse Diskrepanzen zwischen der Buchhaltung der Reismühlen und tatsächlich vorgefundenen Beständen gibt.

Die vom National Council for Peace and Order (NCPO) angeordneten Inspektionen bringen einen Skandal ans Tageslicht. Landesweit sind zig Tonnen des Getreides aus den Lagerhäusern verschwunden, die Auszeichnung der Säcke stimmt nicht mit dem Inhalt überein (qualitativ guter Reis gegen minderwertigen ausgetauscht), Getreide verfault und verschimmelt, Dächer der Hallen sind nicht dicht. In Phichit fehlten in einer Halle 200.000 Säcke Reis, in Pathum Thani waren es  90.000 Säcke. Ein Sack enthält 100 Kilogramm Reis.

Die Militärregierung hat Hunderte Soldaten und Polizisten mit den Untersuchungen beauftragt. Das Ergebnis wird niederschmetternd ausfallen. Besonders für die ehemalige populistische Regierung unter Yingluck Shinawatra. Denn sie hatte das Reisförderprogramm (Rice-pledging scheme) beschlossen, das den Landwirten einen Preis weiter über dem Markwert garantierte. 

Konsequente Bereicherung gewisser Kreise

Staatssekretär Panadda Dissakul vom Nationalen Rat für Frieden und Ordnung (NCPO), der die Inspektion aller Reislager in Thailand koordiniert, sprach von ‚einer „konsequenten Bereicherung gewisser Kreise auf Kosten der Bauern und der Wirtschaft des Landes“. Panadda sagte, dass die Vorgängerregierung bei ihrem Subventionsprogramm kein erkennbares Kontrollsystem eingerichtet habe.

Verlust für den Staat könnte bei 500 Millionen Baht liegen

Weil der Staat das Getreide nicht los wurde, auch nicht exportieren konnte, mussten Lagerflächen angepachtet werden. In den Hallen liegen die Säcke seit vielen Monaten,  der Reis ist Insekten, Ratten und Mäusen ausgesetzt. Und findige Geschäftsleute tauschten schlechtes gegen gutes Getreide aus und machten hohe Gewinne. Andere profitierten vom Förderprogramm, in dem sie aus Nachbarländern Reis zum Marktwert importierten und als in Thailand geerntetes Getreide ausgaben. Behörden geben den Verlust für den Staat mit 500 Milliarden Baht an. Er dürfte weiter steigen, wenn die Inspektionen beendet sind und in den Hallen wesentlich weniger Getreide lagert als bisher amtlich notiert.

Das Vertrauen des NCPO in das ehemalige Reisprogramm liegt bei Null

Dass das Vertrauen des Nationalen Rates für Frieden und Ordnung in das ehemalige Reisprogramm sowie die handelnden Akteure bei Null liegt, veranschaulicht das Vorgehen von Militär und Polizei. Die zu überprüfenden Lagerhallen wurden mit vier unterschiedlichen Vorhängeschlössern gesichert. Vier Personen erhielten jeweils einen Schlüssel, um weiteren vorsätzlichen Betrug zu unterbinden. Außerdem werden die Reislagerhäuser und Mühlen von Soldaten bewacht, bis die Inspektoren ihre Arbeit vollendet haben. 

Staatssekretar Panadda Dissakul  rechnet mit dem Schlimmsten. „Meine Befürchtungen bezüglich des Ausmaßes dieses Subventionsbetruges sind weit übertroffen worden“, erklärte er. Es werde Jahre dauern, bis sich Thailands Reiswirtschaft davon erholt habe. Polizeigeneral Aek Angsananont sagte, dass überführte Nutznießer dieses gigantischen Betrugssystems mit harten Strafen rechnen müssten. (Foto: Nation)

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