«Pokémon Go»-Jäger landen in Japan selbst in Falle

Foto: epa/Kimimasa Mayama
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TOKIO (dpa) - Japan ist im «Pokémon Go»-Fieber. So sehr, dass Bahngesellschaften, Atombetreiber und selbst die Atombomben-Gedenkstätten in Hiroshima und Nagasaki den Betreiber um Einhalt gebieten müssen. Bisweilen stellen sich die Spieler allerdings auch schon mal selbst ein Bein.

«Pokémon Go» sorgt im Geburtsland Japan für helle Aufregung. Der Hype geht soweit, dass die Jagd auf die virtuellen Monster selbst vor den Gedenkstätten der Atombombenopfer in Nagasaki und Hiroshima nicht halt macht. Die Stadtoberen haben daher den Betreiber des Smartphone-Spiels aufgefordert, die Friedensgedenkstätten von den «Pokémon Go»-Jagdgründen auszunehmen. «Der Friedenspark ist kein Ort für Spieler», sagte ein Stadtvertreter in Nagasaki wenige Tage vor den Gedenkfeiern zum Jahrestag der US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima am 6. August und Nagasaki am 9. August. Auch Bahngesellschaften und Atomkraftwerke riefen die «Pokémon Go»-Betreiber laut japanischen Medienberichten dazu auf, sicherzustellen, dass die Monster nicht in ihren Anlagen auftauchen.

Der Gouverneur von Fukushima, wo das 2011 bei einer Tsunami-Katastrophe zerstörte Atomkraftwerk Fukushima Daiichi steht und wo noch immer große Gebiete evakuiert sind, schloss sich der Besorgnis an. Es sei nicht gut, dass «Pokémon Go»-Spieler auf der Jagd nach ihren Monstern in solche Gebiete gelangen könnten. Zuvor hatte bereits die Zentralregierung in Tokio eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung zu Vorsicht und angemessenem Benehmen aufzurufen.

Manche Spieler sind dermaßen in ihr Spiel vertieft, dass sie sich und die Umwelt vergessen. In einem Fall sind gleich mehrere «Pokémon Go»-Spieler deshalb selbst zu Gefangenen geworden. Weil sie in einer öffentlichen Parkanlage der Stadt Yamagata bis in den späten Abend hinein so sehr in das Spiel auf ihren Smartphones vertieft waren, merkten die Spieler nicht, als sich die Tore des Parks wie an jedem Tag schlossen, wie der Fernsehsender NHK am Donnerstag berichtete.

Als sie den Park in der Nacht in ihren 20 Autos verlassen wollten, standen sie plötzlich vor verriegeltem Tor. Daraufhin gingen bei der zuständigen Wachgesellschaft mehrere Hilferufe ein. Nach einer Stunde schließlich konnten die selbstvergessenen Autofahrer den Park wieder verlassen. Das Spiel war am vergangenen Freitag im Geburtsland der «Pokémon»-Monster an den Start gegangen und hatte ähnlich wie zuvor schon in Dutzenden anderen Ländern einen Ansturm ausgelöst.

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